Sehr geehrte Frau Henkes,
seit kurzem fällt uns immer wieder auf, dass es unserer Tochter peinlich zu sein scheint, wenn sie sich beim Spielen oder in einer anderen Situation weh tut. Wir sagen schon in gewissen Situationen, dass sie aufpassen solle, nicht so wild sein solle etc, weil sie sich sonst weh tun könnte. Wir wissen, dass man das eigentlich nicht ständig machen soll, damit Kinder nicht ihr Selbstvertrauen verlieren, aber es ergibt sich dann doch immer wieder.
Nun ist es oft so, dass wir sehen, wie sich unsere Tochter z.b den Kopf stößt oder hinfällt und sich sicher weh getan hat . Ganz offensichtlich bemüht sie sich dann dies aber nicht zu zeigen. Liegt das evtl daran, dass sie weiss, dass wir sie davor "gewarnt " haben und sie nun quasi selber Schuld ist? Wir haben ein sehr schlechtes Gewissen etwas falsch gemacht zu haben.
Seit ein paar Tagen ist auch ihr Geschwisterchen auf der Welt. Könnte es auch damit zu tun haben?
Vielen Dank und herzliche Grüße
von
Jume
am 26.02.2024, 14:03
Antwort auf:
Tochter überspielt Schmerzen
Guten Tag,
leider weiß ich nicht, wie alt Ihre Tocher ist. Es gibt nicht selten Kinder, die ihren Schmerz nach einer kleinen Verletzung alleine bewältigen wollen. Sie scheinen beschämt oder schuldbewusst, wenn sie sich wehgetan haben. Daher soll das niemand merken. Dieses Verhalten gehört zur Autonomieentwicklung. Kinder wollen sich beweisen, dass sie alleine mit dem Schmerz fertigwerden und die Eltern nicht benötigen. Dazu mag auch gehören, dass sie in der Situation wissen, dass die Eltern sie zuvor gewarnt haben. Sie können Ihrer Tochter Ihre Anerkennung zeigen, dass sie tapfer versucht, alleine mit der Verletzung zurecht zu kommen. Vermitteln Sie ihr jedoch auch, dass Sie für sie da sind, wenn es zu schlimm wehtut. Sie darf sich dann gerne bei Ihnen Trost holen, ohne dass Sie äußern, sie habe nicht auf Sie gehört. Mit der Geburt des Geschwisters hat das Verhalten Ihrer Tochter vermutlich nichts zu tun. Dazu ist diese Veränderung in ihrem Leben noch zu frisch.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 26.02.2024
