Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Bewegungsdrang

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Bewegungsdrang

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Liebe Frau Windisch, mein Sohn ist aktuell 11 Monate alt und ich mache mir etwas Sorgen, was seinen Aktivitätsdrang angeht. Es gibt kaum einen Moment, in dem er still sitzt. Wenn man ihn auf dem Schoß nimmt, versucht er Gegenstände in der Nähe zu angeln, springt auf und ab, dreht sich, versucht runterzukrabbeln. Setzt man ihn auf den Boden, robbt er ununterbrochen von A nach B oder räumt Schränke und Schubladen aus. Auf dem Arm oder beim Stillen sieht es nicht anders aus, er windet und dreht sich des Öfteren oder zeigt sein motorisches Können. In Momenten, in deinen er kurz innehalten muss, wie gewickelt werden, anziehen, Zähne putzen - schreit er. Auch kuscheln oder anfassen, duldet er nur wenige Sekunden. Nun zu meinen Fragen: Kann das ein frühes Anzeichen für ADHS sein? Ist es eine normale Entwicklung oder gibt es etwas, das ich tun könnte, um ihn zu entspannen und zum ruhigen Spiel zu motivieren? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.


Kristin Windisch

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Hallo, das hoert sich sehr anstrengend fuer die Alltagsbewaeltigung an, aber hier schon an ADHS zu denken, ist viel zu weit vorweg gegriffen. Es gibt doch gerade so viel spannendes neu zu entdecken und zu lernen. Ihr Baby ist jetzt in einem Alter, in dem es kognitiv mehr versteht und sich motorisch so viel entwickelt, dass still halten da sicher schwer faellt. Sie haben anscheinend einen aufgeweckten Entdeckergeist vor Ort und je nach Temperament ist das Aktivitaetslevel und still halten von Baby zu Baby individuell. ADHS wird immer erst nach dem 6.LJ diagnostiziert und nachdem die Auffaelligkeiten mind.6 Monate am Stueck vorhanden sind. Bis dahin passiert noch so viel in der Entwicklung. Sie koennen lediglich schauen, wie sie Situationen fuer sich aber auch fuers Baby erleichtern, in denen das stillhalten noetig ist, wie eben wickeln, anziehen,Zaehne putzen. Dabei hilft ablenken immer ganz gut, d.h.beim Wickeln ein Spielzeug in die Hand druecken oder falls jemand zweites gerade Zeit hat, mit einem Kuscheltier oder Handpuppe ablenken. Das gleiche beim Anziehen und Zaehne putzen. Vielleicht hilft es auch mit einem Lied oder Reim, Fingerspiel o.ae.zu verbinden. Beim Stillen ist das natuerlich unguenstig. Hier koennen Sie ausprobieren an einem reizarmen Ort abgedunkelt ohne ablenkende Geräusche zu stillen oder max.ein Lied dabei zu singen oder zu summen, mit ihrem Kind zu sprechen oder das sanfte Schaukeln/Wiegen zur Regulation zu nutzen, im Schaukelstuhl,Haengematte, auf dem Pezziball, im Laufen geht notfalls auch falls das fuer Sie umsetzbar ist. Oder Sie probieren mal beim Stillen das weisse Rauschen mit einzusetzen, ob das beruhigend wirkt. Zur Regulation/Beruhigung hilft Tiefendruck, also eine Massage mit Druck, nicht Streicheln. Oder auch einfach nur das stueckweise druecken der Koerperteile mit der Hand ringfoermig umfasst. Generell waere ich bei so einem Wirbelwind auch zurueckhaltend mit gesuessten Lebensmitteln. Spaeter dann viel raus zum Austoben an der frischen Luft und ab auf den Spielplatz. Alles Gute Kristin Windisch


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