Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Wie kann ich meiner Kleinen in den Schlaf helfen?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Wie kann ich meiner Kleinen in den Schlaf helfen?

Arwen_79

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Hallo Frau Höfel, vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe unsere Kleine gestern zu uns ins Bett mitgenommen und sie hat viel ruhiger geschlafen. Ab wann kann man denn ein Baby verziehen? Ich habe immer Angst, dass ich dann die Kleine nicht mehr aus unserem Bett rausbekomme. Was mache ich aber mit den Tageschläfchen. Ich bin der Meinung, dass 3-4 Mal à 30 Minuten zu wenig Schlaf sind. Sie würde dann insgesamt auf knapp 12 Stunden Schlaf kommen. Ich weiß, man darf Kinder nicht vergleichen: aber bei einer Bekannten schläft das Kind jeweils vormittags und nachmittags 2 Stunden. Soll ich versuchen, dann Schlaf auszudehnen? Wie schaffe ich das am besten, wo sie doch nach 30 Minuten immer sofort wach wird? Vielen Dank nochmals


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe Arwen, Kinder bis zu einem Jahr kann man meiner Meinung nach gar nicht und Kleinkinder nur ohne gesunden Menschenverstand "verziehen". Haben Sie Wünsche? Z.B. nach einem neuen Auto? Ihr Wagen hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und kleinere Reparaturen häufen sich. Ihr Mann kauft mit Ihnen ein schickes rotes (neues oder wenig gebrauchtes) Auto, weil er möchte, dass Sie in den Wintermonaten sicher unterwegs sind. Ein halbes Jahr später gefällt Ihnen die Farbe nicht mehr. Hintergrund: Ihre Freundin hat das neue Modell in schwarz. Sie wollen auch so eins. Ihr Mann kauft es. Und auf Ihr Drängen auch noch den Svarowski Schlüsselanhänger, damit er seine Ruhe hat, weil er Ihre Nörgelei nicht mehr hören kann. Eigentlich weiß er, dass Sie den Schlüssel immer lose in der Tasche haben. Ich weiß, die Vergleiche hinken je nach Geldbeutel, aber was verwöhnen und was verziehen ist, ist hoffentlich deutlich geworden. Sie können ein KInd nicht verziehen, wenn Sie seine Grundbedürfnisse (Nähe, Wärme, Sicherheit, Nahrung) erfüllen! Verziehen bedeutet unsinnige Wünsche erfüllen und keine Grenzen setzen. Aber das kommt später! Tagsüber bietet sich ein Tragetuch an. Da kann das KInd schlafen, schauen, schmusen - wann immer es will und vielleicht nah am Körper auch länger. Ihr KInd hat mit den Kurzschläfchen kein Problem. Das Problem haben Sie! Ihre Wünsche nach längeren Schläfchen werden nicht erfüllt. Sie können das Kind nicht ändern! Sie können nur Ihre eigene Haltung ändern! Und die könnte sein: mein Kind ist ein Halbstundenschläfer und das ist okay so! Nur der Vollständigkeit halber noch der Standardtext dazu: "Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Aber von 4 Wochen alten Kindern verlangen manche das! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Könnten Sie sich mit einem Tragetuch anfreunden? Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass das Kind nah bei Ihnen ist, dort schlafen kann und Sie die Hände frei haben. Welche Risiken meinen Sie? schlafen im Elternbett ist okay, wenn: - die Eltern keine Drogen nehmen - die Eltern keine Medikamente nehmen - die Eltern nicht trinken - die Eltern nicht rauchen - das Elternbett keine Besucherritze bzw. keinen Raum zwischen Bettrahmen und Matratze hat, in den das Kind rutschen kann - das KInd einen eigenen Platz im Bett hat und nicht mit dem Bettzeug der Eltern zugedeckt wird. Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast! Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden. Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müßten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten." Liebe Grüße Martina Höfel Liebe Grüße Martina Höfel


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