Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Trauerarbeit Abweisung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Trauerarbeit Abweisung

Jules1305

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Sehr geehrte Frau Henkes,    Mein Vater ist vor gut 6 Wochen plötzlich verstorben und somit hat mein Sohn das erste Mal einen geliebten Menschen verloren.  Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt, mein Vater war 56 Jahre alt und lag seit Oktober vergangenen Jahres im Krankenhaus, sodass mein Sohn sich leider auch nicht von ihm verabschieden konnte.   Wir haben viele Gespräche mit ihm geführt und uns auch Bücher gekauft um das alles altersgerecht mit ihm zu verarbeiten. Die meiste Zeit klappt dies ganz gut, außer wenn meine Mutter zu besuch ist.   Er hatte immer ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Eltern, sobald meine Mutter, also seine Oma kommt, spricht er definitiv mehr über den Verlust seinen Opa als sonst im Alltag, was mich aber beunruhigt ist, die Ablehnung die er ihr zeitweise gegenüber bringt. Sie darf ihn dann nicht anfassen, nicht mit ihm spielen und manchmal wird er richtig wütend und sagt sachen wie : ich will dich nicht mehr als Oma haben, ich brauche dich nicht mehr als Oma, ich will nicht das du ohne den Opa kommst.     Ich vermute das es normal ist, dass Kinder in diesem Alter sich so verhalten, da sie ihre Gefühle oftmals noch nicht zuordnen und äußern können, dennoch wollte ich Sie fragen, ob sie Tipps diesbezüglich für mich haben.    Denn wir trauern alle nachwievor um meinen Vater und wenn mein Sohn dann so reagiert, während ich eigentlich versuche das wir für meine Mutter da sind, fühle ich mich überfordert und machtlos und weiß nicht so richtig was ich machen soll.      Natürlich zwinge ich ihn dann nicht mit der Oma zu spielen, sondern gebe ihm den Freiraum den er braucht, rede mit ihm, aber vielleicht gibt es etwas was ich noch nicht versucht habe     Vielen Dank und liebe Grüße  Julia 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich vermute, dass das Verhalten Ihres Sohnes darauf beruht, dass er jetzt Angst hat, die Oma auch noch zu verlieren. Daher distanziert er sich von ihr, denn wenn sie ihm nicht mehr nahesteht, wäre - in seiner unbewussten Vorstellung - ihr Verlust auch nicht so schlimm für ihn. Sie sollten dieses Verhalten Ihres Sohnes unbedingt akzeptieren. Es ist seine Art, mit der Trauer fertig zu werden. Es ist auch nicht die Aufgabe Ihres Sohnes für die Oma dazusein. Damit wäre er sehr überfordert. Sprechen Sie mit Ihrer Mutter, damit sie die Zusammenhänge verstehen und die Distanzierungsversuche Ihres Sohnes akzeptieren kann. Sie sprechen ja bereits viel mit Ihrem Sohn. Sie können ihm auch vermitteln, dass es Ihnen allen guttut, dass Sie in dieser schweren Zeit zusammenstehen. Das hilft auch ihm. Selbstverständlich kommt die Oma auch weiter, weil Sie das so wollen. Wenn der Verlust des Opas für Ihren Sohn nicht mehr so schmerzhaft ist, wird er die Nähe zur Oma auch wieder suchen und genießen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Shelly2010

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Hallo Julia,  Unser Sohn hat beide Urgroßeltern innerhalb von 2.Monaten verloren, die Eltern meiner Schwiegermutter. Ebenfalls ganz plötzlich. Er wollte einige Zeit nicht mehr in der Nähe deren Hauses spazieren gehen. Haben die Entfernung von 300km dazwischen, also waren wir nicht ganz so nah an ihnen dran dass dauernde Besuche an der Tagesordnung sind. Er hat ganz oft von jetzt auf gleich angefangen zu weinen, brüllen usw. Oft von superfröhlich zu todtraurig. Es geht jedes Kind anders damit um. Er wollte mit seiner Oma dann auch teilweise nicht mehr kuscheln usw. Nur hat sie es leider nicht verstanden.... Hat seine Abweisung nie ernst genommen. 'wir sehen uns so selten' kam dann immer... Wenn sie fragen haben einfach melden. Liebe Grüße 


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