Oktober27
Hallo Frau Höfel, meine Tochter ist jetzt 12 Wochen jung und möchte den ganzen Tag getragen werden. Liegend in meinem Arm gefällt es ihr auch nicht. Sie mag es nur in einem Tragesack oder so auf meiner Schulter und ich muss mich dabei auch bewegen. Im Allgemeinen ist sie auch eher quengelig .Das erschwert natürlich meinen Alltag sehr aber ich nehme es so hin. Meine Freundin sagt aber dass es nicht normal wäre und ich hätte meine Tochter absolut verwöhnt müsste sie jetzt daran gewöhnen auch mal alleine zu liegen. Ich bin jetzt sehr verunsichert, wie soll meine Tochter denn auch etwas lernen wenn sie nie liegt, drehen z. B.? Wie ist Ihre Meinung dazu habe ich meine Tochter wirklich verwöhnt? Muss ich versuchen sie umzugewöhnen und sie auch mal weinen lassen? Stimmt etwas nicht mit ihr weil sie nur diese aufrechte Haltung mag? Vielen Dank!
Liebe Oktober, JA, Sie verwöhnen Ihr Kind - und DAS IST GUT SO! Bestellen Sie Ihrer Freundin einen schönen Gruß von mir: der Tipp kann nur heißen tragen, tragen, tragen und dasein und gelassen bleiben! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen (und daran hat sich mit 12 Wochen noch nicht viel geändert)! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiss gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiss nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Es fiel das Wort verwöhnen! Fragen Sie doch mal die anderen Leute (besonders Ihre Freundin), ob sie gerne verwöhnt werden/wird! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre Freundin es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre Freundin das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der (Schwieger)mutter! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tips. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, daß Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr KInd - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Wie wäre es mit einem Tragetuch anstatt Trage? Lassen Sie sich nicht beirren! Sie machen es genau richtig: irgendwann wird dieses Kind aus seiner Trage aussteigen und nach Selbständigkeit streben! Fröhlich und selbstbewußt, da es alle Sicherheit bekommen hat, die es benötigte! Sie können dieses Posting auch gerne für Ihre Freundin ausdrucken. Sie meint es sicherlich nur gut. Aber: Sie hat sich bestimmt auch nicht gerne in die Erziehung Ihres Sohnes/Ihrer Kinder reinreden lassen! Bitte lesen Sie auch bei Dr. Posth http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/emotionales_bewusstsein.htm Liebe Grüße Martina Höfel
Bonniebee
Hallo, nein, Du hast Dein Baby nicht zu sehr verwöhnt. Du gehst auf seine Bedürfnisse wunderbar ein! Trotzdem solltest Du auch überlegen, welche Bedürfnisse DU hast. Wenn Dir das Herumtragen den lieben langen Tag über zu viel wird (was normal und nachvollziehbar ist), musst Du dies nicht tun. Dein Baby nimmt keinen seelischen Schaden, wenn es in der Wippe, auf einem Schaffell oder der Krabbeldecke liegt und dabei einfach immer in dem Raum ist, in dem auch Du bist. Natürlich kann es sein, dass Deine Tochter anfangs etwas meckert, wenn sie sich umgewöhnen muss, denn sich Umgewöhnen mögen Babys nicht. Das ist aber für Deine Kleine nicht schädlich, sofern Du für sie da, sichtbar und in der Nähe bist. Natürlich kommen - gerade im ersten Lebensjahr - die Bedürfnisse des Babys an oberster Stelle. Es braucht Liebe, Nahrung, Nähe, Wärme, Kontakt, sanfte Reize (wie Lieder, einfache Spiele) usw. Trotzdem kann man diese Bedürfnisse auch erfüllen, ohne sich selbst total hintan zu stellen. Wenn Deine Tochter in Deiner Nähe sein darf, ist es völlig okay, wenn sie dabei nicht ausschließlich im Tragesack hängt, sondern Dich auch mal von der Krabbeldecke aus beobachtet. Das heißt nicht, dass es für Deine Kleine nun schlecht wäre, wenn Du sie ständig herum trägst. Denn wenn Dir das nichts ausmacht, kannst Du das auf jeden Fall auch so machen. Es heißt lediglich, dass Du für Dich selbst (und ohne Einfluss der Freundin) überlegen kannst, ob Du das momentan noch möchtest. Wenn nicht, kannst Du hier einen Kompromiss mit Deinem Kind finden, auch wenn es anfangs gegen die neue Gewohnheit protestiert. Nach meiner Erfahrung (habe auch zwei Kinder) bleibt man als Mutter langfristig nur dann geduldig und ausgeglichen (auch zum Kind), wenn man seine eigenen Bedürfnisse nicht total zu verneinen glaubt, sobald man ein Baby hat. Falls Du also das Dauertragen eher nicht mehr möchtest: Babys und kleine Kinder dürfen ruhig erfahren, dass auch ihre Mütter Grenzen und Bedürfnisse haben. Schließlich wollen wir Mütter ja, dass auch unsere Töchter später gut auf sich achten und ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen. Das müssen wir dann aber auch vorleben. LG
Lina_100
Verwöhnt: NEIN! Alles gut, je mehr Körperkontakt desto besser. Babys können frühestens ab einem Alter 6 Monaten "verwöhnt" werden. Zur motorischen Entwicklung: Es wird auch vertreten, dass viel Tragen (besonders im Tuch oder sonstiger Tragehilfe) die Entwicklung des Gleichgewichtssinn fördert und so das Laufen lernen sogar erleichtert. Ich würde sie aber tagsüber wenn sie wach ist auch auf eine Krabbeldecke legen und dabei Rücken- und Bauchlage abwechseln. Mit 3 Monaten kann man ja auch schon mit ihr spielen. Z. B. Lieder mit Fingerspielen, Gegenstände fühlen, Rasseln, Greifen üben, etc.