Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Augeninnendruckerhöhung

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Augeninnendruckerhöhung

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Hallo Dr. Paulus, ich bin in der 37. Woche schwanger. Am 02.11. wird der Zwerg wg. einer Insertio velamentosa per Kaiserschnitt mit PDA geholt. Aufgrund einer chronischen Iritis sowie einer daraus result. Augeninnendruckerhöhung nehme ich seit Beginn der Schwangerschaft Predni-Pos Augentropfen bzw. Vexol sowie bis vor kurzem Xalacom-Tropfen, da die von Ihnen empfohlenen Timolol-Tropfen nicht ausreichten. Vor zwei Wochen konnte ich dann wieder auf Timolol umsteigen. Das Aufklärungsgespräch der Sectio ist erst am 29.10.07. Ist es notwendig, die Timolol-Tropfen jetzt vorsichtshalber abzusetzen oder kann ich sie bedenkenlos bis zum Gespräch einmal täglich weiternehmen? Die Predni-Pos Tropfen stellen kein Problem dar, oder? Nach der Geburt möchte ich gerne stillen. Aus Ihren bisherigen Antworten entnehme ich, dass die Predni-Pos Tropfen (allerdings zu Beginn eines Schubes stündlich, dann langsam ausschleichen, schließl. Vexol dauernd) sowie die Timolol-Tropfen (einmal täglich) vereinbar mit dem Stillen sind. Gilt dies auch für die Xalacom-Tropfen, sofern Timolol irgendwann wieder nicht ausreichen sollte? Für Ihre Mühe danke ich Ihnen im voraus. Liebe Grüsse, Lara L


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Medikation mit Prednisolon gehen nur geringe Mengen in die Muttermilch über (Ost 1985, Greenberger et al 1993). Unter einer maternalen Dosis über 20 mg/d empfehlen manche Untersucher eine Stillpause von ca. 4 Stunden nach der Einnahme. Selbst bei Medikation mit Prednisolon 80 mg/d entspricht die Aufnahme über die Muttermilch nur weniger als 10% der endogenen Cortisolproduktion des Säuglings. Sowohl die American Academy of Pediatrics als auch die WHO Working Group on Human Lactation betrachten die Anwendung von Prednison / Prednisolon als kompatibel mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994, WHO Working Group 1988). Die obigen Angaben beziehen sich auf eine orale Medikation. Im Falle einer lokalen Anwendung am Auge sind praktisch keine relevanten Mengen in der Muttermilch zu erwarten. Bei zweimal täglicher Applikation von Timolol Augentropfen 0,5% konnte ein mütterlicher Plasmaspiegel von 5,6 ng/ml bzw. eine Konzentration von 0,93 ng/ml in der Muttermilch nachgewiesen werden (1,5 Stunden nach Anwendung). 12 Stunden nach Applikation fand sich in der Muttermilch nur noch eine Konzentration von 0,5 ng/ml (Lustgarten & Podos 1983). Geht man von einer Stillmahlzeit von 75 ml im Intervall von 4 Stunden aus, erhält der Säugling Dosen, die noch keine kardialen Effekte wie Bradykardie (niedrige Herzfrequenz) auslösen können. Die American Academy of Pediatrics betrachtet die Anwendung von Timolol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Latanoprost und dessen Metaboliten können in die Muttermilch übergehen. Deswegen rät der Hersteller von einer Anwendung in der Stillzeit ab (Fachinfo XALATAN 2005).


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