Sarahmueller
Hallo Frau Henkes, ich habe (einmal wieder) eine Frage: Kann man bei einem 13 Monate alten Kind auch zu viel reagieren? Ich bekomme häufig (ungefragt) von Bekannten und meinem Mann die Rückmeldung, dass ich bei jedem Pieps reagieren würde. So könne das Kind nicht lernen, Frustration auszuhalten. Ich reagiere ja nicht übertrieben und schaue dann nur nach, was los ist, nur wenn geweint wird, biete ich Körperkontakt an. Ich komme mir nicht seltsam vor, die Rückmeldung anderer Menschen sind aber eindeutig. Es scheint also irgendwas auffällig an meinem Verhalten zu sein. Kann es ein zu viel an Mamapräsenz geben? Wenn Papa da ist, bin ich abgeschrieben. Auch nachts, es wird nur noch mit Papa gekuschelt. Bei mir wird geheult. Ist das okay oder ein Zeichen, dass ich zu nah dran bin?
Guten Tag, das Verhalten Ihres Kind ist - auch mit dieser aktuellen Aufteilung - völlig in Ordnung. Im zweiten Lebensjahr gewinnt der andere Elternteil - meist der Vater - sehr an Bedeutung, weil das Kind sich aus der engen Mutterbindung allmählich löst. Ist die aktuelle Bevorzugung des Vaters für Sie schwer auszuhalten? Könnte es dann sein, dass Sie sich aktuell besonders behütend Ihrem Kind gegenüber verhalten, um die Papa-Bevorzugung auszugleichen? Meines Erachtens müssen Einjährige noch keine Frustrationen aushalten und können das auch gar nicht. Das beginnt erst so um das dritte Lebensjahr, wenn der Willen sich deutlicher entwickelt hat. Allerdings können Sie Ihrem Kind ermöglichen, sich zunehmend als kompetent zu erleben, wenn Sie es viel alleine versuchen lassen oder einfach erstmal abwarten, was passiert. Manchmal ist dann gar keine Hilfe nötig. Rückmeldungen von Bekannten, um die Sie gar nicht gebeten haben, müssen Sie sich nicht zumuten. Im Gespräch mit Ihrem Mann wird es sicher eher um den Umgang mit dem Kind als um Ihr Verhalten gehen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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