Frage: Allergiemittel

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe nun seit Tagen ganz schlimmen Heuschnupfen, der insbesondere meine Lunge belastet. Die pfeift teilweise und ich hab schlimmen Reizhusten. Nun habe ich schon auf Embryotox geguckt und gesehen das man Loratadin/ Cetirizin nehmen kann. Loratadin hilft mir nicht so gut. Ich war heute beim HNO/ Allergogen und habe Flutide 125 g verschrieben bekommen. Vor der Schwangerschaft habe ich bei allergischen Asthma Flutide Junior 50 Diskus genommen. Nun bin ich mir wegen der Einnahme unsicher, da der HNO- Arzt auch meinte, dass ich bzgl. der Einnahme nochmal meine Frauenärztin fragen soll, diese ist allerdings im Urlaub. Welche Einnahme ist in der Schwangerschaft empfehlenswert? Sollte man die Einnahme von Loratadin erhöhen und zB. 2 statt der laut Packungsbeilage empfohlenen 1 Tablette täglich nehmen? Oder kann ich wenn es ganz schlimm ist das Flutide 50 niedrig dosiert nehmen? Bzw. Was könnte noch helfen? Über eine Antwort freue ich mich sehr.

von Dinely am 02.08.2019, 13:22



Antwort auf: Allergiemittel

Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Sie können also Flutide 125 durchaus benutzen, zumal die inhalative Therapie das Ungeborene weniger erreicht als eine orale Gabe. Eine Auswertung des Swedish Medical Birth Registry ergab keinen Anstieg von Fehlbildungen unter 903 Kindern, deren Mütter Cetirizin im ersten Trimenon eingenommen hatten (Kallen 2002). Die Fehlbildungsrate lag mit 2,99% nicht signifikant über den Werten der Allgemeinbevölkerung (2,02%). Drei Studien von teratologischen Beratungsstellen konnten unter 177, 123 bzw. 33 Kindern keine Häufung von Fehlbildungen erkennen, nachdem die Mütter im ersten Trimenon Cetirizin bzw. Levocetirizin eingenommen hatten (Einarson et al 1997, Paulus et al 2004, Weber-Schoendorfer & Schaefer 2008). Cetirizin ist schon seit 30 Jahren auf dem Markt, ohne dass sich Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen ergeben hätten. Viele Patientinnen (z. B. mit Nesselsucht) benötigen auch in der Schwangerschaft eine kontinuierliche Anwendung von Cetirizin.

von Dr. Wolfgang Paulus am 02.08.2019