Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Niedriger AMH-Wert und Kinderwunschbehandlung

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: Niedriger AMH-Wert und Kinderwunschbehandlung

F-M_Noth_

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Guten Tag,   im August wurde bei mir ein AMH-Wert von 0,67 (ich bin fast 31 Jahre alt) festgestellt. Die anderen Hormonwerte sind in Ordnung. Bei einer erneuten Blutabnahme in einer anderen Klinik betrug der Wert in diesem Monat nur noch 0,5. Beide Eileiter sind frei.  Das Spermiogramm von meinem Mann war leider auch nicht so gut (Konzentration und Motilität (nativ): Spermienkonzentration 64 Mio, schnelle progressive 3%, träge progressive 44%, Motilität 47% Morpholpgie: normale Spermatozoen 4%, pathologische Formen 96% Konzentration und Motilität (Aufarbeitung): Volumen 1 ml, Spermienkonzentration 7 Mio, schnelle progressive 9%, Motilität 58%) -> Asthenozoospermie und Teratozoospermie  Ist es sinnvoll eine IUI zu machen oder würden Sie aufgrund des Zeitdrucks gleich zu einer IVF oder ICSI raten? Wäre auch eine IUI oder eine IVF ohne Hormone sinnvoll?   Wir sind total verunsichert und haben große Angst, dass sich unser Kinderwunsch nicht erfüllen wird. 


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Es tut mir leid zu hören, dass Sie und Ihr Partner Schwierigkeiten mit der Erfüllung Ihres Kinderwunsches haben. Ihre Situation erfordert eine sorgfältige Abwägung verschiedener Faktoren. Zunächst zu Ihrem AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon): Ein Wert von 0,67 bis 0,5 ng/ml weist auf eine niedrigere Eierstockreserve hin, was bei der Planung einer Schwangerschaft berücksichtigt werden sollte. Wichtig ist es aber herauszufinden, warum Ihr AMH-Wert so niedrig ist. Die Tatsache, dass Ihre Eileiter frei sind, ist jedoch positiv.  Bezüglich des Spermiogramms Ihres Mannes: Die Diagnosen Asthenozoospermie (verminderte Beweglichkeit der Spermien) und Teratozoospermie (hoher Anteil an Spermien mit abnormaler Morphologie) beeinträchtigen die Befruchtungsfähigkeit der Spermien beeinträchtigen deutlich. Was die Wahl der Behandlungsmethode angeht, hängt es von mehreren Faktoren ab: Wie lange wünschen Sie sich schon ein Kind und versuchen es ohne Erfolg? Ist Ihr Mann wirklich gut untersucht worden? Gibt es hier vielleicht noch eine mögliche Therapie? Intrauterine Insemination (IUI): Dies könnte eine Option sein, insbesondere wenn die Spermienqualität Ihres Mannes ausreichend ist. Die Erfolgsrate von IUI ist jedoch im Allgemeinen niedriger als die von IVF oder ICSI, besonders bei niedriger Spermienqualität und niedrigerem AMH-Wert. In-Vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Diese Methoden sind bei niedriger Spermienqualität und niedrigem AMH-Wert oft effektiver. ICSI, bei der ein einzelnes Spermium direkt in ein Ei injiziert wird, kann insbesondere bei Teratozoospermie von Vorteil sein. IVF/ICSI ohne Hormone: Dies wird manchmal als "natürliche IVF" bezeichnet und kann eine Option für Frauen sein, die Hormonbehandlungen vermeiden möchten. Die Erfolgsraten sind jedoch im Allgemeinen niedriger, da weniger Eizellen gesammelt werden. Angesichts Ihres Alters und der Dringlichkeit, den Kinderwunsch zu erfüllen, könnte eine direkte IVF oder ICSI eine effektivere Option sein. Es ist jedoch wichtig, dass Sie diese Entscheidung zusammen mit Ihrem behandelnden Reproduktionsmediziner treffen, der Ihre spezifische Situation am besten einschätzen kann. Bitte beachten Sie, dass ich nicht alle Einzelheiten über Sei und Ihren Mann kenne. Es ist entscheidend, dass Sie sich von einem qualifizierten Facharzt beraten lassen, der Ihre gesamte medizinische Vorgeschichte und Ihren spezifischen Fall kennt. Ihre Gefühle der Verunsicherung und Angst sind verständlich, und es ist wichtig, dass Sie Unterstützung und Beratung von Fachleuten sowie von Ihrem Partner und Ihrer Familie erhalten. Gerne dürfen Sie sich auch online an uns wenden (www.bestfertility.de)


F-M_Noth_

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Vielen Dank für Ihre Antwort.   Da ich Zöliakie habe, ist mein AMH-Wert vermutlich so niedrig.    Seit eineinhalb Jahren besteht unser Kinderwunsch nun schon ohne Erfolg.   Mein Mann war bei einem Urologe. Der konnte nichts diagnostizieren und daher keine Therapie vorschlagen.  Wir machen seit zwei Monaten Pimp my Sperm und Pimp my egg.  Uns ist bewusst, dass sie Erfolgschancen bei einer IUI gering sind und dass bei einer IVF oder ICSI eventuell auch mehrere Versuche nötig sind. Das macht den Druck natürlich umso größer, da wir uns zwei Kinder wünschen.  Ist es Ihrer Meinung nach nicht ungewöhnlich, dass in einem solchen Fall wie bei uns bereits nach einer IUI die Behandlungsmethode gewechselt wird? 


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Da ich Sie beide nicht persönlich kenne, kann ich Ihnen leider nur allgemeine Informationen zu diesem Thema geben. Zuerst zu Ihrer Frage bezüglich der IUI (Intrauterine Insemination) und einem möglichen Wechsel der Behandlungsmethode: Die Entscheidung, wann von einer IUI auf eine andere Fruchtbarkeitsbehandlung wie IVF (In-Vitro-Fertilisation) oder ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) umgestellt werden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem das Alter der Frau, die Dauer des unerfüllten Kinderwunsches, spezifische medizinische Bedingungen (wie Zöliakie und ihr Einfluss auf den AMH-Wert), und die bisherigen Ergebnisse der Fruchtbarkeitsbehandlungen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Paare nach einer oder mehreren erfolglosen IUI-Versuchen zu anderen Behandlungsmethoden wechseln. Jeder Fall ist jedoch individuell, und die Entscheidung sollte in Absprache mit einem Facharzt für Reproduktionsmedizin getroffen werden, der Ihre spezifische Situation genau kennt und berücksichtigen kann. Die Programme "Pimp my Sperm" und "Pimp my Egg", die Sie erwähnen, scheinen auf eine Verbesserung der Spermien- bzw. Eizellqualität abzuzielen. Solche Programme können durchaus einen positiven Einfluss haben, insbesondere wenn sie auf Ernährungsumstellung, Lebensstiländerungen und möglicherweise Nahrungsergänzungsmittel basieren. Entscheidend dürfte sein, ob sich die Spermienqualität tatsächlich verbessert. Hierzu sind aber noch neue Messungen notwendig. Letztendlich ist es wichtig, dass Sie und Ihr Mann eng mit Ihren Ärzten zusammenarbeiten, um den besten Behandlungsweg für Ihre individuelle Situation zu finden. Das kann bedeuten, verschiedene Methoden auszuprobieren und gegebenenfalls die Strategie anzupassen. Es ist auch wichtig, Unterstützung für die emotionale Belastung zu suchen, die mit Unfruchtbarkeitsbehandlungen einhergehen kann, sei es durch Beratung, Unterstützungsgruppen oder andere Ressourcen. Bitte beachten Sie, dass diese Informationen allgemeiner Natur sind und nicht die professionelle medizinische Beratung ersetzen können. Es ist entscheidend, dass Sie sich für spezifische medizinische Ratschläge und Behandlungsoptionen an Ihren behandelnden Arzt oder einen spezialisierten Reproduktionsmediziner wenden. Sie dürfen sich auch gerne an mich persönlich wenden (www.bestfertility.de).


F-M_Noth_

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Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.   Heute war eigentlich eine Insemination ohne Stimulation und ohne auslösen des Eisprungs geplant. Bei der Ultraschalluntersuchung wurde jedoch festgestellt, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist, aber es waren keine Eibläschen sichtbar. Daraufhin wurde bei einer Blutuntersuchung ein Östrogenmangel festgestellt (mein Wert ist zwischen 70 und 80 und sollte zwischen 200 und 300 sein). Deswegen fand die Insemination leider nicht statt.    Kann der Östrogenmangel mit meinem niedrigen AMH-Wert zusammenhängen?  Kann es sein, dass der Östrogenwert im nächsten Zyklus wieder höher ist? Ist der niedrige Östrogenwert ein Anzeichen für die Wechseljahre?    Halten Sie einen erneuten Versuch einer IUI für sinnvoll oder würden Sie gleich zur IVF oder ICSI übergehen? Würde eine vorherige Stimulation bei einer IUI sich positiv auf den Östrogenwert und den niedrigen AMH-Wert auswirken?   


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Es tut mir leid zu hören, dass Ihre geplante Insemination nicht stattfinden konnte. Obwohl ich wenig über Ihre Vorgeschichte weiß, sind Ihre Fragen sehr spezifisch. Aber ich werde versuchen, diese Fragen bestmöglich zu beantworten: Zusammenhang zwischen niedrigem Östrogen- und AMH-Wert: Ein niedriger Anti-Müller-Hormon (AMH) Wert kann ein Indikator für eine verringerte ovarielle Reserve sein. Dies könnte wiederum zu niedrigeren Östrogenspiegeln führen, da die Eierstöcke für die Östrogenproduktion verantwortlich sind. Ein direkter Zusammenhang zwischen AMH und Östrogenspiegeln ist jedoch komplex und kann von weiteren Faktoren abhängen. Schwankungen des Östrogenwerts im nächsten Zyklus: Der Östrogenspiegel kann von Zyklus zu Zyklus variieren. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der ovariellen Funktion, der allgemeinen Gesundheit und des Alters. Eine Überwachung über mehrere Zyklen hinweg kann nötig sein, um ein klareres Bild zu bekommen. Niedriger Östrogenwert und Wechseljahre: Ein niedriger Östrogenspiegel kann ein Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre sein, muss es aber nicht. In den Wechseljahren nimmt die Funktion der Eierstöcke allmählich ab, was zu niedrigeren Hormonspiegeln führt. Eine genaue Beurteilung erfordert jedoch eine umfassende Bewertung durch einen Facharzt. IUI vs. IVF/ICSI: Die Entscheidung zwischen intrauteriner Insemination (IUI) und Verfahren wie In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Ursache der Fruchtbarkeitsprobleme, des Alters, der medizinischen Vorgeschichte und der bisherigen Behandlungsergebnisse. IVF und ICSI werden in der Regel bei komplexeren Fruchtbarkeitsproblemen empfohlen. Stimulation vor IUI: Eine hormonelle Stimulation vor einer IUI kann die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen, da sie die Entwicklung von Eibläschen fördert und damit die Östrogenproduktion steigert. Dies kann besonders bei niedrigen AMH-Werten hilfreich sein. Allerdings sollten die Risiken, wie das ovariale Hyperstimulationssyndrom, sorgfältig abgewogen werden. Es ist wichtig, dass Sie diese Fragen mit Ihrem behandelnden Reproduktionsmediziner oder Gynäkologen besprechen, um eine individuell abgestimmte Beratung und Behandlungsempfehlung zu erhalten. Jeder Fall ist einzigartig, und die Entscheidungen sollten auf einer gründlichen medizinischen Bewertung basieren. Gerne dürfen Sie sich auch an www.bestfertility.de wenden.


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