Frage: 6jährige sehr mäkelig

Hallo liebe Fr. Neumann, ich hoffe, Sie können mir ein bißchen helfen. Meine Tochter (6) ist leider sehr mäkelig, was das Essen angeht. Am liebsten mag sie Brezel mit Butter und Croissant mit Nutella, Gemüse und Fleisch gar nicht (außer Schnitzel), kaum Obst. Kartoffeln, Nudeln und Reis gehen, aber am liebsten pur, oder maximal mit Omas Bratensoße. Gelegentlich ißt sie was Süßes, aber nicht viel. Sie trinkt m.E. nicht genug. Seit einigen Wochen hst sie Probleme beim Stuhlgang und muß sich sehr abmühen. In ihrer Kita gab es nur Convenience Food, viel Pommes und Currywurst, trotz Schulobstprogramm leider wenig Obst, da das offene Konzept und der "Respekt vor der kindlichen Entwicklung" verhindert haben, die Kinder gemeinsam essen zu lassen und ihnen auch mal was schmackhaft zu machen. Das tägliche Essen zuhause wurde immer mehr zum Kampf. Sie lehnt nahezu alles ab, spuckt es manchmal sogar aus. Gestern ist mir der Kragen geplatzt, als sie ein Stückchen Streußelkuchen hinter meinem Rücken an meinen Mann weitergegeben hat, weil ein Stück Apfel drin war, und sie auf was Besseres beim Abendessen spekulierte. Ich habe sie ohne Abendessen aber nach zwei Bechern Saftschorle ins Bett geschickt. Heute morgen bekam sie ein kommentarloses Salamibrot, das sie ohne Widerworte gegessen hat. Wir haben schon viel versucht, vom schönen Teller, selbst nehmen lassen, Gemecker ignorieren bis kochen helfen und Gemüse im Garten pflanzen, nichts hat geholfen. Mittlerweile mag ich schon gar nichts mehr kochen, weil selbst akzeptierte Dinge urplötzlich abgelehnt werden und ich einfach zuviel Essen wegwerfen muß. Außerdem möchte ich auch mal wieder endlich normal und abwechslungsreich kochen und mich nicht immer nur von denselben zehn Dingen ernähren müssen. Unser Sohn ist jetzt auch im Beikostalter, und da wäre es schon wünschenswert, daß am Tisch eine entspannte Stimmung herrscht. Meine Geduld und meine Nerven sind nach 4 Jahren leider ziemlich am Ende. Haben Sie vielleicht einen Tip, wie wir das ändern könnten ? Sie muß doch im eigenen Interesse mal was Gesundes zu sich nehmen, sonst wirds mit der Verstopfung ja nicht besser ... Ratlose Grüße, Sabine

von nemesis73 am 12.08.2015, 14:43



Antwort auf: 6jährige sehr mäkelig

Hallo Sabine eine Veränderung kannst du mittelfristig gut herbeiführen. Die wichtigsten Komponenten, die dir dabei helfen sind: Konsequenz, eine liebevolle Strenge und Gelassenheit. Als Mama bestimmst du das, was es zu essen gibt und deine Tochter darf bestimmen, wie viel sie davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und gesund sein. Kommentiere nichts, weder positiv noch negativ und glaub daran, dass deine Tochter essen wird, wenn sie hungrig ist. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft ausserdem das Aufstellen von Regeln. Welche Regeln könnten das bei euch sein? Überlege dir ein bis zwei einfache Regeln, die du konsequent beibehalten solltest. Besser als Verbote in die Regeln zu packen, ist es wenn du die Regeln positiv formulierst. Hast du schon eine Idee? Vielleicht kann dich auch Frau Ubbens noch etwas besser in dieser Angelegenheit beraten. Bleibe authentisch - finde Regeln,zu denen du zu 100% stehst, nur so kannst du sie durchsetzen. Wichtig sind auch Routine, Rituale und dein/euer persönliches Vorleben. Besonders gut verständlich hat das einmal der bekannte dänische Familientherapeut, Jesper Juul, formuliert: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten Kinder sehr. Beim Trinken könntest du, wenn du meinst dass deine Tochter zu wenig trinkt, ein bisschen nachhelfen. Setze dir eine Zielmenge, die sie am Tag schaffen sollte. Schaffe davon zwei Einheiten. Eine sollte sie im Lauf des Vormittags trinken, die andere im Lauf des Nachmittags. Du kannst sie zwischendruch immer mal wieder dazu ermuntern und erinnern. Vielleicht hülfe es, wenn sie sich ein Trinkgefäß dafür aussuchen darf. Das kann ein Glas, ein Becher, ein irgendetwas sein, ggf ein Trinkhalm, der das Trinken für manche Kinder erleichtert. Koche fortan vermehrt auch hauptsächlich Dinge, die du (ihr) gerne mögt. Eure Tochter (und bald euer Sohn) sollen sich euch Eltern anpassen und nicht umgekehrt. Ihr solltet zur Hilfestellung zwar auch so manches Baby-bzw Kindergericht mitessen, aber eben nicht nur :) Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 14.08.2015