Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

3. IVF bei ovarialer Low-Response

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: 3. IVF bei ovarialer Low-Response

Y. Leer

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Guten Morgen,  nach meinen frustrierenden zwei Versuchen einer IVF werde ich eine dritte IVF machen. Nun bin ich unsicher, welches Protokoll ich wählen soll.  Ich bin 34 Jahre alt und war noch nie schwanger. Seit zwei Jahren haben wir einen Kinderwunsch, bisher jedoch ohne Erfolg, trotz drei IUIs und zwei IVFs. Die Eileiter sind durchgängig und eine Hysteroskopie ergab keinen auffälligen Befund. Die genetischen Tests beider Partner waren ebenfalls unauffällig. Eine pathologische APC-Resistenz und Antiphospholipidsyndrom wurden ausgeschlossen. Mein Zyklus beträgt 28 Tage und dauert ca. 3 Tage. Meine Frauenärztin meinte, dass es bei mir ein Problem mit der Eizellqualität zu geben scheint. Bei der ersten IVF wurde das folgende Protokoll verwendet: Menopur 200 IE von Tag 3 bis Tag 11, Ganirelix 0,25 mg von Tag 7 bis Tag 11. Es konnten 4 Eizellen entnommen werden, von denen eine befruchtet wurde. Es gab noch 2 Follikel auf der rechten Seite, die aufgrund ihrer schlechten Lage (zu hoch) nicht punktiert werden konnten. Nach 3 Tagen erfolgte der Transfer, und nach 11 Tagen war der Test negativ. Bei der zweiten IVF wurde Pergoveris 300 IE von Tag 3 bis Tag 11 verwendet, zusammen mit Ganirelix 0,25 mg von Tag 7 bis Tag 11. Es konnten nur 2 Follikel punktiert werden, die jedoch nicht befruchtet waren. Laut Labor war eine Eizelle ohne Vorstufe und die andere degeneriert. Somit wurde eine ovariale Low-Response mit einem AMH-Wert von 1,09 (Stand: Januar 2024) diagnostiziert. Nach der zweiten IVF habe ich eine zweite Meinung eingeholt, und sie empfehlen ein Agonistenprotokoll, also das lange Protokoll, oder eine natürliche IVF ohne Stimulation. Meine Frauenärztin empfiehlt jedoch Menopur 200 IE von Tag 3 bis Tag 10 oder 11, zusätzlich Clomifen-Tabletten von Tag 3 bis Tag 7 für 5 Tage, sowie Ganirelix ab Tag 7. Bezüglich des langen Protokolls habe ich meine Frauenärztin bereits nach der ersten IVF gefragt, und sie meinte, es würde noch weniger werden. Ich bin jetzt auch unsicher, welches Protokoll besser für mich geeignet ist. Ich habe auch immer wieder gelesen, dass das lange Protokoll bei Frauen mit niedrigem AMH schlechtere Ergebnisse liefert. Jetzt meine Frage: Welches Protokoll empfehlen Sie und warum?  Vielen Dank im Voraus!


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Die Entscheidung über das passende IVF-Protokoll hängt von vielen individuellen Faktoren ab, einschließlich der bisherigen Reaktion auf die Behandlung, der Eizellqualität, des AMH-Wertes und persönlicher gesundheitlicher Bedingungen. Ich kenne leider zu wenig Details, aber ich kann Ihnen einige allgemeine Informationen zu den von Ihnen erwähnten Protokollen bieten, die Ihnen möglicherweise helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen. Agonistenprotokoll (langes Protokoll) Das Agonistenprotokoll, auch bekannt als langes Protokoll, verwendet GnRH-Agonisten, um eine Überstimulation der Eierstöcke zu verhindern, indem die natürliche Hormonproduktion vorübergehend unterdrückt wird, bevor die Stimulation der Eierstöcke beginnt. Dieses Protokoll kann vorteilhaft sein, um eine größere Anzahl von Eizellen zu gewinnen, besonders bei Patientinnen mit normaler oder hoher ovarieller Reserve. Jedoch haben Studien gezeigt, dass Frauen mit niedriger ovarieller Reserve oder niedrigem AMH-Wert möglicherweise nicht so gut auf dieses Protokoll ansprechen, da die anfängliche Unterdrückung die ohnehin schon begrenzte Anzahl an verfügbaren Eizellen weiter reduzieren könnte. Natürliche IVF Bei der natürlichen IVF wird keine oder nur eine minimale medikamentöse Stimulation verwendet. Dieses Protokoll zielt darauf ab, eine oder zwei der natürlich ausgewählten Eizellen zu gewinnen. Es ist besonders geeignet für Frauen, die auf herkömmliche Stimulation schlecht reagieren oder die Nebenwirkungen der Medikamente minimieren möchten. Die Erfolgsraten pro Zyklus sind oft niedriger als bei stimulierten Protokollen, aber für manche Patientinnen, insbesondere solche mit niedriger ovarieller Reserve, könnte es eine passendere Option sein, um qualitativ hochwertige Eizellen zu gewinnen. Stimulationsprotokoll mit Menopur und Clomifen Die Kombination aus Menopur (ein Medikament, das sowohl FSH als auch LH enthält) und Clomifen (ein Medikament, das die Eierstöcke indirekt zur Produktion von Eizellen anregt) kann eine interessante Option sein. Dieses Protokoll zielt darauf ab, die Eizellreifung mit einer Kombination aus direkter Stimulation (durch Menopur) und der Steigerung der körpereigenen FSH-Produktion (durch Clomifen) zu fördern. Es kann besonders bei Frauen mit einer bisherigen Low-Response auf die Stimulation nützlich sein, da es eine andere Art der Stimulation bietet, die möglicherweise effektiver ist. Schlussfolgerung Aufgrund Ihrer Beschreibung einer Low-Response auf die vorherigen Stimulationsprotokolle und eines AMH-Wertes von 1,09 könnte ein Protokoll, das eine Kombination aus Menopur und Clomifen umfasst, potenziell von Vorteil sein, indem es eine vielseitige Stimulation bietet. Allerdings ist das natürliche IVF-Protokoll ebenfalls eine Überlegung wert, insbesondere wenn die Qualität der Eizellen ein vorrangiges Anliegen ist und frühere aggressive Stimulationen nicht erfolgreich waren. Es ist wichtig, diese Optionen mit Ihrem Reproduktionsendokrinologen oder einer spezialisierten Kinderwunschklinik zu besprechen, um die spezifischen Vor- und Nachteile basierend auf Ihrer individuellen medizinischen Geschichte und den bisherigen Reaktionen auf Behandlungen abzuwägen. Eine sorgfältige Bewertung Ihrer Situation durch Fachleute, die Zugang zu Ihren vollständigen medizinischen Unterlagen haben, ist entscheidend, um das optimale Vorgehen zu bestimmen.


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