Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Sozialkompetenz fördern

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Sozialkompetenz fördern

Maja30

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Hallo, Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Meine Tochter (seit September 7 Jahre) geht seit diesem Sommer in die Schule. Sie hat sich gut eingelebt, hat auch schon schnell eine neue beste Freundin gefunden. In der Kita hatte sie nie Probleme mit der Sozialkompetenz, war hilfsbereit, rücksichtsvoll etc. Gestern hatten wir ein erstes Elterngespräch und ich habe vielleicht mit Vielem gerechnet, aber ich war geschockt als die Lehrerin sagte, meine Tochter hätte Probleme mit der Sozialkompetenz. Sie würde sich mit ihrer Freundin viel streiten und hätte öfters zu ihr gesagt, dass sie nicht mehr ihre Freundin sei. Sie haben sich dann aber auch wieder verstanden, jedoch ist diese Freundin eher sensibel und würde das doch sehr mitnehmen. Klar streiten sich Freundinnen mal, ich war jedoch auch sehr erstaunt, dass andere Mütter die Lehrerin deswegen auch schon angesprochen haben. Ich hatte das gestern tatsächlich zum ersten Mal gehört. Ich war total sprachlos. Meine Tochter erzählte mir immer, dass alles super sei und sie mit vielen spielen würde und bisher hatte mich auch keiner über ihr Verhalten angesprochen. Ich habe darüber natürlich mit ihr geredet. Ihr tat es total Leid und es sei ihr nur rausgerutscht. Sie wusste aber nicht mehr, zu wem sie das noch alles gesagt hatte. Ich bin nun gespannt, ob es sich bessert. Meine Tochter ist sonst super gut, ist schon sehr weit in Deutsch und Mathe, sehr wissbegierig, beteiligt sich am Unterricht..... und dann ist da halt das Problem mit der Sozialkompetenz. Sie hat auch eine etwas geringere Frustationstoleranz und ist zu Hause auch sehr schnell "aufbrausend". Wie kann ich hier helfen und ihre soziale und vielleicht auch emotionale Kompetenz fördern?


Kristin Windisch

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Hallo, zunächst einmal geht es darum, ihrem Kind zu vermitteln, dass die Reaktion "dann bist du nicht mehr meine Freundin" auf Streit nicht geeignet ist, ihr Alternativen aufzuzeigen und dies auch nicht als "Erpressung" gegenüber anderen Kindern genutzt werden sollte ("wenn du das nicht mitmachst, dann bist du nicht mehr meine Freundin"). Vermitteln Sie ihrem Kind, dass es nach einem Streit auch völlig in Ordnung ist, erstmal nicht mit der Person spielen zu wollen und sie das auch in der Form "ich möchte jetzt grad Zeit für mich" oder "ich brauche heute noch eine Pause wegen unserem Streit" o.ä.sagen kann, statt "du bist nicht mehr meine Freundin". Das ist aber ein Lernprozess, der nicht von heute auf morgen stattfinden wird und die bisherige Reaktion auf Streit erstmal umgelernt werden muss. Wenn diese Thematik sehr häufig vorkommt, können Sie auch die Eltern der betreffenden Kinder bitten, ihnen eine Rückmeldung zu geben, wenn solche Situationen auftreten, um diese mit ihrem Kind besprechen zu können und ihr Alternativen aufzuzeigen (da ihr Kind die Situation nicht als belastend erlebt/selber wahrnimmt oder es nur nicht von selbst thematisiert). Das Thema Streit/ angemessene Reaktionen kann begleitet oder eingeübt werden mittels Rollenspielen: entweder selber oder mit Puppen/Kuscheltieren (wir üben das jetzt mal, was man beim Streit machen kann) oder/und auch in Form von Geschichten, die man sich thematisch passend selber ausdenkt und z.B.abends in der zu-Bett-geh-Situation erzählt (indirektes Werte-vermitteln). Beobachten Sie bei Besuch von Freunden zu Hause ggf.Situationen, in denen das so vorkommt und reflektieren das später mit ihrem Kind. Üben Sie die Frustrationstoleranz z.B.mit Spielen (Karten-, Brettspiele, etc.) und fordern dabei die Frustration gezielt heraus (vorher ankündigen, es geht um das miteinander spielen, nicht nur um den Gewinn / Ziel ist heute, dass du es schaffst, trotzdem weiter mitzuspielen, auch wenn du zurück liegst, eine Runde verlierst, etc.). Achten Sie beim Spiel darauf selber immer mal etwas vorn zu liegen oder eine Runde zu gewinnen und loben das Kind stark, wenn es darauf nicht frustriert reagiert und trotzdem mit weiterspielt, damit es lernt diese Frustration auch auszuhalten. Es geht in der neuen Gruppensituation Schule auch erstmal darum, seinen eigenen Platz und neue Freunde zu finden, die in der Kita schon lange "gesichert" waren und so treten nun vielleicht eher solche Situationen auf, die in der Kitazeit kein Thema waren. Die Situation kann vielleicht auch gelockert werden, in dem ihr Kind andere zu sich nach Hause einladen oder auf dem Spielplatz treffen und Freundschaften festigen kann, um in der Sozialkompetenz in der neuen Gruppe selbstsicherer zu werden. Ansonsten können Sie die Frage gern auch im Expertenforum "psychische Entwicklung" bei Frau Henkes stellen, vielleicht hat Sie noch Anregungen. Alles Gute, Kristin Windisch


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