Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Entwicklung

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Entwicklung

Hope10

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Liebe Frau Windisch Ich habe eine Frage zur Entwicklung meines Kindes (27 Monate alt). Es hüpft nicht, schaukelt nicht gern, rutscht nicht gern, geht die Treppen hoch und runter nur mit festhalten, spricht sehr wenig - es kommen zwar neue Wörter dazu, diese klingen aber sehr ähnlich weil keine neuen Buchstaben gelernt werden. Isst nicht mit Besteck sondern nur mit den Fingern (was einerseits ja nicht schlecht ist wg Feinmotorik - eine Kombi wäre halt gut). Zeigt kein Interesse für Aus- und Anziehen probieren. Wenn ich mit unserem KA über meine Bedenken spreche wird nur gesagt, dass alles in Ordnung sei. Dennoch lässt mich das schlechte Gefühl nicht los, dass die Entwicklung nicht optimal verläuft. Wie beurteilen Sie das anhand meiner Beschreibung? Ab wann sollte ein Kind -frei Treppen steigen -hüpfen -aus- und anziehen probieren -mit Besteck essen können? Was würden Sie empfehlen? Danke und schöne Grüße


Kristin Windisch

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Hallo, Dazu kann ich erstmal nur Theorien aufzählen, da ich das Kind nicht vor Ort beobachten kann. Es klingt erstmal nach einem vorsichtigen Kind und könnte der Grund sein, dass es noch sehr zögerlich ist mit Tätigkeiten, die das Gleichgewicht fordern, wie bei Treppe steigen, rutschen,schaukeln, hüpfen. Mit zunehmender Sicherhheit im Gleichgewicht würden dann auch Fortschritte kommen. Ein anderer möglicher Hintergrund könnte eine Überempfindlichkeit in der vestibulären (Gleichgewicht) Wahrnehmung sein. Diese Kinder sind sehr empfindlich mit Reizen zur Lageveränderung. Dabei sind selbst ausgeübte Reize leichter zu tolerieren als durch Fremdeinwirkung erzeugte, sprich selbst auf der Schaukel Schwung erzeugen, ( indem der Oberkörper aufliegt und die Beine anschieben) statt angeschubbst zu werden. Das liegt daran, dass die Eigenaktivität die Empfindlichkeit hemmt, also das Gehirn sich besser darauf einstellen kann, da es selbst das Kommando für die Bewegung gibt. Ein Hinweis darauf wäre z.B.lange Liegezeiten in der Schwangerschaft, wie z.b.bei Frühwehen. Überempfindlichkeiten können durch Ergotherapie mittels sensorischer Integrationstherapie behandelt werden. Ein anderer Hintergrund könnte auch eine niedrige Muskelspannung sein, weitere Hinweise hierzu wären verzögerte motorische Entwicklung wie beim drehen,krabbeln,laufen, häufiges sabbern, wenig Saugkraft beim Stillen, verzögerte Sprachentwicklung usw. In beiden Fällen wäre Eltern-KleinKind-Sport nützlich, um Gleichgewicht, Motorik und Körperspannung zu schulen. Und möglichst oft auf einen für kleinere Kinder geeigneten Spielplatz gehen für klettern und aktiv sein. Für die Sprachentwicklung zusammen singen,Summen und Bücher anschauen und besprechen. Im Bereich Sprache kann ein Kind dieses Alters zwei Wörter sinnvoll kombinieren, ein Bild benennen und drei Wörter mehr als Mama und Papa sagen. Frei Treppe steigen hat keinen genauen Zeitraum, da es sehr davon abhängt , ob es sich um ein unerschrockenes, aktives oder eher vorsichtiges ängstliches Kind handelt. Den Löffel benutzen gelingt bis spät.20.LM., immer wieder hinlegen und animieren. Hüpfen: Auf der Stelle hüpfen gelingt mit spät.33.LM. An/ausziehen: Bis spät.33.LM zieht Kind Kleidungsstück an, mit 3,5 Jahren kann es sich unter Anleitung anziehen. Kleidungsstück ausziehen gelingt bis spät.22.LM. Sollten die erwähnten Beobachtungen mit 3 Jahren unverändert bestehen, wäre eine Ergotherapie sinnvoll. Alles Gute, Kristin Windisch


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