Frage: Zeit mit Kind

Liebe Frau Henkes,  ich habe eine Frage, bei der ich die Antwort objektiv eigentlich schon weiß. Allerdings sind meine Muttergefühle manchmal so überwältigend, dass ich manches nicht gut einschätzen kann. Meine Tochter ist 2, wir verbringen viel Zeit miteinander, entweder zu zweit oder mit Papa, Familie und Freunden. Natürlich macht sie auch viel mit Papa oder den Omas, wenn ich nicht dabei bin. Sie besucht nicht die Kita.  Aktuell ist es gerade so, dass sie öfter bei Oma ist, teilweise 7 Stunden mit Mittagsschläfchen, Spielplatzbesuch etc., so 2-3x in der Woche, wie es eben passt. Die Beziehung ist sehr gut und meine Tochter hat wirklich Spaß.  Teilweise bin ich natürlich froh, auch mal Zeit für mich zu haben. Andererseits fühle ich mich schlecht, als würde ich meine Tochter abschieben. Wie gesagt, weiß ich objektiv, dass dies total positiv ist, neben Mama und Papa noch andere liebe Menschen zu haben. Ich vermittle meiner Tochter, dass es mich freut, wenn sie Spaß mit Oma hat, sage ihr aber auch, dass ich sie vermisst hab, wenn ich sie abhole. Ist das okay so? Kann meine Tochter "zu viel" Zeit mit ihr verbringen? Ich meine in der Hinsicht, dass sie das Gefühl bekommt, ich will sie nicht bei mir haben? Würde ein Kleinkind überhaupt auf diese Idee kommen? Ich versuche einfach gerade eine Balance zu finden zwischen einer innigen, gemeinsamen Zeit und der Möglichkeit meiner Tochter, sich zu entfalten. Auch in Hinblick auf die Kita nächstes Jahr. Vielen Dank! 

von EAA20 am 06.10.2022, 20:06



Antwort auf: Zeit mit Kind

Guten Tag, Sie schreiben ja, dass Sie es eigentlich schon wissen. Die Zeit mit der Oma schadet Ihrer Tochter keineswegs. Sie genießt sie doch. Wenn es anders wäre, würden Sie das am Verhalten Ihrer Tochter merken. Sie würde gar nicht so lange bei der Oma bleiben wollen. Ihre Tochter wird auch nicht vermuten, dass Sie sie "abschieben" wollen. Sie hat Urvertrauen und weiß, dass sie Ihnen immer willkommen ist. Dazu müssen Sie ihr nicht sagen, dass Sie sie vermisst haben. Ihre Tochter könnte auf Dauer ein schlechtes Gewissen bekommen, sich ohne Sie amüsiert zu haben. Wenn Sie ihr sagen, dass Sie sich freuen, dass Sie wieder da ist, bekommt Ihre Tochter eine weitere Bestätigung für ihr positives Grundgefühl gewünscht zu sein. Für Mütter ist es nach den intensiven ersten Jahren der Kinderbetreuung, in denen sie meist alleine die wichtigste Bezugsperson waren, häufig nicht leicht, ihr Kind anderen bedeutsamen Personen zu überlassen. Man gibt auch ein Stück der eigenen Exklusivität ab. Es gilt aber meines Erachtens immer zu bedenken, dass es für die kindliche Erfahrung eine Bereicherung ist und für die Mütter eine Entlastung sein kann. Die dürfen Sie genießen. Ihre Tochter hat längst gespürt, dass Sie sie nur vertrauenswürdigen Menschen überlassen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 07.10.2022