Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Einschulung

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Einschulung

Lissje1980

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Sehr geehrte Frau Windisch, unser Sohn geht seit 2 Jahren auf meinen eigenen Wunsch hin zur Ergo. Kinderarzt hat uns leider kein Rezept ausgestellt, sondern der Hausarzt. Kinderarzt sah keine Notwendigkeit. Unser Sohn ist für sein Alter sehr klein und zierlich. Aufgrund von Kopfschmerzen vor 3 Jahren wurde im MRT eine verzögerte Myelinisierung festgestellt, die sich aber gebessert hat. Dadurch konnte er erst spät sprechen als andere (mit 3, aber direkt dann ganze Sätze, aber verschwommen), ist aber nun sprachlich altersgerecht entwickelt. Wir haben das Problem, dass er schon als Baby mit nur 6 Stunden Schlaf auskam und nie Mittagsschlaf machte. Motorisch ist er eher etwas unfit. Er konnte zwar mit 3 Jahren Fahrradfahren, aber er hat Probleme mit dem Einbandstand und mit dem Ballfangen. Laufen konnte er mit 12 Monaten. Kognitiv ist er sehr fit, fängt von sich aus an zu schreiben und will auch rechnen lernen. Er freut sich sehr auf die Schule. Die Logopädin sagte uns beim letzten Termin, dass wir ihn bloß nicht zurückstellen lassen sollen, da er auch fit ist und sehr wissbegierig ist und ein großes Detailwissen hat. Besonders gut ist seine Merkfähikeit. Er kann zum Beispiel 80 Dinoarten mit Nennung der Zeiten (Trias, Jura, Kreide) etc... Wir waren auch im sozialpädiatrischen Zentrum und es steht noch eine psychologische Untersuchung aus, mit IQ Test. Laut der Ergotherapeutin wird er da auch gut abschneiden. Allerdings sieht sie ihn nächstes Jahr noch nicht in der Schule. Er sei noch zu verspielt und könne sich keine 45 Minuten konzentrieren und sei sehr verträumt. Er muss dort verschiedene Schwungübungen machen und graphisches Zeichnen. Er bekommt nahezu immer die gleichen Aufgaben mit und hat darauf keine Lust mehr. Konzentrationsprobleme sieht die Logopädin kaum. Nur bei Dingen, die ihm gerade nicht so sehr gefallen, benötigt er mehr Motivation von außen. Vieles wird ihm schnell langweilig. In der Schule hat er da natürlich keine Wahl. Mit der Konzentration hat die Ergotherapeutin etwas recht. Beim Anziehen ist er leicht ablenkbar und benötigt viel Zeit. Der Arzt aus dem SPZ fand ihn normal entwickelt und war der Meinung, dass er überhaupt keine Ergo benötigt. Nun sind sich alle einig, dass er nächstes Jahr eingeschult werden kann, nur die Ergotherapeutin nicht. Er spielt halt oft mit Kuscheltieren und macht mit ihnen Rollenspiele. Ich finde das alles noch im Rahmen für ein 5 jähriges Kind. Sozial-emotional ist er allerdings ein Einzelgänger. Er ist sehr schüchtern und hat auch eine geringe Frustrationstoleranz, was sich darin zeigt, dass er oft anfängt zu weinen. Er ist auch sehr 'Mama-bezogen'. Nun wissen wir nicht, was wir tun sollen. In den Kindergarten ging er bis zur Vorschulgruppe nie gerne. Seit der Vorschulgruppe ist er wie ausgewechselt. Er geht gerne und ist dort sehr aktiv und spielt gerne mit den Kinder. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ich weiß wirklich nicht, was wir tun sollen. Zudem geht er in eine andere Grundschule als seine Mitschüler, da die jetzige Schule vermutlich in 2 Jahren geschlossen werden soll. Es kann passieren, dass er in seiner Klasse kein Kind kennt. Wie sehen Sie das? Viele sagen, dass wäre für Kinder kein Problem. Vielen Dank und herzliche Grüße Anne S.


Kristin Windisch

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Hallo, Sie haben leider nicht erwähnt, wie alt genau ihr Kind jetzt ist bzw.zum Zeitpunkt der Einschulung wäre. Ich finde, Kinder die erst kurz vor der Einschulung 6 Jahre alt werden oder sogar erst danach, kann man ruhig von einer Rückstellung profitieren lassen, denn sie sind dann in allen Entwicklungsbereichen weiter und haben es dann leichter. Auch bei Einschränkungen im kognitiven und/oder sozioemotionalen Bereich kann durch eine Rückstellung noch viel Fortschritt bis zur Einschulung erreicht werden. Es klingt nicht so, dass ihr Kind einen Leidensdruck hätte, wenn alle seine Freunde eingeschult werden, er aber nicht. Ich kenne nun nicht die Therapieberichte der jeweiligen Therapeuten/innen und auch ihr Kind nicht. Es ist keine einfache Entscheidung, wenn von unterschiedlichen Seiten verschiedene Einschätzungen kommen, letztlich kann Ihnen diese aber keiner abnehmen. Es gibt ja zu Jahresbeginn noch die Einschulungsuntersuchung, die dann ebenfalls eine Empfehlung aussprechen. Dort können Sie die verschiedenen Einschätzungen und Ihre Sicht nochmal schildern. Alles Gute Kristin Windisch


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