Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Posth! Im RuB und RuK hatte eine Mutter gefragt, wie die anderen Mamis das Struwwelpeter-Buch behandeln. Die meisten verbannen es in den Keller oder Müll. Ich kann mich erinnern, dass ich (noch sehr frühes Vorschulalter) das Buch ganz faszinierend fand. Andere erzählen, sie hätten Angst empfunden. So unterschiedlich kann es also sein. Ansich sollte das Buch ja ein Erziehungsbuch sein. Ist es denn trotzdem schädlich, wenn man es nicht als erhobenen Zeigefinger (klassischerweise um das Daumenlutschen abzugewöhnen) benutzt? Generell sind Märchen doch teilweise sehr brutal; Hexen die verbrannt werden, böse Stiefmütter, die ihre Töchter vergiften etc... Ich habe aber mal gelesen, dass Märchen sehr wichtig seien für die kindliche Phantasie und Entwicklung. Gilt das aber auch für den Struwwelpeter? Vielen Dank für Ihre Mühe! Moni
Liebe Moni, man kann diese Frage auf pädagogischem und auf psychologischem Gebiet diskutieren. Pädagogisch ist der Struwwelpeter nach heutigen Gesichtspunkten wertlos. Ich hoffe, sein Autor, der Hausarzt Dr. Hoffmann verzeiht es mir. Aber er kann nicht klagen: der Zappelphilipp und der Hans-guck-in-die-Luft aus seinem Buch sind sprichwörtlich geworden. Wahrscheinlich war ihm aber überhaupt nicht klar, daß er hier frühzeitig eine postmoderne Krankheit aus der Kinderstube beschreibt, das ADHS. Psychologisch sind seine Pointen allerdings auch ziemlich fragwürdig. Die Erziehung mit der Angst und der Katastrophe ist keineswegs empfehlenswert. Aber als ein Beispiel für schlechte, sprich "schwarze" Pädagogik kann man das Buch wieder mit seinen Kindern betrachten. Ich glaube nicht, daß diese Art von Grausamkeit seelisch stabile Kinder wirklich aus dem Gleichgewicht bringt. Viele Grüße
