Frage: Krippenessen

Hallo Frau Neumann,     ich finde es ganz toll, dass Sie immer so ausführlich antworten. Ihre Beiträge lesen sich einfach toll und man nimmt immer sehr viel mit. Mich treibt die anstehendene Krippeneingewöhnung meiner Tochter um und die damit verbundene Ernährung.  Meine Kleine ist derzeit 10,5 Monate und in einem Monat beginnt die Eingewöhnung in der Krippe. Aktuell bekommt meine Tochter überwiegend Brei. Seit kurzen haben wir Frühstück eingeführt, meist Joghurt mit Instantflocken, ein Stück Obst, selbstgebackenes Brot ohne Salz, ggf mit etwas Schmand, mal einen Hirsekringel. Mittags koche ich Brei, zum Nachtisch ein Stück Obst oder Mus, wenn kein Saft im Brei war. Nachmittags GOB. Abends Milch-Getreidebrei (Momentan mit Milchpulver angerührt), Obst oder Mus dazu, mal eine Scheibe Gurke oder eine Möhre oder Kohlrabi zum nagen, mal Avocado. Habe auch schon mal Ei probiert. Zu allen Mahlzeiten und zwischendurch Wasser. Nachts zweimal Brust.  Nun waren wir zum Aufnahmegespräch in der Krippe und obwohl es mir eigtl hätte klar sein müssen, war ich dennoch ganz schön ernüchtert, als sie klarmachten, dass es auch für die ganz kleinen das normale Essen wie auch für die Vorschüler gibt. Ich kenne es, es hat leider keine Qualität. Viel Süßes, viel Fleisch, viel Fertigzeugs.  Nun mache ich mir Sorgen, dass die Umstellung für meine Tochter zu krass ist. Sie hat noch Schwierigkeiten mit Stückchen, sie kennt kein Salz oder Zucker oder Gewürze. Wie sehen Sie das? Ist das problematisch? Natürlich würde ich es mir anders wünschen. Auch befürchte ich, dass der Geschmack "versaut" wird durch die frühe Gewöhnung an süß z.B.  Andererseits scheint das ja auch Standard zu sein, zumindest für alles anderen Krippis dort.  Wie ist das aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu bewerten? Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Ausführungen.  Liebe Grüße  Marie

von Inko am 07.03.2024, 09:28



Antwort auf: Krippenessen

Hallo Inko, Marie in einem Monat ist deine Tochter fast 1 Jahr alt. In diesen kommenden 4 Wochen werden sich die Essgewohnheiten und Geschmacksvorlieben deiner Tochter noch ein wenig verändern. Diese Info vielleicht als kleinen Lichtblick voraus. Ihr habt sicherlich auch eine gemeinsame Zeit für die Eingewöhnung. Hier kannst du dir in Ruhe vor Ort noch einmal klare Eindrücke vom Essen machen und anschließend ggf nochmals neu urteilen. Dass das Speisenangebot in eurer Krippe möglicheriweise nicht ganz optimal zu sein scheint, zumal für die Allerkleinsten, das ist natürlich weniger schön. Gäbe es denn Möglichkeiten anders zu handeln? * Mehr noch als die Bewertung vom Angebot aus qualitativer Sicht wäre es vielleicht noch wichtig zu klären, inwieweit die Pädagogen vor Ort deiner Tochter beim Essen Hilfestellung geben würden oder könnten, wenn eine kleine Hilfe beim Essen manchmal vielleicht noch nötig wäre. Besonders beim Zerkleinern oder Zerdrücken z.B. Die Essenssituationen bzw die Speisepläne sind leider in sehr vielen Kitas weit von einem Idealmaßstab entfernt, da hast du recht. Doch trifft es einen viel mehr, wenn es um das kulinarische Wohlempfinden des eigenen Kindes geht und die Vorstellungen zur Ernährung von Eltern anders ausfallen als die Realität vor Ort. Sicherlich wäre es vielleicht gut, wenn die täglichen Menüs vor Ort anders wären, dennoch musst du nun, insofern es keine andere Wahl für euch gibt, das Essen dort so akzeptieren wie es momentan ist. Das ist schon okay, sofern deine Tochter mitessen kann und wird. Außerhalb der Kita habt ihr weiterhin bei allen anderen Mahlzeiten die Möglichkeit euren Familienessalltag samt Speisenangebot so zu gestalten wie es euch gefällt. Damit liesse sich vieles kompensieren, Insofern kannst du einfach weiterhin dafür sorgen, dass deine Tochter zu Hause weitestgehend so essen kann, wie es euren Vorstelllungen besser entspricht und für euch besser passt. Vielleicht hilft dir auch noch eine erweiterte Sichtweise dazu, die Ist-Situation ggf besser zu akzeptieren. Bei der Ess/Ernährungserziehung darf es im weiteren Sinn auch darum gehen, dass ihr eurer Tochter die Möglichkeit gebt, dass sie zu einer unkomplizierten und selbständigen Esserin heranwachsen kann. Dazu zählt auch die Anpassung an die Gegebenheiten vor Ort, in der Gemeinschaft. Das Essen, die gemeinsame Mahlzeit ist ein gemeinschaftliches Erlebnis und die Kinder lernen dabei voneinander und miteinander. Ich sage nicht, dass das immer optimal ist, zumal wenn die Speisenqualität vor Ort zu wünschen übrig lässt. Das alles hilft eurer Tochter (und allen anderen Kindern) vielleicht trotzdem in ganz anderer Weise, vielschichtiger und ganzheitlicher, als rein mit einer ernährungsphysiologischen Betrachtung an die Sache heranzugehen. Ja, dann wünsche ich euch einen guten KiTa-Start. Viele Grüße Birgit N.   *In den allermeisten Kitas/Kigas geht da leider nichts dergleichen. In manchen aber schon. Wenn es von seiten der Kita möglich wäre bspw eigenes Essen mitzugeben – würdest du das wollen oder können? Vielleicht käme ansonsten auch eine andere Art der Betreuung mit besser zu euch passendem Speisenangebot in Frage?  

von Birgit Neumann am 08.03.2024