Yourie
Sehr geehrter Herr Doktor Gagsteiger, Ich bitte sie herzlich um eine Einschätzung, da meine Frauenärztin nicht so richtig weiß, was sie mir raten soll bzw. Wie es weiter gehen soll. Aufgrund unerfülltem kiwu wurde bei mir ende 2022 eine Bauchspiegelung gemacht. Ergebnis nur ein offener Eileiter. Der andere konnte gespült werden. Da ich noch clomifen und utrogest hatte von vorigen versuchen, nahm ich das und wurde im Zyklus nach OP damit endlich schwanger. Nun ist die Frage wie ich nocheinmal schwanger werden könnte. Die Spülung ist 3 Jahre her. Und wir haben bereits 7 erfolglose Zyklen ohne jegliche Medikamente hinter uns. Wie würden sie raten weiter zu machen? Ich bin 36, mein Partner 38 und hat ein gutes spermiogramm. Wir sind beide gesund ohne sonstige "hindernisse", normal gewicht, sportlich. Vielen Dank für ihre hilfe.
Guten Tag, ich gebe Ihnen gern eine Einschätzung zur weiteren Vorgehensweise bei unerfülltem Kinderwunsch. Zunächst ein kurzer Überblick zur Situation: Sie sind 36 Jahre alt – ein Alter, in dem die Fruchtbarkeit bereits leicht abnimmt, besonders was die Eizellqualität betrifft (besonders nach dem 35. Lebensjahr). Vor 3 Jahren wurde eine Bauchspiegelung mit Eileiterspülung durchgeführt – seither war einmal eine Schwangerschaft möglich (nach Stimulation mit Clomifen + Utrogest). Ein Eileiter war offen, der andere nicht vollständig durchgängig. Ihr Partner hat ein gutes Spermiogramm. Sie haben nun seit 7 Zyklen ohne Medikamente keinen erneuten Erfolg gehabt. Einschätzung und Empfehlung Nach 6–12 Monaten regelmäßigen, ungeschützten Verkehrs ohne Eintritt einer Schwangerschaft spricht man von "sekundärer Infertilität", selbst wenn schon einmal eine Schwangerschaft bestand. Bei Ihrer Vorgeschichte und Ihrem Alter ist es aus meiner Sicht sinnvoll, nun den nächsten Schritt zu gehen und nicht weiter Zeit zu verlieren. Mein Rat wäre: Erneutes, aktualisiertes Spermiogramm Zyklusmonitoring unter hormoneller Unterstützung (z. B. Letrozol oder Clomifen): Es scheint, dass Ihre Eileiterfunktion eingeschränkt ist – das bedeutet, es braucht möglicherweise einige gut getimte Zyklen, um einen Eisprung auf der Seite des durchgängigen Eileiters zu "erwischen". Eine hormonelle Stimulation kann die Chance erhöhen, dass ein Follikel auf der „richtigen Seite“ wächst, oder dass sich mehr als ein Follikel entwickelt. Insemination (IUI) als nächster logischer Schritt: Gerade wenn ein Eileiter offen ist und das Spermiogramm gut, ist eine intrauterine Insemination eine sinnvolle Option. Kombiniert mit hormoneller Stimulation und genauem Timing (Eisprungauslösung) liegt die Erfolgsrate bei ca. 10–15 % pro Zyklus. Wenn nach 3–4 gut geplanten IUI-Zyklen keine Schwangerschaft eintritt: Dann würde ich zu einer IVF oder ICSI raten, da hier die Eileiterfunktion umgangen wird und die Befruchtung im Labor stattfinden kann. Gerade in Ihrem Alter ist das frühzeitige Einleiten einer IVF günstiger als ein weiteres Abwarten. Weitere Maßnahmen zur Optimierung: AMH, FSH, Östradiol (falls noch nicht geschehen): zur Einschätzung der ovariellen Reserve. Ultraschall-Monitoring: um die Follikelreifung, die Seite des Eisprungs und die Schleimhautentwicklung genau zu beurteilen. Tubendurchgängigkeit nochmals prüfen?: Wenn unklar ist, ob der Eileiter inzwischen wieder verlegt sein könnte, wäre eine erneute Prüfung denkbar (z. B. durch Kontrastmittel-Ultraschall – HyCoSy). Es gibt also einige Möglichkeiten! Viel Glück!
Yourie
Vielen herzlichen Dank! Insemination und ivf etc kommen leider nicht in Frage. Wir wohnen auf dem Land und eine Betreuung in einem kiwu Zentrum ist logistisch nicht machbar. Dann werden wir den Weg der hormonellen Unterstützung gehen. Ist letrozol clomifen vorzuziehen?
Aktuell raten praktisch alle großen Fachgesellschaften (die internationale PCOS‑Leitlinie 2023 von ESHRE/ASRM, die AAFP‑Empfehlungen 2023 u. a.) dazu, Letrozol als erste orale Option zur Ovulationsauslösung einzusetzen, wenn eine Anovulation – besonders bei PCOS – vorliegt und keine anderen gravierenden Sterilitätsfaktoren bestehen. Die Leitlinie betont außerdem, dass Letrozol in vielen Ländern (auch in Deutschland) zwar off label bleibt, gleichzeitig aber bessere Erfolgsraten zeigt als Clomifen. Warum der Wechsel von Clomifen zu Letrozol? Mehrere randomisierte Studien und eine Meta‑Analyse aus 2024 belegen, dass Letrozol pro Zyklus häufiger einen Eisprung auslöst und höhere klinische Schwangerschafts‑ und Lebendgeburtenraten erreicht – bei gleichzeitig etwas geringerem Risiko für Mehrlingsschwangerschaften. Auch die Endometriumqualität wird im Durchschnitt weniger beeinträchtigt, weil Letrozol nicht an den Östrogenrezeptor bindet und somit kaum anti‑östrogene Wirkungen auf Schleimhaut oder Zervixschleim hat. Zu Dosierung & Anwendung: Die gängigste Startdosis sind 2,5 mg Letrozol täglich an Zyklustag 3–7; bei ausbleibender Follikelentwicklung steigern viele Ärzt*innen auf 5 mg oder verlängern die Gabe auf sieben bis zehn Tage. Ein Ultraschall am Zyklustag 11–13 (oder Heim‑LH‑Tests, falls kein Monitoring möglich) prüft, ob ein Leitfollikel ≥ 18 mm vorhanden ist. Rund sieben Tage nach vermutetem Eisprung wird oft ein Progesteronwert kontrolliert, um den Zyklus zu bestätigen. Clomifen bleibt eine bewährte Alternative, wenn Letrozol nicht vertragen wird, aus Kostengründen nicht verordnet werden kann oder Ärzt*innen das Off‑Label‑Risiko scheuen. Allerdings treten bei Clomifen häufiger Hitzewallungen und eine Verdickung des Zervixschleims auf. Das Risiko für Zwillinge liegt grob doppelt so hoch wie unter Letrozol, weil Clomifen öfter eine Multifollikelentwicklung auslöst. Pragmatischer Fahrplan für Ihren ländlichen Wohnort: Organisieren Sie möglichst ein Minimalmonitoring beim lokalen Gynäkologen (Basis‑Ultraschall früh im Zyklus, Kontroll‑Ultraschall oder LH‑Tests gegen Zyklusmitte, Progesteron in der zweiten Zyklushälfte). Kombinieren Sie das mit Ovulationstests oder Temperaturkurven, um Fahrten in Spezialzentren zu sparen. Sollten nach drei bis vier gut überwachten Letrozol‑Zyklen keine Schwangerschaft eintreten oder Nebenwirkungen problematisch sein, wäre dennoch eine einmalige Vorstellung in einem Kinderwunschzentrum ratsam – schon um andere Faktoren (z. B. Spermiogramm, Endometriose, stark vermindertes AMH) auszuschließen. Kurz gefasst: Nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand hat Letrozol im direkten Vergleich die Nase vorn – insbesondere bei PCOS‑bedingter Anovulation – und ist trotz Off‑Label‑Status für viele Paare die erfolgversprechendere und besser verträgliche Wahl. Klären Sie die Off‑Label‑Verordnung schriftlich mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt ab und lassen Sie sich das passende Dosier‑ und Monitoringschema individuell festlegen. Clomifen steht weiterhin als solide Option bereit, falls Letrozol ausscheidet oder nicht zum gewünschten Erfolg führt. Ich wünsche Ihnen alles Gute für den weiteren Weg.
Yourie
Danke, Sie haben mir sehr geholfen! Gibt man letrozol mit Auslösespritze oder kommt das auf das Zyklusmonitoring an? Bei clomifen gab es kein Auslöser bei mir und da ich eher kurze Zyklen habe (meist 24 Tage) musste ich clomifen schon an Tag 3 beginnen. Ist ein früherer start bei letrozol dann auch relevant?
Mit oder ohne "Auslösespritze" ist möglich. Auch eine individuelle Anpassung ist oft nötig. Wir können nur Online beraten. Bitte besprechen Sie das mit Ihrem behandelnden Arzt in aller Ruhe.
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