Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Gibt es eine Erklärung?

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Frage: Gibt es eine Erklärung?

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Sehr geehrter Herr Costa Erst mal ganz herzlichen Dank für Ihre Arbeit - ich bin neu auf diesem Forum und staune, wie es Ihnen gelingt die Fragen verständnisvoll und mit Humor zu beantworten. Ich bin in der 8. Woche schwanger und fühle mich sehr schlecht, körperlich aber auch psychisch. Meine erste Schwangerschaft war schwierig. Mir war ab der 6. Woche bis zum letzten Tag übel (ohne Erbrechen!) und shwindlig. Dafür hatte ich eine wunderbare Geburt und war die glücklichste Mama auf der ganzen Welt. Nach drei Jahren haben wir uns entschieden, dass der Wunsch nach einem zweiten Kind grösser ist als die Angst vor den 9. Monaten. Nun ist es soweit und die Freude über die Schwangerschaft wird getrübt, mir ist wieder so elend, dass ich kaum essen mag, mich schwach fühle und nichts machen mag. Ich habe letztes Mal alles ausprobiert (komme aus einer Meiziner-Familie) und ich wende mich aus einem anderen Grund an Sie. Wie kann es Ihrer Meinung nach sein, dass eine Frau, wie ich, die so gerne isst, die kochen zu ihren grossen Leidenschaften zählt, so appetitlos wird? Die Speisen schmecken nicht, würgen bei jedem Bissen und ich verspüre weder Hunger noch Lust auf Essen und Trinken. Ich erwarte keine Linderung, aber vielleicht kann ich den Zustand besser akzeptieren, wenn ich ihn ein bisschen verstehen kann. Liebe Grüsse von Tali


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

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Vielen Dank für die Blumen - wenn ich zum Fenster hinausschaue, wären Eisblumen auch passend. Aber so ist es mit der globalen Erderwärmung, je mehr "globale Wärme" umso kälter wird es. So ähnlich und logisch müsste es auch mit der Ernährung in der Schwangerschaft und auch außerhalb sein: je mehr man isst, umso schlanger sollte man werden. Ein Traum, oder ?! Aber zum Thema. Die schwangerschaftsbedingte Übelkeit (und Erbrechen) hört spätestens in der 16. Schwangerschaftswoche auf. Wenn das nicht der Fall ist, muss man an andere Ursachen denken. Zu Beginn der Schwangerschaft spielen psychische Ursachen eine Rolle - das Gefühl der Überforderung, dass man "es nicht schafft", den eigenen Erwartungen und denen "der anderen" (sprich Familie) nicht gerecht wird, etc. Aber auch die hormonelle Umstellung spielt eine Rolle, wobei wir das nicht genau verstehen und auch nicht viel dagegen unternehmen können. Die einfachste Maßnahme gegen die Übelkeit in den ersten Monaten ist, einen "Tapetenwechsel" vorzunehmen - raus aus der eigenen, eingefahrenen Umgebung, eine kurze Reise, Besuch der Eltern, Freunde, die einen verwöhnen, etc. Bei uns in der Klinik machen wir mit autogenem Training sehr gute Erfahrungen. In Ihrem speziellen Fall sollten Sie doch einen Internisten konsultieren (am besten einen Gastroenterologen), damit dieser einen gastroösophagealen Reflux ausschliesst. Nach einer eigenen Untersuchung an unserer Klinik leidet mindestens ein Drittel aller Schwangeren unter einer Schwäche des Verschlußmechanismus der Speiseröhre ("Ösophagus") zum Magen hin, was zu einer Reizung der Speiseröhre führt und damit Übelkeit, Sodbrennen, Erbrechen hervorruft. Das kann man ganz gut behandeln - Antazida, H2-Blocker, Protonenpumpen-Hemmer. Das sind Medikamente, die man in der Schwangerschaft einnehmen kann und deutliche Linderung verschaffen. Zusammenfassend sollten Sie also zuerst die "Psycho-Schiene" angehen und erst bei Erfolgslosigkeit einen Internisten konsultieren.


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