Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

34.ssw

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: 34.ssw

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Hallo Dr. Paulus, ich bin jetzt in der 34.SSW und habe eine dicke Erkältung, habe Angts durch den Husten die Fruchtblase zu zerstören. Jedesmal wenn ich huste, bewegt sich das Baby stark. Was kann ich gegen den Hustenreiz nehmen? Darf ich auch Meditonsin nehmen und rathiopharm nasenspray für Kinder? Nehme alles in massen, wennn es nicht mehr geht. Womit darf ich inhalieren? Vielen Dank!!!


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Meditonsin handelt es sich um ein homöopathisches Produkt. Diese sind bei üblicher Dosierung in der Schwangerschaft akzeptabel. Ein erhöhtes Risiko für die kindliche Entwicklung aufgrund einer therapeutischen Anwendung von Xylometazolin als Nasenspray in der Schwangerschaft wurde beim Menschen nicht beschrieben. Der Wirkstoff könnte bei hoher Konzentration im Blut zur Gefäßverengung und verminderten Durchblutung von Gebärmutter und Mutterkuchen führen, was bei nasaler Verabreichung in therapeutischer Dosis nicht zu befürchten ist. Daher sollte man nicht mehr als 3 x täglich 1 Hub des Erwachsensprays pro Nasenöffnung anwenden. Das von Ihnen benutzte Kinderspray hat ohnehin nur die halbe Konzentration. Genügen Inhalationsbehandlung (auch mit Zusatz ätherischer Substanzen, z. B. Pinimenthol-S Erkältungsbalsam) und reichliche Flüssigkeitsaufnahme bei Bronchitis nicht zur Schleimlösung, dürfen auch in der Schwangerschaft Mukolytika wie Ambroxol verabreicht werden. Das Morphinderivat Codein hemmt das Hustenzentrum am stärksten. Bei hochdosierter längerer Gabe vor der Geburt kann es zu Atemdepression und Entzugssymptomen führen. Das Derivat Dextromethorphan (z. B. Neo Tussan®) besitzt eine ähnlich hustenlindernde Wirkung bei geringem Suchtpotential. Es ist daher bei Husten in allen Phasen der Schwangerschaft vorzuziehen. Das Collaborative Perinatal Project registrierte bei den Kindern von 300 Patientinnen, die Dextromethorphan im ersten Schwangerschaftsdrittel eingenommen hatten, keinen Anstieg der Fehlbildungsrate. Da Sie sich bereits jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden, wäre die Anwendung in der Schwangerschaft durchaus vertretbar.


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