-Tigerlilie-
Sehr geehrter Herr Nohr, Mein 1. Sohn ist 3 Jahre und 9 Monate und sehr sensibel. Bei jeder Kleinigkeit fängt er an zu weinen. Das fängt meist morgens schon an, wenn etwas, was er gebaut hat kaputt geht. Auch fängt er schnell an zu weinen, wenn wir etwas anders machen, als er möchte. Wir können und wollen aber auch nicht immer die Sachen so machen, wie er sich das vorstellt. Wenn ich mal für ihn aufräume weint er, weil ich die Sachen falsch weg geräumt oder weg gestellt habe. Ist dies noch normal für sein Alter? Wie sollte man damit umgehen? Mein Mann und ich verfolgen aktuell zwei Strategien. Ich kann noch nicht sagen, welche erfolgsversprechender ist. Mein Mann versucht ihn Methoden an die Hand zu geben, womit er sich beruhigen kann. Auch tadelt er ihn für das weinen und macht dieses somit in meinen Augen zu einem großen Thema. Ich versuche ihn zu zeigen, das ich ihn verstehe, gehe aber dabei nicht weiter auf das weinen ein und versuche seine Aufmerksamkeit auf andere Sachen zu lenken oder mit ihm gemeinsam das Problem zu lösen. Im Kindergarten hält er sich sehr stark an einen Jungen, den er bereits aus der Krippengruppe kennt. Mit anderen Kindern spielt er kaum aktiv. Ist dies in dem Alter noch normal und wird das noch anders? Ich selber habe immer Schwierigkeiten auf Leute zuzugehen. Ich befürchte er hat dies geerbt. MfG Tigerlilie
Dr. med. Ludger Nohr
Guten Tag, was Sie beschreiben, sind lauter Frustrationen, die Ihr Sohn täglich erlebt. Für uns Erwachsene sind das Kleinigkeiten, aber ein Kleinkind kann das ganz anders erleben. Kinder müssen erst lernen, mit diesen Frustrationen umzugehen. Diese begleiten uns schließlich ein Leben lang. Dabei können Sie als Eltern Ihren Sohn unterstützen. Wichtig ist, dass Sie ihn ernst nehmen in seinen Reaktionen. Für ihn ist es traurig, wenn etwas,das er gebaut hat, kaputtgeht und er weint dann. Das ist doch soweit in Ordnung. Manche Kinder werden hier auch wütend und jedes Gefühl hat seine Berechtigung, auch wenn das daraus resultierende Verhalten oft für die Eltern nicht so wünschenswert erscheint. Auch Kindergartenkinder verstehen es in der Regel schon recht gut, wenn man Ihnen - wie Sie beschreiben - signalisiert, dass man Verständnis für ihre Gefühle hat, man es aber leider trotzdem - in dieser jeweiligen Situation - nicht so machen kann, wie die Kinder es wollen. Auch Kompromisse sind für Kinder oft hilfreicher als reines Ablenken. Bezüglich der Sozialkontakte im Kiga gibt es bei Kindern sehr große individuelle Unterschiede. Vererbt ist das sicher nicht. Ihr Sohn hat einen besten Freund und der genügt ihm derzeit. Die Gruppe kann auch später noch interessant werden, wenn es mehr um gemeinsame Themen (Sport, Freizeit u.ä.) geht als um den persönlichen Kontakt, der jetzt noch die benötigte Sicherheit bietet. Ingrid Henkes
Esmeralda
"Auch tadelt er ihn für das weinen und macht dieses somit in meinen Augen zu einem großen Thema." Liebe Tigerlilie, wenn ich das lese, werde ich traurig. Ich wurde als Kind auch für Gefühle bzw. deren Ausdruck bestraft und habe dabei dauerhaften Schaden genommen. (Die psychologischen Hintergründe kann man sich anlesen, die kann ich hier weder ausführlich noch professionell beschreiben.) "Ich versuche ihn zu zeigen, das ich ihn verstehe, gehe aber dabei nicht weiter auf das weinen ein und versuche seine Aufmerksamkeit auf andere Sachen zu lenken oder mit ihm gemeinsam das Problem zu lösen." Ich finde, das machst du prima. Es wäre toll, wenn du deinen Mann zumindest vom Strafen für Gefühlsausdrücke abbringen könntest. Das Buch ist nicht Eins-zu-Eins für dieses Thema, aber zum Thema Alternativen zum Strafen und Einstellung gegenüber dem Kind kann ich "Liebe und Eigenständigkeit" von Alfie Kohn empfehlen. LG
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