Mitglied inaktiv
Hallo Herr Posth, meine Tochter (13 Mo) geht seit sie 8 Mo alt ist, regelmäßig zu einer Tagesmutter, da mein Mann und ich berufstätig sind. Für die Eingewöhnungsphase haben wir uns viel Zeit genommen (begonnen als Clara 6,5 Mo alt war) und Clara ging bisher immer sehr gerne zu der Tagesmutter. Sie strahlte schon wenn wir ihr Haus betraten und sobald ich Clara abgegeben hatte, war ich auch vergessen, noch bevor ich das Haus verließ. So konnte ich immer beruhigt zur Arbeit gehen. Seit Clara 1 Jahr alt geworden ist, hat sich das ganze aber relativ plötzlich geändert. Clara klammert sich an mich, möchte nicht, dass ich sie absetze, weint ganz fürchterlich wenn ich mich dann schließlich doch von ihr löse. Wenn ich das Haus dann verlasse, dann höre ich sie noch fürchterlich weinen und ich habe keine richtige Ruhe mehr bei der Arbeit. Umgekehrt "beschwert" sich die Tagesmutter, dass Clara viel anhänglicher geworden ist, sie möchte die ganze Zeit getragen werden, was die Tagesmutter dann natürlich auch versucht, aber sie hat noch 2, manchmal 3 andere Kinder, und dann ist es ihr natürlich unmöglich, sich ausschließlich clara zu widmen. Nun ist es nicht so, dass ich denke, dass bei der Tagesmutter etwas vorgefallen ist. Ich habe großes Vertrauen zu ihr. Und sie versichert mir auch, daß das Gejammer nur 5 Minuten dauert. Das glaube ich ihr auch. Denn meine Eltern haben dasselbe berichtet, als sie einmal einsprangen, als ich einen wichtigen Termin hatte. Clara weinte 5 Min ganz fürchterlich und dann hatte sie mich vergessen. Auch wenn ich Clara mittags von der Tagesmutter abhole, ist sie fröhlich und ausgeglichen, und macht nicht den Eindruck, als sei sie schlecht behandelt worden. Ich habe das Gefühl, dass ihr vielleicht jetzt erst bewusst geworden ist, dass ich weggehe, und sie das vorher gar nicht so bemerkt hat. Und dass sie natürlich nicht möchte, dass die Mama weggeht. Aber wie kann ich Ihr denn den Abschied leichter machen? Ich kann nicht gut ein weinendes Kind zurücklassen, auch wenn mir glaubhaft versichert wird, dass es nur 5 Min weint. Sie schreiben immer , dass man dem Kind Zeit geben soll, bis es sich freiwillig von der Mutter löst. Das möchte ich natürlich gerne, aber morgens ist natürlich die Zeit dafür etwas knapp. Sollten wir uns Zeit für eine zweite Eingewöhnungsphase nehmen? Oder haben Sie einen anderen Tipp? Entschuldigen Sie bitte den langen Text, und haben Sie im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort! Karin
Mitglied inaktiv
Liebe Karin, das mit der Loslösung von der primären Bezugsperson ist nicht momentan und zeitlich gemeint, sondern als ein Entwicklungsphänomen mit Aufbau psychischer Strukturen der Ichreife. Ein bißchen komplizierter also. Wenn Clara vorher nicht gefremdelt hat, kann es durchaus sein, daß das jetzt erst einsetzt. Da sie schon 1Jahr ist, beginnt auch gleichzeitig die große Anhänglichkeit. Das ist natürlich sehr ungünstig. Kinder sind wohl in der Lage, aus der Not geborene Ersatzbindungen einzugehen, um nicht allzu sehr zu leiden. Das ist ein Überlebensimpuls. Den sollte man allerdings nicht überstrapazieren, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Man weiß dabei nie, wieviel ein Kind dann doch verdrängen muß, was es z.T. noch gar nicht kann. Es gibt für sie im Moment keine gute Lösung, außer, daß Sie Ihre Arbeit unterbrechen (soziale Rechte beachten), und tatsächlich eine zweite Eingewöhnungsphase zulasssen. Das kann aber auch längere Zeit in Anspruch nehmen. Leider habe ich nichts Besseres für Sie. Viele Grüße
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