Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Baby verwöhnt?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Baby verwöhnt?

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Hallo Fr. Höfel, Mein Sohn Samuel ist 2 1/2 Monate alt und seit ca 2 Wochen ist es kaum noch möglich ihn wach irgend wohin zulegen ohne das er sofort ein Theater macht. Weder Wippe, Stubenwagen noch sein Bett, sind ihm dann recht. Nimmt man ihn allerdings hoch ist er sofort still und zufrieden. Nun ist es aber so das ich weder die Zeit noch die Lust habe, ihn den ganzen Tag (außer er schläft natürlich) rumzutragen. Wir kuscheln und schmusen mit ihm, aber es muß doch auch möglich sein, daß er auch nur mal dort liegen kann und schauen. Nehmen wir ihn allerdings nicht hoch und er fängt an zu weinen, endet das in kürzester Zeit in einem richtig zornigen Gebrüll. Meine Hebamme hat mir jetzt Chamomilla Globuli empfohlen und gemeint wir sollten ihm seinen Willen nicht erfüllen. Ich möchte ihn ungern im "Stich" lassen und habe manchmal das Gefühl dann eine Rabenmutter zu sein, aber da Samuel am Tag sehr wenig schläft würde ich ihn dann den ganzen Tag nur tragen müsssen. Damit komme ich allerdings gar nicht klar, da ich mir nicht vorstellen kann ihn mir in einem Tragetuch umzuhängen. Was meinen Sie?


Martina Höfel

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Liebe Teddybär, ich kann mir vorstellen, dass es für Sie eine Unvorstellbarkeit ist, Ihr Kind den ganzen Tag zu tragen! Und andere tun es ja auch nicht! Und es muss auch nicht jede. denn nicht jedes Kind will immer getragen werden. Manche schlafen brav und ohne Mucken in Ihrem Bett, andere (wie mein Enkelkind) schlafen neben Mama liegend. Aber es gibt eben auch die, die die Nähe eines Menschen (muß nicht Mutter sein) brauchen! Natürlich kann man einem Kind das Schlafen anerziehen. Wenn Sie es weglegen und es hat lange genug geweint, wird es vor Erschöpfung einschlafen. Vor ERschöpfung, nicht, weil es begriffen hat: hier sollst Du schlafen! Dazu ist der Schatz einfach zu klein! Ist so, als wenn man Sie im Ausland einsperren würde und auf Ihr Rufen nicht reagieren würde ...... obwohl Sie Ihren Retter hören können! Liebe Grüße Martina Höfel


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Hallo, Ein klares nein. Das ist das Wesen eines Babies. Ist es allein heißt es Todesgefahr. Meist nur in der Phantasie der Wirtschaft oder der verschwommenen Erinnerungen der (Groß)Eltern schlafen Babies glücklich und zufrieden allein im eigenen Bett. Die Evolution hat keine emanzipierten Neugeborenen vorgesehen. Warum auch? Dein Kind zeigt dir, dass es schutzbedürftig ist. Es weiß weder, dass ihm eigentlich keine Gefahr droht, weil es in einer sicheren Wohnung ist, noch kann es räumlich denken, dass es realisiert, wenn du aus seinem Fühlfeld raus bist, ins Nebenzimmer gehst, bist du für ihn weg! Kauf dir ein Tragetuch, dann hast du es bei dir und kannst Dinge tun. Die Zeit bringt Linderung. SUSE


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Hallo Teddybär, nagchampa hat absolut recht! Dein Baby verhält sich völlig normal, genauso verhalten sich fast alle gesunden Babys. Dass Du momentan mit Eurem Alltag ungelücklich bist, liegt nicht an Deinem Baby, sondern an Deinen Erwartungen - die sind schlichtweg falsch. Viele Mütter haben anfangs Schwierigkeiten damit, zu akzeptieren, dass sich ihre Babys völlig anders verhalten, als sie das erwartet hatten. Die allermeisten Babys lassen sich NIEMALS einfach irgendwo ablegen, nur zum "Gucken". Ich kenne keines.... Seit der Steinzeit hat sich der Mensch physiologisch nicht mehr verändert, d.h. Dein Baby weiß nicht, dass es nicht mehr in der Steinzeit lebt, sondern es verhält sich automatisch genau so, wie es ihm vor vielen Tausend Jahren die beste Überlebenschance gesichert hätte: kurz mal ablegen und Mama geht "nur kurz nach nebenan" hätte fürs Höhlenbaby den sicheren Tod bedeutet. Sein Schreien sorgt damals wie heute dafür, dass die Mutter sofort zurückkehrt und es wieder hoch nimmt. Ganz einfach. Wenn Du ein echt nettes Leben mit Baby haben willst und dazu ein Kind, was angstfrei und mit starkem Selbstvertrauen aufwächst, dann bringe es nach Möglichkeiten NICHT mehr in Situationen, in denen es nach Dir schreien muss. Getragen werden ist der normale Zustand, in dem sich ein menschliches Baby befindet, egal ob wach oder schlafend. Es ist darauf angelegt, normalerweise viele Stunden des Tages getragen zu werden, während seine Mutter ihrer täglichen Arbeit nachgeht. Und damit Mamas Arme dabei nicht immer länger werden: Kauf Dir eine geeignete Tragehilfe/Tragetuch, lass Dir zeigen wie man bequem und sicher damit umgeht, und genieße die neuen Freiheiten, die Du damit gewinnst! LG, Anna


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Hallo, danke für eure Antworten und Meinungen. Ich hatte allerdings schon in meinem Beitrag geschrieben, daß ich ein Tragetuch nicht für die optimal Lösung halte. Wie haben denn das eure Mütter und Großmutter gemacht? Hatten die wirklich alle ein Tragetuch oder wart ihr nur so brave Kinder und das war nicht nötig. Also ich hab mich in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis umgehört und niemand hat sein Baby den ganzen Tag im Tragetuch getragen. Da mich das so beschäftigt hat, habe ich diesen Vorschlag zwei befreundeten HEBAMMEN und meiner gesammten Rückbildungsgruppe erzählt und niemand möchte oder würde das tun. Ich könnte mir das auch gar nicht vorstellen. Wie macht ihr das? Müßt ihr nicht auch mal Dinge alleine machen? Wer hängt sich das Baby dann um oder erklärt ihr es dann dem Kleinen das ihr vielleicht grad mal duschen müßt? Versteht es das dann? Sicher nicht, denn dann würde er genauso irgendwo abeglegt werden müssen und die Folge: er weint! Das würde ja bedeuten, daß ich mir Samuel von morgens sechs Uhr bis abends zum Bettgehen um 8 Uhr umhängen soll? Ist das wirklich euer Ernst? Ich habe mich deswegen mit mehreren erfahrenen Müttern (die ich ja leider noch nicht bin), die drei Kinder und mehr haben unterhalten. Alle wurden nicht im Trage tuch getragen und keines ihrer Kleinen ist jetzt verstört, ängstlich oder hat kein Selbstvertrauen nur weil es mal schreien mußte. Tut mir leid, ich meine das nicht böse. Jeder hat seine Meinung und ich bin kein Kängeruh! Schöne Zeit noch mit euren Kleinen!


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Hallo, Meine Oma hat ihre beiden Schreien schreien lassen. Aber so genau weiß sie die erste Zeit nicht mehr. Erst als Laufalter begann. Zudem war 10 Tage Krankenhauspflicht, da bekam die Mutter ihr Kind nur aller 4h zum Stillen, von 22-6Uhr gar nicht mehr, weil da nicht gestillt wurde. Meine Mutter kann ich leider nicht mehr fragen, und mein Vater hat Kopf wie Sieb... Sorry. Meine Cousine hat vor 2Jahren ihr Kind bekommen, das wurde die ersten 12Wochen getragen, dann schreien gelassen. Ich trage mein Kind seit Ende August. Wenn ich nicht mehr kann oder alleine was machen will/muss, gibt es andere Körper, die sie Tragen. Wenn ich dusche, sitzt sie im MaxiCosi und schaut mir zu. Meine kann sich zum alleine Schlafen nicht fallen lassen, sie braucht mich und meine Brust. Das bekommt sie uneingeschränkt. Und für mich hat das nichts mit dem negativen Verwöhnen zu tun, wie du bestimmt meinst. Ja, der Haushalt bleibt mal liegen, aber hier soll es nicht aussehen wie geleckt, mein Freund macht hie und da auch was. Mit Kind an Mann und Frau kann man echt ne Menge machen. Wir haben uns genial eingespielt. Wenn was grad nicht geht, geht es andermal. Ja, ich stecke auch zurück als Mutter. Ich kann abends nicht ausgehen, weil sie ihre Ruhe möchte und nicht bei Freunden rumhängen will. Es ist nicht alles Zuckerschlecken. Ich hab manchmal auch die Schnauze voll vom Körper teilen. Aber die Kleine ist ausgeglichen und ich sehe jeden Tag wofür ich das mache. Es ist Geschmackssache, ein Kind ständig zu tragen. Ich weiß, wir haben auch unsere Probezeit hinter uns, und ich habe es mir Stellenweise schwerer gemacht als nötig. Die ersten Wochen waren wirklich die schrecklichsten. Aber es hat sich meines Erachtens gelohnt. Also: Ja, ich trage mein Kind den ganzen Tag mit mir rum, und es ist weder zu schwer, noch hab ich Rückenprobleme. Bin ich müde, nimmt sie jemand anderes, da kann ich ausspannen. Ich bin 25h am Tag für die Kleine da, wir putzen zusammen, schlafen zusammen, kochen zusammen, gehen zusammen einkaufen, gehen auch zusammen aufs Klo, zusammen zum Yoga, Rückbildungskurs, zu Freunden, Teilen Leid und Schmerz, lesen zusammen Bücher für die Uni, wenn wir essen, sitzt sie auf unseren Schoß, wir sitzen zusammen vorm Laptop, putzen Auto zusammen und und und. Sie findet das irre spannend. Brauch ich eine Stunde für mich. Geht mein Freund oder mal eine Freundin mit ihr raus. Liebe Grüße und viel Kraft beim Alltagfinden. SUSE


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Hallo! Also jetzt muss ich auch mal was zu euren komischen Ansichten schreiben. Meinen Sohn Elias habe ich nicht den ganzen Tag rumgetragen. Warum auch? Ich bin kein Beuteltier und es wurde von der Natur sicher nicht so gedacht das eine Frau das tun sollte. Seht euch doch die Frauen in Afrika an. Wann tragen die ihre Kinder? Zum zurücklegen weiter Strecken weil sie ja keine anderer Möglichkeit haben. Aber zum Arbeiten legen sie ihre Kinder stets ab. Ich bin einfach der Meinung ein Kind sollte und kann schon sehr bald verstehen das es sich auch mal alleine beschäftigen kann. Und das hat nix damit zu tun das es zu wenig Liebe oder Aufmerksamkeit bekommt. Ich bekomme in wenigen Tagen mein zweites Kind und werde mit diesem genau wieder so umgehen wie mit meinem Großen. Der außerdem nicht in seinem Urvertrauen/verhalten eingeschränkt ist und sich völlig normal entwickelt. Denkt mal dran das eure Kleinen auch mal groß werden und was macht ihr dann mit ihnen? Immer noch tragen bis ihr eine kaputte Bandscheibe habt? LG Herzilein


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der mensch ist ein tragling,seit mio jahren werden menschenbabys getragen,ihr körper (hüfte und rücken,greif- und moro/klammerrefelex) und ihre psyche sind genau darauf ausgelegt. die hüfte der frauen übrigens auch.in afrika tragen die frauen (nicht mehr alle,da die moderne welt einzug hält) den ganzen tag auf dem rücken,in traditionellen kulturen wird kaum ein kind abgelegt...sonst hätte der mensch in der evolution nicht überlebt... die erfolge des ablegens in unserer welt sind ua vermehrte hüftdysplasien (gibts bei tragekindern eigentlich gar nicht)und schreikinder bzw "blähungskinder" lg pitti


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Ich kann es nur immer wieder sagen, die Tragetuchmethode ist für mich keine Alternative. Ich finde gerade diese Form ist erst jetzt so richtig in der wie du so schön sagst, modernen Welt aufgekommen. Zum Glück allerdings nicht bei allen, sonst gäbe es nur noch Kängeruhs! Wer das so haben möchte, soll es unbedingt so praktiziren. Es sei aber auf alle Fälle auch gesagt, daß Kinder die nicht den ganzen Tag im Tragetuch hängen weder arm, hilflos, ohne Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl sind. Wir haben mittlerweile einen Weg und Rhythmus gefunden wie wir auch Samuel glücklich und zufrieden machen können, ohne ihn den ganzen Tag durch die Gegend zu tragen. Er ist jetzt glücklich damit sich auch mal nur umzusehen, seine Spielsachen zu ertasten oder einfach nur neben uns zu liegen und mit uns zu brabbeln. Da mich diese neue Tragetuch-Erscheinung so beschäftigt hat, habe ich auch schon eine Umfrage gemacht und festgestellt, daß wenn alle die nicht getragen werden oder wurden einen psychischen Schaden davon getragen haben, es ja eine Welt voller Psychos geben müsste!!! Das käme wohl daher, weil bei uns früher die Kinder auf alle Fälle nicht im Tragetuch hingen und oft weniger Aufmerksamkeit bekommen haben, als das jetzt der Fall ist. Unsere Urgroßmütter und Großmütter haben keines ihrer Kinder getragen, sondern hart gearbeitet. Auch die "Schrei oder Blähungskinder" gab es damals wie heute schon und wird es weiter geben, egal ob ich sie mir umhänge, denn der Kleine meiner Freundin hat trotzdem Koliken, auch wenn er im Tragetuch ist. Hüftdysplasien sollen also die Folge des "Ablegens" sein, das ist absoluter Blödsinn oder warum kommen denn schon viele Kinder damit auf die Welt. Bei der U2 Untersuchung wo die Kleinen erst ein paar Tage alt sind, wird oft schon diese Deformierung festgestellt, das kann dann wohl kaum vom vielen Liegen kommen oder? Bei manchen mag auch die Abgewöhnung vom Tragetuch einfach sein (obwohl es schwer vorzustellen ist), aber wie soll man es den Kleinen denn erklären, wenn man dann in ein paar Wochen oder Monaten nicht mehr tragen will. Da hab ich auch hier im Forum schon einige Berichte gelesen die damit erhebliche Probleme hatten. Die hatten die harte Schreizeit, die wir fast hinter uns haben noch vor sich, da sie ihren Kindern auch nicht erklären können ab wann es jetzt nicht mehr getragen wird. Viele können abends ihr Baby gar nicht allein hinlegen, weil es das "Ablegen" nicht mehr gewöhnt ist. Und da frage ich mich schon ob das für einen selber noch schön ist!? Gibt natürlich da auch wieder welche die fest behaupten es gäbe da überhaupt keine Probleme oder die, die ihre Kinder sowieso tragen bis sie laufen können. Na dann viel Spaß! Ich hoffe die überzeugten "Tragetuchmamis" fühlen sich jetzt nicht allzu sehr angegriffen, denn ich möchte jedem seinen Weg lassen. Nur lasse ich mir auch nicht sagen, weil ich das nicht möchte wird mein Kind alle möglichen körperlichen und psychischen Schäden davon tragen. Also nichts für ungut. lg Alex


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