Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Sind diese Rückschritte normal?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Sind diese Rückschritte normal?

LSdt

Hallo Herr Dr.Nohr Mein Sohn ist jetzt 11 Monate alt. Seit der Geburt schlief er bei mir an der Brust. Schnuller/Flasche will er nicht. Seit Oktober lege ich ihn allerdings für den Mittagsschlaf in sein Bett. Die erste Woche war furchtbar, er hat viel geweint aber ich habe ihn immer beruhigt und wieder hingelegt. Nun schlief er immer innerhalb von 5min ein und schlief eine Stunde. Nun schreit er wieder wie am Spieß und will partout nicht in seinem Bett schlafen und stundenlang nuckeln. Ich kann aber nicht mehr jeden Tag mit ihm im Bett liegen und nuckeln lassen, da ich jetzt Zeitdruck habe, da ab Januar ich wieder arbeite und bei der Tagesmutter gibt's nun mal keine Brust zum schlafen. Nachts nehme ich es noch hin, dass er bei mir schläft obwohl auch das langsam lästig (für alle) wird, da ich lange nicht einschafen kann wenn er nuckelt und wecke ihn wiederum wieder auf weil ich mich hin und her wälze. Teufelskreis. Nun frage ich mich, ob dieser Rückschritt normal ist und er wieder so gut und friedlich einschlafen kann wie bis vor 5 Tagen? Er wurde reingelegt, Schlafsack an, Spieluhr an und innerhalb von 5min. schlief er friedlich ein. Jetzt brüllt er wieder sehr lange. Haben Sie Tipps für mich? die Nähe will ihm nicht nehmen, aber diese Stunde am Tag ist auch meine Rettung und einzige Zeit für mich alleine, die ich mittlerweile brauche. Und Zeitdruck ist auch da.. Vielen Dank


Hallo, wie Sie schon gemerkt haben, mögen die meisten Kinder keine distanzierenden Veränderungen. Und damit kommen Sie an einen Punkt, den Sie vermeiden wollten, Sie müssen ihm was wegnehmen, ihn frustrieren. Dieser Punkt ist aber in der Regel nicht zu vermeiden, er kommt früher oder später. Jetzt ist möglicherweise eine Situation erreicht, in der auch Sie schauen dürfen, wie für Sie die Lage passender sein könnte (Ich glaube nämlich nicht, dass eine schlecht ausgeschlafene Mutter auf Dauer hilfreich ist). Veränderung braucht Zeit, Klarheit und Geduld. Was können Sie anbieten und wo ist Ihre Grenze? Was ist noch notwendige Nähe und Stütze und was war einfach nur immer so? Was ist besser jetzt schrittweise zu tun, als dann abrupt, wenn es nicht mehr anders geht? Ein fast einjähriges Kind braucht nicht mehr die ganze Nacht die Brust. Sie dürfen nur nicht erwarten, dass es darüber keinen Ärger/Geschrei gibt, auch wenn es passend ist, was Sie tun. Und je klarer Sie sind, desto eher wird Ihr Kind "verstehen" und mitgehen. Es sind also keine Rückschritte, sondern der (berechtigte) Versuch, das scheinbar Weniger zu vermeiden. Dr.Ludger Nohr


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