Frage: Nachtrag zu Essensreste abends noch ok?

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Leider habe ich meinem Sohn in meinem Unwissen bereits mehrere Monate nun das Müsli vom Morgen zum Abendessen gegeben. Die Banane war dann bereits braun und es hat sich auch etwas Wasser gebildet. Kann es bereits gesundheitliche Auswirkungen gehabt haben, dass ich ihm das Müsli vom Morgen über mehrere Monate auch abends gegeben habe (aufgrund der evtl gegärten Banane und der Zersetzung der Haferflocken durch die Enzyme)? Und was bedeutet es eigentlich, dass die Enzyme die Haferflocken zersetzen? Was entsteht dann daraus? Und wie viel Alkohol kann durch eine gegärte Banane gebildet werden? Unser Sohn ist leider ein sehr schlechter Esser... Er isst erst etwa seit einem Monat bei uns am Familientisch mit, obwohl er bereits 21 Monate alt ist. Davor ging es nur mit Brei und am besten ganz fein püriert. Egal, was ich ausprobiert habe, es hat nichts geholfen. Mittlerweile isst er immerhin Nudeln (nur ohne Soße), Bratlinge (entweder aus Grünkern oder Couscous) und Pfannkuchen, mehr allerdings nicht wirklich. Jegliches Neue will er nicht mal kosten. Ich versuche ihn immer damit zu locken, dass er die Sachen selbst würzen (mit Paprika, Basilikum, Oregano) und umrühren darf, aber das hilft leider auch nicht mehr. Meistens ist er nach zwei Löffeln fertig, will allerdings mittags auch seit 3 Monaten wieder gestillt werden. Nachmittags biete ich ihm immer ein Brot an, aber das isst er nur mäßig gut. Ich habe schon diverse Aufstriche ausprobiert (Wurst, Käse, Marmelade, Mandelmus, Erdnussmus,..), aber ihm schmeckt nur der Frischkäse. Sobald ich ihm etwas Gemüse zB als Gesicht darauflege, weint er und verweigert das Brot, genauso beim Obst... Haben Sie zu seinen Essgewohnheiten vielleicht noch Ideen? Entschuldigung für die doch etwas länger geratene Nachricht... Ich hoffe, Sie können mir nochmals mit meinem "Problem" weiterhelfen. Vielen lieben Dank schon jetzt! Es ist wirklich toll, dass es die Möglichkeit hier gibt, seine Fragen los zu werden und seinem Kind somit hoffentlich das bestmögliche bieten zu können. Dankeschön!

von Ani1234 am 11.03.2022, 12:00



Antwort auf: Nachtrag zu Essensreste abends noch ok?

Hallo Ani1243 du kannst das sehr entspannt betrachten. Dein Kind hat alles gegessen und es geht und ging ihm gut. Babys und Kleinkinder sind sehr empfindlich. Wäre die Banane schon gegärt gewesen, hätte er vermutlich nicht gegessen. Also keine Sorge. Hätte ihm der Brei nicht gefallen oder nicht mehr gemundet, er hätte nicht gegessen. Und im ungünstigsten Fall hätte sich dein Sohn vielleicht übergeben oder er hätte Bauchschmerzen bekommen, Durchfall bekommen. Sofern dein Kind keine solchen (chronischen) diesbezüglichen Probleme hat, passte das also bisher. Die Enzyme im Speichel sind für die Verdauung im Mund zuständig. Sie zerlegen die Stärke in Zucker, wodurch die Verdauung schon im Mund beginnen kann. Das ist also gar nicht schlimm, sieht nur unschön aus, weil der Brei flüssiger wird, sich Wasser abtrennt. In Bezug auf eine mögliche Bakterienlast durch Verunreinigungen durch Speichel kann ich dir leider nichts schreiben. Bei Baby jedenfalls wird darum davon abgeraten. Für Erwachsene ist das i.d.R. weniger kritisch. Ich meld mich nachher nochmal wegen deinem zweiten Frageteil. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 12.03.2022



Antwort auf: Nachtrag zu Essensreste abends noch ok?

Hallo Ani1234 ich wollte dir noch ein paar Zeilen zu deiner Frage bezüglich des noch überschaubaren Speiseplanes deines Sohnes schreiben. So. Jetzt, Ich beschreibe dir zunächst einmal die üblichen Abläufe, wie ein Baby von der Beikost langsam auf Familienkost wechselt. Doch noch davor möchte ich dir eine ganz wesentliche Frage stellen: ist dein Kind ansonsten laut Kinderarzt (Us) vollkommen altersentsprechend entwickelt und gesund? Passen Größe und Gewicht, individueller Verlauf? Passt die motorische und sonstige Entwicklung? Ist dein Kind fit und meistens fröhlich und es passt alles an sich? Gegen Ende des 2. Lebensjahres solllte ein Kind nur noch etwa ca 25% der Nahrung flüssig, d.h. über Milch aufnehmen. Ist das Verhältnis bei euch deutlich anders? Bis 50% sind bis zum 18. Lm noch okay. Mit 21 M sollte dein Kind optimalerweise auf jeden Fall doch schon mehr als die Hälfte der zugeführten Nahrungsenergie durch richtiges Essen (Brei oder sonstiges, aber keine Milch) zu sich nehmen - können. Wenn du den Eindruck hast, dass dein Kind irgendwie doch zu stark mit dem festen Essen hinterherhinkt, dann solltest du das alles zur Sicherheit nochmal abklären lassen. Stelle dir einmal die Frage, was deinen Sohn möglicherweise am Essen stört ? Und im umgekehrten Sinn: was unterstützt deinen Sohn beim Essen ? Finde heraus, ob dein Kind einfach nur ein sog. Spätzünder ist und alles im grünen Bereich liegt, dein Kind einfach nur etwas sehr zöerglich ist und nur mehr Zeit braucht, um sich an Neues heranzuwagen und oder zu gewöhnen. Oder ob vielleicht doch mehr dahinter steckt? Momentan sättigt sich dein Kind hauptsächlich durch ganz bestimmte Speisen und Muttermilch. Solange dein gesundes und fittes Kind auch weiterhin gut gedeiht, wenn er weiterhin isst und trinkt, könntest du das vermutlich einfach so annehmen. Dein Sohn hätte mit den von dir genannten Lebensmitteln eine Palette an sogenannten "sicheren" Lebensmitteln gefunden. Diese mag er, er kann sie gut verdauen und sie ernähren ihn derzeit soweit ausreichend. Das zu akzeptieren wäre zwar vielleicht nur schwer auszuhalten für euch Eltern, doch könntet ihr darauf vertrauen, dass euer Kind mit einem regelmäßigen, ausgewogen gestalteten und vollwertigen Speisenangebot gut für sich sorgen könnte. Sein Repertoire an gemochten Speisen würde er erweitern, wenn er ausreichend Gelegenheiten erhielte um neue Speise kennen- und liebenzulernen. Dein Kind hat momentan noch ein eher begrenztes Repertoire an Speisen, die er gerne und verlässlich isst, Aber festzuhalten bliebe: dein Kind isst - mit Freude. Was kannst du also tun, damit er neue Speisen kennen- und liebenlernen kann: Setze deinen Sohn immer und immer wieder ganz selbstverständlich zu euren Mahlzeiten mit an den Tisch, so dass er euch gut sehen und beobachten kann. Richte ihm einen rundum sicheren und festen Essplatz samt eigenem Geschirr. Lege ihm auf seinen Teller/Brettchen,/Matte alle Speisen so hin, dass er diese gut sehen und greifen kann. Richte zunächst kleine und überschaubare Portionen zusätzlich zu seinen gemochten Speisen. Lass ihn das Essen mit seinen Händen untersuchen. Lass ihn die Speisen sehen und anfassen, zermatschen, zerdrücken, zerpflücken, darauf beissen, wieder ausspucken.... Du kannst Familienspeisen welche in ihrer Konsistenz noch nicht optimal geeignet (zu groß, zu unförmig etc) sind vor den Augen deines Kindes einfach klein schneiden. Du kannst manche Speise mit der Gabel zerdrücken. Lass deinen Kleinen aber unbedingt selbständig essen und lass ihn dabei viel Handkontakt mit den Speisen erleben. Der haptische Eindruck verschafft deinem Kind einen ersten einer Speise und gibt deinem Kind damit wichtige Impulse zum Handeln. Er lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird sie langfristig akzeptieren lernen. Der Mund ist in einer weiteren Instanz schließlich die Eintrittspforte für das Essen. Im Mund wird das Essen weiterhin auf Eignung geprüft. Mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei ist darum eine ideale Kost für die erste Zeit der Gewöhnung an feste Speisen. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, zu lernen die Konsistenz zu akzeptieren, sollte er andere Speisen in den Mund nehmen können und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Bereits kleine Mengen von neuen Speisen sind für den Anfang aber immer schon mal ganz prima. Biete deinem Sohn auch Geschmack, biete verschiedene Konsistenzen, biete gemeinsame schöne Esserlebnisse . Und ganz wichtig: dein Kind muss hingrig genug sein, um essen zu können. Du darfst ab jetzt spielerisch und nicht fordernd, dein Kind in eure Familienmahlzeiten einfach integrieren. Ihr als Eltern tut euer Möglichstes, wenn ihr eurem Kind ein gutes und authentisches Vorbild seid. Esst was und wie es euch schmeckt, lasst euren Sohn mit essen. Bietet eine verantwortungsbewusste Speisenauswahl und erlebt eure Mahlzeiten in einer liebevoll gestalteten Atmosphäre, zwanglos, lecker. Euer Kind wird sich hier anpassen können und wollen und langsam mehr Lebensmittel kennen- und liebenlernen können. Hauptsache er kann das alles selber machen. Dies war eine kleine "Anleitung", wie man Kinder langsam an Neues heranführen kann. Dabei sollte man das Kind in seinen ureigenen Entwicklungsprozessen unterstützen . BIete ihm seine "sicheren" Speisen und Zutaten immer genau so an, wie er sie kennt und isst. Zusätzliche Speisenangebote kommen besser an und werden irgendwann vielleicht vorsichtig probiert, wenn sie getrennt von dem bereits Bekannten liegen. Soweit einmal. Das war jetzt eine ganze Menge. Hast du noch Fragen? Bis dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 13.03.2022