Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ständiger Toilettengang

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ständiger Toilettengang

luna1990

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Guten Tag, meine Tochter (fast 4 Jahre) geht, gerade in der Zubettgehzeit, ständig zur Toilette. Es ist ein riesiges Theater abends. Dabei gestalten wir uns den Abend ruhig und schön, mit einer Menge Ritualen und einer Kuschelzeit. Sie kommt ständig mit neuen Gründen aus ihrem Bett, geht mindestens 20x in 1-2h "pullern", zum Teil im Minutentakt, und weint öfter dabei (aus Frust/vor Müdigkeit). Eine ähnliche Phase hatten wir bereits vor einiger Zeit, die ging nach ca. 1 Woche von allein vorbei. Ebenso gab es eine Phase, in der sie ständig die Hände waschen musste, weil sie irgendwas berührt hat. Dabei war sie stets unglücklich. Körperliche Ursachen, was das Toilettieren angeht, wurden ausgeschlossen. Sie trinkt abends kaum noch. Sie ist seit kurz nach dem 3. Geburtstag komplett trocken. Ich gehe eigentlich gar nicht darauf ein und versuche das ständige zur-Toilette-Rennen zu ignorieren. Ich kann ihr die Toilettengänge ja schlecht verbieten?! Haben Sie Tipps zum richtigen Umgang? MfG


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Beschreibung lässt vermuten, dass Ihre Tochter mit ihren Toilettengängen sicherstellen möchte, dass später im Schlaf wirklich kein Urin mehr herauskommen kann. Diese Kontrollgänge sollten Sie ihr wirklich nicht verbieten. Davon ginge ja das offenbar starke Bedürfnis auch nicht weg. Sie können ihr aber erklären, dass der Urin im Schlaf nicht rauskommt, wenn man es einmal geschafft hat, trocken zu werden. Sie finden da sicher kindgemäße Bilder für die Körpervorgänge. Sie können auch auf Ihr Beispiel verweisen. Hat Ihre Tochter Angst davor, nachts nochmal ins Bett zu machen? Sie können auch mit ihr zusammen eine Unterlage auf die Matratze legen. Vielleicht braucht sie noch die verstärkte Zusicherung, dass es nicht schlimm ist, wenn sie mal ins Bett macht. Es ist sicher sinnvoll, das Geschehen nicht zu sehr zu beachten, wie Sie schreiben. Falls Ihre Tochter während des Zubettbringens ständig zur Toilette läuft, können Sie Ihr allmählich vermitteln, dass es Ihnen nicht gefällt, ständig aus dem Vorlesen o.ä. gerissen zu werden und auf sie warten zu müssen. Das verschiebt den Fokus ein wenig weg von Ihrer Tochter zu Ihren Bedürfnissen. Manchmal können kleine Impulse schon helfen, eine Situation zu verändern. Das häufige Händewaschen läst sich möglicherweise noch durch die Ratschläge zur Pandemiebekämpfung erklären. Da bekommen die Kinder ja auch mehr mit, als manchmal gut für sie ist. Erfreulicherweise hat Ihre Tochter dieses Verhalten wieder aufgegeben. Im Alter Ihrer Tochter ist es nicht ungewöhnlich, dass Verhaltensweisen auftreten, die für die Eltern ungewöhnlich sind. Meist legt sich dieses Verhalten nach einiger Zeit wieder. Ihre Tochter braucht jetzt Ihre geduldige und gelassene Begleitung, um diese Phase zu überwinden. Des weiteren ist es hilfreich für Ihre Tochter, wenn sie sich wegen dieses Verhaltens nicht beschämt oder unter Druck gesetzt fühlen muss. Kinder können dies so empfinden, auch wenn das von den Eltern gar nicht gewollt ist. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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