Frage: 18 Monate und das Essen

hallo wir hatten mit unserem kleinen schon immer Schwierigkeiten mit dem Essen. -das stillen klappte nicht von anfang an, weil er die kraft zum saugen nicht hatte -die beikost umstellung lief eher schleppend -die Umstellung von brei auf feste nahrung ist heute noch immer ein Problem -pre ist immer noch auf dem speiseplan der kleine akzeptiert feste nahrung sehr schleppend und dann isst er eher wie eine maus und das was er heute isst kann morgen schon wieder blöd sein. ich kann nicht wirklich sagen was er am tag isst, weil jeder Tag anders ist und ich experimentieren muss was er mir abnimmt. auch in der krippe kommt es vor das er fast gar nichts isst. aktuell verlangt er wieder verstärkt nach der pre milch. ich weiß nicht warum. ich weiß auch wirklich nicht mehr wie ich ihm das alles schmackhaft machen kann. er ist nicht untergewichtig. wiegt bei ca 85cm größe 12,7kg. was kann ich trotzdem noch machen? woher weiss ich ob er ausreichend versorgt ist? was sollte ich noch beachten? mfg Kerstin

von jsmh am 17.10.2020, 18:06



Antwort auf: 18 Monate und das Essen

Hallo Kerstin im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum kann ich dir leider nicht gut weiterhelfen. Ich kann dir hier nur sehr allgemeine Empfehlungen, bezogen auf das Alter, geben und dir darum vielleicht nur sehr unzureichend antworten. Ob dies in eurem Fall ausreichend ist, das kann ich nicht beurteilen. Was sagt denn der KiA dazu? Vielleicht solltest du alles (noch) einmal sehr ausführlich mit ihm/ihr besprechen. Hast du das Thema schon einmal beim KiA angesprochen? Ist organisch, motorisch bei deinem Kind (inzwischen) soweit alles i.O.? Bezüglich deiner Schilderung des eher zögerlichen Essverhaltens für Familienkost fällt mir auf: dein Kind trinkt/verlangt Pre-Milch. Hier könntest/solltest du die erste Ändeurng vornehmen und könntest dadurch evtl recht schnell Veränderungen beim Essverhalten bewirken. Gewöhne dein Kind an Kuhmilch und schaffe die Flasche/Sauger/Trinkaufsatz ab. Wenn du dabei Schwierigkeiten siehst, dann wende dich mit dieser Frage vielleicht ggf noch einmal an Frau Simon oder Frau Ubbens (ab 22.10 wieder möglich), in den Nachbarforen hier bei rub. Oder befrage hierzu deinen KiA. Wenn dein Sohn zuviel Pre-Milch trinkt, dann fehlt ihm der Anreiz für andere Speisen. Fläschchen sind, auch wegen der Zahngesundheit, nicht mehr altersentsprechend. Und: bezüglich deiner Schilderung des eher zögerlichen Essverhaltens fällt mir auch auf: dein Kind hat möglicherweise eine ausgeprägtere Form der Neophobie. Hast du den Begriff schon einmal gehört? Es ist genau das, was du beschreibst, ...zögerlich, schleppend,.... Weißt du, die Neophobie ist an sich sogar völlig normal. Ca 3/4 aller Kinder haben diese sog. Neophobie (eine Angst, neue Speisen zu probieren), ergo sind nur ca 25% aller Kinder so neugierig, dass sie alles probieren und ggf sofort essen, was man ihnen anbietet. Unter den 75% der Neophoben gibt es nochmals 3 Untergruppen: 1. Kinder sagen "nein" – aber probieren doch 2. Kinder sagen "nein - probieren und bleiben bei "nein, mag ich nicht". Entweder ist ein Kind gerade in einer ausgeprägten Phase zur Autonomie, oder es liegt eine Art Machtkampf vor. Oder.......oder..... Oder ein Kind hat die Speise noch nicht allzu häufig probiert und empfindet den Gesamteindruck tatsächlich als komisch. Abhilfe: immer mal wieder neu probieren lassen. und 3. Kinder sagen "nein" und bleiben bei "nein, mag ich nicht" - ohne überhaupt zu probieren - sie haben eine sehr stark ausgeprägte Form. Häufig ist diese verweigernde Haltung hier gepaart mit anderen Verhaltensauffälligkeiten. Bspw sehr ängstlichen Kindern, häufiger bei Autismus, sonstigen Entwicklungsstörungen. Jede Anstrengung die Kinder zum Probieren bringen zu wollen sei es verbal oder durch Fütterversuche verstärke die Neophobie sogar. Wo siehst du dein Kind? Das zu essen, was Kinder kennen und was ihnen schmeckt, das gibt ihnen Sicherheit, und vermittelt ihnen Geborgenheit. Das ist einfach so. Neophobier: ist die angeborene und evolutionär begründete Angst vor dem neuen und ihnen bis dato noch unbekannten Essen. Die Neophobie wird am besten überwunden, wenn Kinder viele Gelegenheiten haben andere essende Personen zu beobachten. Durch den vorhandenen Nachahmungsinstinkt wollen sie das gleiche essen und sie probieren kleine Mengen von den Speisen, die andere Esser "voressen". Je aktiver ein Kind in eine Tischgemeinschaft integriert ist, je selbstverständlicher das gemeinsame Essen ist, desto besser. Habt Spaß bei Tisch, esst leckeres Essen, esst gemeinsam, esst regelmäßig, haltet die Atmosphäre bei Tisch gut, deckt den Tisch hübsch ein und nehmt euch Zeit. Biete eine immerkehrende und verlässliche Basis. Dein Sohn sollte dazu möglichst viele verschiedene und vielfältige Esseindrücke sammeln können - ungezwungen und auf spielerische Art. Es darf alles dabei sein - von der salzigen Olive über Naturjoghurt, über Schokolade über scharfe Kresse über ... bis hin zum Hamburger. Und probieren ist überall erlaubt, wo sich die Gelegenheit bietet. Häufig ist es gar nicht Esstisch, sondern andernorts in unerwarteten Momenten. Je häufiger er dabei positive Erfahrungen machen, desto lieber probiert er wiederum Neues bei folgenden Malen. All das mündet in sog. gustatorische Erfahrungen. Diese gustatorischen Erfahrungen bilden die Grundlage für den Appetit. Essen darf spielerisch erlebt werden - am besten mit allen Sinnen und mit ganz viel Spaß. Ohne Erwartung. Eine Speise in der Bäckerei (im Café) findet häufig schneller Zuspruch, weil die ganze Atmosphäre mitwirkt. Eine entspannte Mama, freundliche Menschen ringsum, der Kuchenduft in der Luft, Zeit... Kinder verknüpfen all diese Erfahrungen mit dem Lebensmittel und dem Geschmack, einschließlich seiner Wirkung. Das prägt und macht Spaß. Es geht um einen Eindruck. Wenn etwas gefällt, wird mehr gefordert . Es geht darum, den Geschmackssinn, die Geschmackswahrnehmung zu fordern und zu schulen. Je mehr Eindrücke dein Sohn erhält, desto besser kann sich sein persönlicher Geschmack herausbilden. Dein Kind braucht dafür keine große Menge vom Neuen zu essen. Sinnvoller ist hier, dass die Speisen, an er sich langfristig gewöhnen soll(te), immer und immer wieder auf den Tisch kommen und in kleinen Mengen probiert werden können. Für die Gewöhnung und das Kennenlernen von neuen Speisen ist die Kontinuität wichtiger als die Quantität. Das Zauberwort hierzu heisst: zwanglos. Aus eigenem Antrieb. Mit Spaß. Wenn dieser Antrieb fehlt, weil er vielleicht durch Pre-Milch bereits zu satt ist, oder andere Gründe (Kaumuskulatur ausreichend vorhanden?) das Probierenwollen minimieren, dann schau einmal, wo der eigentliche Knackpunkt liegen könnte. Also dann mein Text soll dir einfach nur ein paar mögliche Gründe nennen, die dir vielleicht die Thematik aus einem anderen Blickwinkel beleuchten und dir dadurch vielleicht mögliche Handlungsansätze für dich, für dein weiteres Vorgehen bringen. Wenn laut KiA alles okay ist, dann schaffe die Pre-Milch ab und begleite dein Kind in Essensangelegenheiten so, dass du ihn forderst, förderst aber nicht überforderst. Biete deinem Kind beim Essen deine liebevolle Unterstützung an, dränge dich nicht auf. Biete deinem Kind, rhythmisch ins Tagesgeschehen eingebunden, immer wieder und auch eine solide Basis an vollwertigen und geeigneten Speisen an. Speisen, die dein Sohn kennt und mag. Grüße Birgit Neumann schau auch einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Kind-isst-kein-Gemuese_48494.htm

von Birgit Neumann am 19.10.2020