Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Zweitmeinung zur weiteren Vorgehensweise IVF/ICSI

Frage: Zweitmeinung zur weiteren Vorgehensweise IVF/ICSI

Julia1988

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Gasteiger, ich bitte Sie um eine Einschätzung unserer Kinderwunschsituation und um eine Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise: - wir sind 40 (m) und 37(w) alt; normalgewichtig; kein PCO - wir haben bereits eine Tochter (geb. 2020; natürliche Empfängnis); unkomplizierte Schwangerschaft, Vorliegen einer Plazenta praevia, die aber am Ende nicht entscheidend war; Geburt per sekundärer Sectio nach Geburtsstillstand  - 2022 hatte ich eine missed abortion, die nach der Gabe von Cytotec selbst abgegangen ist; keine Rückstände - insgesamt wurden bisher 4 IUI´s durchgeführt; allesamt negativ ohne Einnistung - 1x IVF/ICSI (Stimulation mit Puregon sowie Meriofert); von 16 Follikeln konnten 11 punktiert werden, davon waren 10 reif und 5 konnten (mit ICSI; assisted hatching) befruchtet werden; am Ende hat es nur eine zur Blastozyste geschafft (1AA-Qualität) -1x IVF/ICSI (Stimulation mit Puregon sowie Meriofert); weniger Follikel sichtbar als im letzten Zyklus; nicht ideale Stimulationsituation; am Ende 7 Follikel punktiert, 5 reif, 4 befruchtet; erneut assisted hatching; am Ende wieder nur eine Blastozyste, durch Calcium Ionophor eine 2AA-Qualität - bisher untersucht: AMH bei 1,94 ng/ml; normale und regelmäßige Zyklen mit ES; guter Aufbau der Gebärmutterschleimhaut; Schilddrüsenwerte oB; sonstige Hormonwerte oB; Spermiogramm: im unteren Normbereich (rasch progressiver Typus 85% nach Präparation: 15,0 Millionen/ml bis 33,0 Millionen/ml); Hycosy (links oB, rechts fraglich durchgängig); Gebärmutter unauffällig, keine Nischenbildung an der Sectio-Narbe;  - Medikamente: Vitamin D3+K2, Folsäure, Xyzal (Antihistamin wg. Allergie); seit zwei Monaten zusätzlich Omega3 und Ubiquinol; sowie Orthomol fertil plus für meinen Mann Seitens der Kinderwunschklinik ist evtl. eine Gerinnungsdiagnostik sowie eine genetische Diagnostik angedacht. Des Weiteren denke ich über eine Gebärmutterspiegelung mit Plasmazellbiopsie nach. Was ist Ihre Empfehlung für die weitere Vorgehensweise? Und: Liegt es allein an der Eizellqualität? Vielen Dank für Ihre geschätzte Meinung! Julia


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

Beitrag melden

Guten Tag, vielen Dank für Ihre ausführliche und sehr übersichtlich geschilderte Vorgeschichte. Sie haben bereits vieles abgeklärt und sehr strukturiert angegangen – das ist eine gute Basis. Nach den vorliegenden Daten spricht vieles dafür, dass die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine Schwangerschaft gegeben sind: regelmäßige Zyklen, gute Gebärmutterschleimhaut, unauffällige Schilddrüsen- und Hormonwerte, normale Gebärmutteranatomie sowie ein im unteren Normbereich liegendes Spermiogramm. Dass sich bei beiden IVF/ICSI-Behandlungen trotz einer ausreichenden Zahl reifer Eizellen nur jeweils eine Blastozyste entwickelt hat, deutet auf eine eingeschränkte Eizellqualität hin – was mit 37 Jahren durchaus möglich ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist, sondern dass die Chance pro Transfer geringer wird.   Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise: Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) mit Plasmazellbiopsie – Sehr sinnvoll, um chronische Entzündungen (chronische Endometritis) oder feine Veränderungen der Schleimhaut auszuschließen. – Bei unauffälligem Befund haben Sie eine solide Basis für den nächsten Transfer. Gerinnungs- und immunologische Diagnostik – Gerade nach mehreren erfolglosen Versuchen und einer Fehlgeburt empfehlenswert. – Hierzu zählen: Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation, MTHFR-Polymorphismen, PAI-1, Antiphospholipidantikörper u. a. Genetische Diagnostik – Ein Karyogramm beider Partner ist sinnvoll, um balancierte Translokationen oder Inversionsvarianten auszuschließen. – Wenn möglich, kann zusätzlich über eine genetische Untersuchung der Embryonen (PGT-A) nachgedacht werden, um chromosomal unauffällige Embryonen auszuwählen. Optimierung der Eizellqualität – Weiterführung von Coenzym Q10 (Ubiquinol), Omega-3 und Vitamin D ist sinnvoll. – Zusätzlich kann Myo-Inositol oder DHEA (nach Hormonstatus und ärztlicher Kontrolle) hilfreich sein. – Eine milde Stimulation mit Fokus auf Qualität statt Quantität kann beim nächsten Versuch erwogen werden. Spermienqualität – Da die Befruchtungsrate etwas abgenommen hat, lohnt sich eine Wiederholung des Spermiogramms mit DNA-Fragmentationstest. – Eventuell kann eine Spermienseparation mit Microfluid-Kammer, magnetische  (MACS) oder PICSI bei der nächsten ICSI helfen. Transferstrategie – Wenn erneut nur wenige Blastozysten entstehen, kann auch ein Tag-3-Transfer sinnvoll sein, um die Embryonen früher in die physiologische Umgebung der Gebärmutter zu bringen. Bitte prüfen sie auch Ihr Kinderwunschzentrum und die Alternativen.   Insgesamt sehe ich die Ursache vermutlich in einer Kombination aus leicht eingeschränkter Eizellqualität (altersbedingt) und möglicherweise subtilen uterinen oder genetischen Faktoren. Mit einer nochmaligen, gezielt angepassten IVF-Strategie unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte bestehen aber weiterhin reale Erfolgsaussichten.   Mit freundlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

Beitrag melden

Guten Tag, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung – Sie haben bereits sehr viel sorgfältig abgeklärt und die bisherigen Behandlungen waren medizinisch gut strukturiert.   Nach den vorliegenden Informationen sprechen viele Befunde grundsätzlich für gute Voraussetzungen: regelmäßige Eisprünge, ein guter Schleimhautaufbau, unauffällige Schilddrüsen- und Hormonwerte sowie eine unauffällige Gebärmutter. Das Spermiogramm liegt im unteren Normbereich. Dass sich trotz mehrerer reifer Eizellen jeweils nur eine Blastozyste entwickelt hat, deutet am ehesten auf eine eingeschränkte Eizellqualität hin – ein Faktor, der sich mit zunehmendem Alter (besonders ab Mitte 30) stärker bemerkbar macht. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist, sondern nur, dass die Wahrscheinlichkeit pro Versuch etwas geringer ist.   Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise: Gebärmutterspiegelung mit Plasmazellbiopsie – sehr sinnvoll, um eine chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut auszuschließen. – falls unauffällig, wissen Sie, dass die Einnistungsbedingungen gut sind. Gerinnungs- und genetische Diagnostik – empfehlenswert nach mehreren erfolglosen Transfers und einer Fehlgeburt. – dazu gehören z. B. Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation, MTHFR, PAI-1 sowie ein Karyogramm beider Partner. Eizellqualität unterstützen – weiterhin Ubiquinol (Coenzym Q10), Omega-3 und Vitamin D3. – optional Myo-Inositol oder niedrig dosiertes DHEA (nach Hormonkontrolle). – manchmal ist eine mildere Stimulation mit Fokus auf Qualität günstiger. Spermienqualität prüfen – eine Kontrolle mit DNA-Fragmentationstest kann zusätzliche Informationen liefern. – bei auffälligem Ergebnis wären MACS- oder PICSI-Verfahren sinnvoll. Embryotransfer-Strategie – bei wiederholt geringer Blastozystenrate kann auch ein Transfer an Tag 3 erwogen werden, damit der Embryo früher in die natürliche Umgebung der Gebärmutter gelangt. Auch können sie das Kinderwunschzentrum wechseln.Vielleicht gibt es für sie geeignetere Kliniken.   Zusammenfassend ist es wahrscheinlich, dass die Eizellqualität die entscheidende Rolle spielt, möglicherweise kombiniert mit subtilen Faktoren der Gebärmutterschleimhaut oder Gerinnung. Mit einer gezielten Optimierung der Vorbereitung und Stimulation bestehen aber weiterhin gute Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft.   Mit freundlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Herr Dr. Grewe, nach 3 erfolglosen IUIs werden wir uns jetzt an IVF oder ICSI wenden. Ich (33) habe leichtes PCO, verlängerte Zyklen mit Eisprüngen zwischendurch. Auf Stimulation hab ich gut angesprochen, Gebärmutterschleimhaut hat auch gut aufgebaut. Alles super, laut den Ärzten.Spermiogramme meines Mannes (34) auch immer i.O. Leider h ...

Hallo Herr Dr. Grewe, mein Mann und ich haben nächste Woche erneut einen Termin im Kiwu Zentrum, da wir bereits seit 3 Jahren versuchen schwanger zu werden. Bei mir ist alles so weit in Ordnung. Bei meinem Mann ist das Spermiogramm wie folgt: 12 Mio/ml, Gesamt: 30 Mio/ml, Progressiv: 22% nach Aufbereitung 28% Wir haben bereits 6 erfolglos ...

Hallo Frau Sonntag, kurz zu mir, ich bin 33 und mein Mann 35. Wir haben seit ca. 2 ½ Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch. Seit März 2021 sind wir in einer KiWu Klinik. Folgende Untersuchungen wurden bereits gemacht: Eileiterdurchgängigkeitsprüfung: rechter Eileiter nicht durchlässig AMH-Wert: 0,14 Spermiogramm: alles in Ordnung Leichte ...

Hallo Frau Koglin, kurz zu mir, ich bin 33 und mein Mann 35. Wir haben seit ca. 2 ½ Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch. Seit März 2021 sind wir in einer KiWu Klinik. Folgende Untersuchungen wurden bereits gemacht: Eileiterdurchgängigkeitsprüfung: rechter Eileiter nicht durchlässig AMH-Wert: 0,14 Spermiogramm: alles in Ordnung Leichte S ...

Hallo Frau van der Ven, kurz zu mir, ich bin 33 und mein Mann 35. Wir haben seit ca. 2 ½ Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch. Seit März 2021 sind wir in einer KiWu Klinik. Folgende Untersuchungen wurden bereits gemacht: Eileiterdurchgängigkeitsprüfung: rechter Eileiter nicht durchlässig AMH-Wert: 0,14 Spermiogramm: alles in Ordnung Leic ...

Sehr geehrter Herr Dr.Gagsteiger, ich wäre über einen kurzen Rat sehr dankbar. Wir hatten zunächst versucht mit TESE-Spermien schwanger zu werden:1. und 2. ICSI-Nullbefruchtung,3.ICSI Calcium: 7 reife Eizellen 1 befruchtet, MA 11.Woche inkl. Ausschabung 4. ICSI: 9 reife Eizellen, zwei befruchtet, eine eingenistet, MA 9. Woche inkl. Ausschabung ...

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt, Mich interessiert ganz allgemein, welche Probleme durch IVF/ICSI auf Seiten der Frau überwunden werden können. Könnten Sie mir diese bitte nennen? Viele Grüße, Maria

Guten Morgen Dr. Grewe, ich stehe kurz vor der ersten IVF/ICSI und habe 2 Fragen dazu: 1. Sollten wir (ich 38/ er 36) mit der Diagnose Endometriose und Adenomyose (beides hat laut ärztlicher Aussage keinen EInfluss auf meine Fruchtbarkeit), sowie Asthenoteratozoospermie bei meinem Partner, trotzdem erstmal eine IVF probieren oder besser gleic ...

Guten Tag , Ich werde in den nächsten Monaten mit IVF anfangen, da meine Tuben nach einer Sectio zu sind. Das Spermiogramm meines Mannes ist in Ordnung. Meine Frage ist : warum wird IVF bevorzugt und nicht ICSI ? Ich habe gelesen , dass ICSI mehr Chancen hat , dass es alles klappt. Wie viele Embryo soll ich Transfer lassen ?  Vielen Da ...

Seit zwei Jahren versuche ich nun, schwanger zu werden, doch bisher hat es leider nicht geklappt, obwohl mein Mann und ich keine Probleme haben. In diesem Monat haben wir uns entschieden, es mit einer IVF-Behandlung zu versuchen. Es wurden 12 Eizellen entnommen, aber leider hat sich nur eine davon befruchtet. Einen Tag später erfuhr ich, dass sich ...