Mitglied inaktiv
Hallo, seit mein Sohn ca. 3 Mo. alt war, bin ich (ehem. Vegetarierin) Veganerin, mittlerweile ist mein Sohn 10 Mo. und wird noch morgens und abends gestillt. Dazu kommt, dass ich wieder schwanger bin (7. Wo.) und ich nun besorgt bin, das ungeborene Kind evtl. nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen zu können bzw. dass es sich im schlimmsten Fall negativ auf die Entwicklung auswirken könnte. Können Sie mir da weiter helfen oder gute Adressen für eine ordentliche Ernährungsberatung geben. (Ernährungsberater gibt es ja viele). MEin PLZ Gebiet ist 475. Mir ist das wirklich sehr sehr wichtig und ich möchte alles tun (außer Tierprodukte zu mir zu nehmen) damit es auch meinem 2. Kind an nichts fehlt. Vielen Dank für Ihre Mühe und Antwort. Liebe Grüße
In erster Linie möchte ich Ihnen sagen, dass ich Ihren Entschluß, sich vegan zu ernähren, akzeptiere. Meine Tipps beruhen also auf rein medizinschen und nicht auf ideologischen Gedanken. Es gibt auch im Internet einige Foren, in denen Veganerinnen über ihre Erfahrungen berichten und außerdem Rezepte austauschen - wissenschaftlich begründet sind sie alle nicht, aber darum geht es auch nicht unbedingt. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige wichtige Punkte benennen, die Sie bitte unbedingt beachten sollten, damit keine Probleme entstehen. Wenn Sie sich in der Schwangerschaft vegan ernähren, besteht die Gefahr einer Unterversorgung für Sie und Ihr Kind und es gilt, die Unterversorgung unbedingt zu meiden. Die vegane Ernährung gilt als eine ziemlich extreme Ernährungsform, die von unserem Körper Einiges abverlangt. Im Laufe unserer Evolution haben sich die Organe daran gewöhnt, eine gemischte Nahrung zu verarbeiten, und es gilt für uns als natürlich, verschiedene Nahrungsmittel zu verzehren. Gesund ist, sozusagen, "die Mischung". Unabhängig von meinen Vorschlägen bzw. Ratschlägen, kann man nicht ausschließen, dass Mängel beim Kind entstehen, die man erst viel später feststellt –das künftige Wachstum und die Hirnleistung können wir leider während der Schwangerschaft nicht richtig erfassen. Für die Herstellung wichtiger Hormone und wahrscheinlich für die Entwicklung des Gehirnes braucht man Fette (z.B. Cholesterol) und man nimmt an, dass die fette tierischen Ursprungs die besten seien. Insgesamt brauchen Sie in der Schwangerschaft mehr Energie als sonst. Diese Energie sollten Sie am besten aus Kohlenhydraten (u.a. Brotsorten) und fetthaltigen (nicht zu viel, wohlbemerkt) Lebensmitteln gewinnen. Beim Brot sollten Sie darauf achten, dieses zu mischen. Nur Vollkornprodukte sind für den Darm eine Belastung und sie führen häufig zu Verstopfung – also mischen Sie die Brotsorten, wenn es geht. Sie sollten darauf achten, täglich ca. 1200 mg Calcium aufzunehmen. Einfach wäre es z.B. 150-300 ml Milch zu trinken, aber ich nehme an, dass Sie keine Milch trinken. Kalzium pflanzlichen Ursprungs wird unzureichend aufgenommen und es besteht die Gefahr, dass Kalzium aus Ihren Knochen und Zähnen mobilisiert wird, um es dem Kind zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie einen Kalziumangel bemerken, kann es zu spät sein – deswegen sollten Sie das in Tablettenform (z.B. in Kombination mit Vitamin D) einnehmen. Um die Eisenversorgung zu verbessern, sollten Sie gleichzeitig Vitamin-C- (und Fruchtsäure-)haltige Lebensmitteln zu sich nehmen und schwarzen Tee und Kaffee meiden. Es gibt auch einen erhöhten Bedarf an Jod – Sie brauchen ca. 230 microgramm/Tag, was Sie dem jodiertem Speisesalz entnehmen können. Wenn Sie nicht unter einer Überfunktion der Schilddrüse leiden, würde ich Ihnen eher empfehlen, eine Jodtablette einzunehmen. Vitamin B12 ist nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten und hier besteht die Gefahr eines Mangels, vor allem für das Kind. Warten Sie nicht darauf, dass Anzeichen eines Vit B12-Mangels auftreten (z.B. Blutarmut), sondern fangen Sie bald an, ein Vit B12 Präparat während der Schwangerschaft und Stillzeit zu sich zu nehmen. Zusammenfassend sehen Sie, dass es ohne Tabletten in Ihrem Falle nicht geht. Allerdings gibt es eine "goldene" Regel: wenn es Ihnen in der Schwangerschaft gut geht, sich leistungsfähig fühlen und in normalen Grenzen zunehmen (1 Kg/Monat), geht es Ihrem Kind auch gut. Trotzdem lassen Sie sich bei Ihrem Frauenarzt regelmäßig untersuchen (u.a. Ultraschall und Blutbild-Untersuchungen).