blume2508
Hallo Herr Dr. Nohr, meine Tochter ist 7 Monate alt. Sie hat kaum soziale Kontakte und ich mache mir Sorgen um ihre psychische Entwicklung und ihre späteren sozialen Fähigkeiten. Zum Hintergrund: Alle meine Freunde und Verwandten brechen die Corona-Kontakt-Beschränkungen und haben sehr viele Kontakte. Da mir und meinem Mann das zu gefährlich ist, haben wir beschlossen unseren engsten Kreis für einige Zeit nicht zu treffen. So sieht meine Tochter seit einigen Wochen nur noch meinen Mann und mich (zu Hause) und 2 Mal pro Woche meine Nachbarin mit der wir draussen spazieren gehen. Nun mache ich mir Sorgen dass dieses Verhalten der psychischen und sozialen Entwicklung meiner Tochter schaden könnte. Mir ist es sehr wichtig, dass sie sich später in Gruppen wohlfühlt und gute soziale Fähigkeiten entwickelt. Mein Mann und ich waren schon immer täglich mit anderen Menschen zusammen und nun sind wir unsicher wie wir uns verhalten sollen. 1. Meinen Sie wir schaden unserer Tochter aktuell mit unseren Kontaktbeschränkungen? Wie sollen wir uns verhalten? 2. Ab welchem Alter spätestens brauchen Babys andere Kontakte um sich richtig entwickeln zu können? 3. Welche Art von Kontakt ist für Babies im 2. Halbjahr besonders wichtig (neben dem Kontakt zu den Eltern)? Welche Interaktionen sollte das Baby sehen? Ich nehme an dass es für meine Tochter nicht reicht, die Nachbarin aus dem Kinderwagen anzuschauen. 4. Bringen Skype-Telefonate etwas? Verstehen Babies das? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, es gibt im Moment keinen Grund sich Sorgen um die Entwicklung Ihres Kindes zu machen. Alles was das Kind jetzt braucht an Entwicklungsförderung, können Sie ihr geben. Der Kontakt zu anderen Personen kann zwar nett und abwechslungsreicher sein, aber er ist für die jetzigen Beziehungen und Entwicklungsschritte nicht nötig. Die anderen Personen werden noch nicht stabil verinnerlicht, bilden eher eine Kulisse, die sich immer wieder verändert. Die Förderung auf motorischer und geistiger Ebene passiert überwiegend durch Ihre Angebote und den Umgang mit ihr. Da andere Personen erstmal als fremd gesehen werden ("fremdeln")und erst in der Mitte des zweiten LJ stabile Bedeutung bekommen (Loslösungsphase), können Sie ohne Sorgen die Kontaktreduzierung beibehalten. Skypen ist in diesem Alter vielleicht kurzzeitig aufregend, hinterlässt aber keine bis wenig bleibende Spuren, ist also eher was für die Erwachsenen. Schade ist es trotzdem, dass die Freunde nicht Ihre Sicht auf Corona respektieren. Aber das geht nicht wenigen z.Zt. so. Dr.Ludger Nohr