Frage: Für BLW sitzen können

Hallo, Ich habe hier aktuell einen fast 6 Monate alte, kleine Breihasserin zuhause. Eigentlich wollte ich sie 6 Monate ausschließlich stillen, aber bereits seit einigen Wochen erfüllt sie alle Reisezeichen und meckert pausenlos wenn wir essen und sie nichts haben darf oder versucht etwas zu stibitzen, wenn es in ihre Reichweite kommt. Entsprechend habe ich vor ca 3 Wochen das erste Mal versucht ihr Brei zu geben. Dieser wurde konsequent abgelehnt - der Mund ging nicht auf. Danach habe ich ihr ein Stück rohe Karotte gegeben und auch selbst eine gegessen und sie ist umgehend in den Mund gewandert und wurde minutenlang abgelutscht. Seitdem sind mehrere weitere Breiversuche gescheitert, dafür hat sie schon selbst etwas gedämpfte Karotte, Maisstange und gekochten Brokkoli gegessen. Ich habe mich mit ihrer Entscheidung abgefunden - im Endeffekt passt es eh ganz gut, da ich wegen meines 21 Monate alten Kleinkindes ohnehin noch salzarm/frei koche. Nun haben heute beim Baby treffen gleich mehrere Mamas gesagt, dass sie selbstständig sitzen können muss, um Fingerfood zu essen. Wenn sie nur auf dem Schoß gestützt sitzen kann sei es zu gefährlich. Stimmt das? Und falls ja, wieso ist es gefährlicher? Mir erschließt sich der Sinn hier nicht. Dass sie nicht halb liegend gefüttert werden kann ist klar, aber auf dem Schoß ist sie ja aufrecht. Ansonsten müssten wir wohl noch einige Monate mit der Beikost warten..

von Aixoni am 10.03.2022, 19:59



Antwort auf: Für BLW sitzen können

Hallo Aixoni ein Baby muss sitzen können, das stimmt. Denn nur wenn das gesunde Baby richtig sitzen kann, wird es richtig und gut Brei und Co schlucken können. Und doch ist das nur halb richtig. Ein Baby sollte "nur" für die Dauer der Mahlzeit sitzen können und es darf dabei eine zusätzliche Unterstützung im unteren Rücken erhalten - durch deine Hände z.B. Dein Baby muss dafür nicht komplett frei und selbständig sitzen können. Du darfst (!) dein Baby stützen. Nur wenige Babys können um den 6./7. Lm herum schon komplett frei sitzen. Es ist also alles richtig bei euch, oder? Ein Baby braucht um gut Essen zu können eine angemessene, aufrechte Sitzhaltung. Es braucht, man sagt dazu "eine Rumpfspannung", was bedeutet, dass dein Baby nicht wieder in sich zusammensackt wenn es sitzt. Diese Spannung ist insofern wichtig, weil nur so das Schlucken gut funktonieren kann und wird. Das ist ein Reifezeichen, weil erst dieser Entwicklungsschritt einem Baby das Schlucken von festeren Speisen optimaler ermöglicht. Die Beikostreife ist das wichtigste Zeichen, das du als Mama für den Beikoststart deines gesunden Kindes nehmen kannst und solltest. Wenn dein Baby beikostreif ist, kannst du Beikost geben. Entweder mit Brei oder breifrei. Alle breifreien Angebote sollte dein Baby selbständig in die Hände nehmen und selbständig in den Mund führen. Hier noch mal zum Prüfen für dich: Die Fähigkeiten, welche als die offiziell geltenden Beikostreifezeichen zählen sind: ein (gesundes und reif geborenes) Baby ist beikostreif, wenn das Baby mindestens 4 Monate (ab 5. Lm) alt ist und wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung im unteren Rücken sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch sich selbst aufrecht halten kann) und wenn es 3. sehen und gezielt nach Nahrung greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination = gezieltes Greifen von Dingen mit anschließendem zum Mund führen). Alle diese Punkte zeitgleich zusammen ergeben DIE Beikostreife. Nur wenn alle 3 Zeichen da sind, ist (d)ein Baby wirklich so weit. Am allerwichtigsten ist natürlich Punkt 1. Der Zungenstoßreflex muss weg sein. Denn wenn dieser Reflex nicht verschwunden ist, wird das Baby nichts essen können. Punkt 2 ist wichtig, weil sich die Rumpfspannung ebenfalls auf die Nahrungsaufnahme (Schlucken, Sicherheit u.a.) auswirkt. Du darfst dein Baby aber beim Sitzen stützen, wenn es prinzipiell sitzen kann. Auch das fester Werden des Stuhls und seltenere Stuhlfrequenzen zeigen meistens noch zusätzlich an, dass die Beikostreife da ist. Wenn ein Baby 6 oder 7 Monate alt ist, die Beikostreife hat, dann sollte das Baby Beikost bekommen. Denn Beikost ist nicht nur für die Ernährung wichtig, sondern auch für das Erleben der Welt. Beikost unterstützt die Gesamtentwicklung und Beikost bietet deinem Baby noch mehr. Sie ist beispielsweise auch zur Allergieprävention empfehlenswert und wichtig. Wenn ein Baby beikostreif ist und man seinem Baby keine Beikost gibt, weil man es selbst vielleicht noch nicht möchte, dann wäre das "falsch", weil dem Baby dadurch wichtige Entwicklungsschritte vorenthalten blieben. Verstehst du? Umgekehrt wäre es aber genauso wenig sinnvoll: wenn man als Mutter unbedingt Beikost geben möchte, obwohl das Baby noch nicht soweit ist. Das Baby wäre überfordert, könnte die Beikost ggf nicht gu schlucken oder schlecht verdauen. Probiere es ruhig nochmal mit Brei. Auch Brei kannst du zum selbständigen Erkunden anbieten. Dein Baby wird in den Brei hineinfassen und kann die Hände ablecken. Setze dir deine Tochter so zugewandt auf die Beine, dass sie sehen kann wie du isst. Geht dein Mund auf, wird auch ihr Mund aufgehen. Aber vielleicht hat deine Tochter weiterhin doch viel mehr Freude mit dem Essen, wenn sie sich selbst füttern darf und kann.* Also dann Grüße Birgit Neumann * mehr zu breifei/BLW kannst du noch hier nachlesen: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Beikostverweigerung_49844.htm

von Birgit Neumann am 12.03.2022