ClauPhil84
Guten Tag Frau Henkes, unser Sohn, 5 Jahre alt, befindet sich seit einigen Wochen in einer sehr willensstarken Phase, in der es ihm zu Hause schwer fällt, sich an die vereinbarten Regeln zu halten (in der Kita klappt es ohne Probleme). Da wir wissen, dass die Kooperationsbereitschaft nicht durchgängig am Tag vorhanden und meist mit der Kita schon fast aufgebraucht ist, versuchen wir, nicht allzu viele Regeln aufzustellen, die wenigen dann aber durchzusetzen. Es ist für alle Beteiligten unglaublich anstrengend, weil er es oft nicht schafft, sich an die Absprachen zu halten und wütend wird,wenn wir darauf bestehen. Wir haben zum Beispiel das Bett und die Couch als tobefreie Zone festgelegt, er kann seinem Bewegungsdrang jederzeit am Klettergerüst im Wohnzimmer nachgehen. Trotzdem hüpft er jeden Tag auf dem Bett und/oder Sofa rum und wenn wir ihn fragen, warum er das tut, kommt als Antwort "weil ich das möchte". Kann er in seinem Alter wirklich noch nicht seinen Willen soweit zügeln,dass er sich an wenige Absprachen zu Hause ohne Diskussionen hält und wie sollen wir uns am besten verhalten, wenn es nicht funktioniert? Zusätzlich zur Willensstärke kommt gerade noch eine große Verlustangst. Wenn er uns nicht sieht, ruft er ständig, ob wir noch da sind und auf jeden Fall auch hier bleiben. Wir bestätigen es ihm immer,aber die Sicherheit hält keine 2 Minuten an. Im Urlaub hat er uns einmal aus den Augen verloren (wir sind vom Flur aus in einen Raum gegangen und er hat es nicht mitbekommen), das hat ihm so Angst gemacht, dass er seitdem diese Sorge hat, sagt er. Wir versuchen, ihn in all seinen Gefühlen angemessen zu begleiten, da er auch bei einem Wutanfall unsere Nähe sucht, sind aber am Ende des Tages trotzdem oft ratlos, ob wir uns richtig verhalten ihm gegenüber und was wir machen können, um wieder etwas mehr Ruhe in unseren Alltag zu bringen. Über eine Einschätzung der Verhaltensweisen unseres Sohnes und den Umgang damit, wären wir Ihnen sehr dankbar. Grüße ClauPhil84
Guten Tag, Ihr Sohn ist in einer Entwicklungsphase, in der Kinder Machtkämpfe mit den Eltern suchen. Sie haben genügend Autonomie und Selbstvertrauen entwickelt, um Dominanzstreben zu zeigen. Es ist hilfreich, dass Sie Ihrem Sohn entgegenkommen, indem Sie wenige Regeln aufstellen. Fragen Sie Ihren Sohn nicht, warum er auf dem Sofa rumhüpft. Das gibt ihm nur die Gelegenheit, seine vorgebliche Macht zu demonstrieren. Setzen Sie jedes Mal wieder durch, dass er das unterlässt. Er darf dann wütend werden, aber er muss auf Sie hören. Ihr Sohn braucht nämlich die Sicherheit, dass Sie als Eltern stark genug sind, ihn zu beschützen. Umso mehr dürfen Sie sich dann vom Dominanzstreben eines Fünfjährigen nicht verunsichern lassen. Die Verlustangst kann neben dem Urlaubserlebnis auch darauf beruhen, dass Ihr Sohn fürchtet, durch sein oppositionelles Verhalten Ihre Liebe zu verlieren. Lassen Sie Ihren Sohn spüren, dass ihm diese erhalten bleibt. Kindern hilft es oft, wenn Eltern ihnen vermitteln, dass sie Verständnis für deren Wut haben, auch wenn sie dem Kind den Anlass für die Wut nicht ersparen können. Begleiten Sie Ihren Sohn durch die Wut, auch wenn er weiterhin nicht auf dem Sofa hüpfen darf. Bestätigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie noch da sind. Mit dem Verblassen der Erinnerung an den Vorfall im Urlaub wird sein Bedürfnis nach der Rückversicherung nachlassen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes