Frage: Antidepressiva, Benzodiazepine und Stillen

Hallo, ich bin jetzt in der 30. SSW. Seit bald 2 Jahren leide ich unter Panikattacken. Ich hatte zeitweilig eine Gesprächstherapie, die ich wegen Babysittermangels dann abbrechen musste. Da die Angst nicht von alleine weggeht, möchte ich gerne einige Monate nach der Geburt wieder eine Therapie anfangen. Weil mich die Angst in der Schwangerschaft doch sehr belastet und ich befürchte, dass es nach der Geburt durch die Hormonschwankungen noch schlimmer wird, habe ich bald einen Termin beim Arzt um über eine mögliche Medikamentierung bis Therapiebeginn zu sprechen. Mit den bei Angststörungen üblich verschriebenen Antidepressiva würde ich gerne bis nach der Geburt (am liebsten bis zum Therapiebeginn) warten. Ich befürchte nämlich, dass ich hochschwanger bzw. mit einem Neugeborenen und einem 2jährigen die üblich Nebenwirkungszeit nicht aushalten werde. Falls mein Arzt mir trotzdem dazu rät, welche ADs kann man sicher während der Schwangerschaft und in der Stillzeit nehmen ? Ich hätte als Notfallmedikament für akute Panikattacken auch gerne ein Benzodiazepin (meine schlimmen Attacken sind nur so alle 3 Wochen, da besteht keine Abhängigkeitsgefahr). Kann man die in der Schwangerschaft und beim Stillen nehmen ? Welche speziellen Medikamente wären empfehlenswert, nach was soll ich den Arzt fragen ? Ich möchte wirklich vorbereitet in mein Arztgespräch gehen, besonders, da ich es mit einem Allgemeinmediziner zu tun haben werde. Einen Termin beim Psychiater/Neurologe hätte ich frühestens in 4 Monaten bekommen. Dann ist es jedoch zu spät. Vielen Dank, Jennifer

Mitglied inaktiv - 11.05.2007, 09:20



Antwort auf: Antidepressiva, Benzodiazepine und Stillen

Nach einer aktuellen Metaanalyse treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen Dosen von Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf (Weissman et al 2004). Diese Antidepressiva wären mit dem Stillen (und der Spätschschwangerschaft) vereinbar. Benzodiazepine können bei akuten Unruhezuständen als Beruhigungsmittel kurzfristig verabreicht werden, sind aber in Schwangerschaft und Stillzeit keine langfristige Lösung. Unter den Benzodiazepinen sind bei längerer Anwendung Substanzen mit hoher Plasmaeiweißbindung und kürzerer Halbwertszeit unter strenger Indikationsstellung vertretbar, bei denen der Säugling weniger als 5% einer gewichtsbezogenen Erwachsenendosis über die Muttermilch erhält. Um Lethargie, Trinkunlust und Schläfrigkeit beim Säugling zu vermeiden, sollten Lormetazepam, Oxazepam, Flunitrazepam und Nitrazepam gegenüber Diazepam bevorzugt werden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 13.05.2007



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