Frage: Routine wird anstrengender

Hallo. Mit unserer Tochter 2 J 7 Mo ist es schön, aber gerade auch anstrengend. Sie hat viel Fantasie, Redefähigkeit und eigenen Willen, möchte ständig spielen, und wehrt sich oft auch (verbal, Geschrei und oder körperlich) stark gegen Abläufe wie Waschen oder Ankleiden. Halte ich an sich für normal, oft lässt es sich mit viel Diskutieren lösen. Manchmal hilft ein Timer. Manchmal muss ich Langeweile verursachen und auf nichts mehr reagieren, bevor sie sich z.B. ankleiden lässt. Selten muss ich leider Gewalt anwenden, wobei wir hinterher Trösten bzw. unsere Beziehung wieder normalisieren. Irgendwie kostet vieles mehr Zeit und Kraft als noch vor einem Jahr. Letztes Jahr hat sie z.B. gern geduscht, wenn wir lange draußen waren, das mag sie gar nicht mehr. Wir machen daher keine Fortschritte in manchen Bereichen. Beim Zähneputzen bin ich sogar zurück bei nur einmal am Tag, weil es morgens im Bad schon ohne lange dauert und sie ohne Frühstück extrem unleidlich wird. Es geht gar nichts voran im Bereich weg von der Windel. Im Gegenteil, sie tut so, als höre sie mich nicht, wenn ich frage, ob sie Kacka in der Windel hat. Sie möchte nicht aufs Töpfchen und nicht gewickelt werden. Ich fühle mich manchmal schuldig, aber meine Kraft reicht oft nur für den routinierten täglichen Teil und z.B. Schnuller-Entzug geh ich nie an. (Schuller hat sie noch nachts.) Ist das normal oder mach ich was Grundsätzliches falsch? VG

von Esmeralda am 27.05.2021, 21:20



Antwort auf: Routine wird anstrengender

Guten Tag, was Sie beschreiben, ist ganz normal. Sie machen nichts falsch. Die Betreuung von Kindern dieses Alters ist anstrengend. Die Kinder benötigen jetzt etwas ganz anderes als Babys. Sie kommunizieren anders, haben zunehmend eigene Wünsche und erproben Ihren Willen. Dabei sind sie aber noch sehr auf die Eltern angewiesen und brauchen bei Vielem Hilfe. Sie machen als Mutter, was Sie können und wozu die Kraft reicht. Mehr geht nicht und mehr muss auch nicht sein. Entwicklungsforscher sprechen von der genügend guten Mutter nicht von der perfekten Mutter. Ich denke auch nicht, dass Sie Rückschritte machen. Manches sehen Kinder und Eltern auf jeder Entwicklungsstufe einfach in einem neuen Licht. Da hilft es oft, wenn Sie auf bestimmten Forderungen oder Routinen nicht allzu grundsätzlich bestehen. Für das Duschen gibt es bestimmt Alternativen oder es darf auch mal ausfallen. Das Zähneputzen könnte nach dem Frühstück erfolgen, wenn die Laune Ihrer Tochter schon besser ist. Sie können da ruhig mal großzügig sein. Ihre Tochter testet mit ihrer Verweigerung Grenzen aus. Wenn Sie da flexibel und gelassen reagieren, wird sie das umso eher aufgeben können. Beim Trockenwerden sollten Sie keinen Druck ausüben. Da sitzen erfahrungsgemäß die Kinder am längeren Hebel, weil Eltern die Ausscheidung nicht erzwingen können. Bleiben Sie geduldig und motivieren Sie Ihre Tochter. Schenken Sie dem Thema eine Weile weniger Beachtung. Dann kann das Trockenwerden wieder von den altersbedingten Machtkämpfen getrennt werden und Ihre Tochter kann sich dieser Entwicklungsaufgabe wieder unbefangener widmen. Erst mit ungefähr drei Jahren beherrschen Kinder die Schließmuskelkontrolle. Das variiert bei jedem Kind. Ihre Tochter scheint noch etwas Zeit zu brauchen. Das ist in Ordnung. Es ist auch nicht schlimm, wenn Sie ihr den Schnuller noch etwas lassen. Alles können Sie einfach nicht auf einmal ändern. Viel wichtiger ist es, dass Sie sich nicht so unter Druck setzen. Sie dürfen auch sich selbst gegenüber großzügig sein. Sie machen schon so viel für Ihre Tochter und der Alltag mit Kleinkindern ist anstrengend. Außerdem erziehen Sie Ihre Tochter nicht allein. Die Einführung mancher Neuerungen kann auch der Vater übernehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viele unbeschwerte Momente mit Ihrer Tochter. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 28.05.2021



Antwort auf: Routine wird anstrengender

Meine Gedanken: - “Windelfrei” hat nicht mit Erziehung zu tun, sondern ist ein körperlicher Prozess mit psychischen Komponenten. Lass dein Kind mit diesem Thema “in Ruhe”. Frag nicht mehr. Ein gesundes Kind wird garantiert irgendwann trocken und sauber. - Es gibt wichtige und unwichtige Dinge. Wichtig ist Hygiene! Dazu zählt auch die Zahnpflege. Deshalb solltest du diesbezüglich klare Ansagen machen und konsequent bleiben! Die Zähne sollten ja sowieso NACH den Mahlzeiten geputzt werden. Also kannst du auf den Hunger sei er Tochter selbstverständlich eingehen und dann nach dem Frühstück die Zähne putzen. Wenn sie schon so redegewandt ist, solltest du das im Vorfeld ankündigen und erklären und auch die Dringlichkeit hervorheben. Das kannst du mit entsprechender Literatur unterstützen ( z.B. “Neues aus der Milchzahnstraße”, Conny muss zum Zahnarzt “). Dein Kind könnte zusätzlich parallel zu ihrem Zähneputzen durch dich ihrem Lieblingsstofftier ebenfalls die Zähne putzen. Wichtig ist, dass du beim Thema Zahnpflege hart und konsequent bist, denn wenn du jetzt damit nachlässig bist, weil du den Konflikt fürchtest, schadest du deinem Kind für sein ganzes Leben. Waschen ist natürlich auch wichtig und nicht diskutierbar! Aber du kannst es für die angenehmer gestalten. Wir hatten ein Kinderwaschbecken mit Spiegel zum an die Badewanne klemmen. Damit haben meine Kinder sich dann selbstständig gewaschen. Wasser plantschen macht viel Spaß und ich habe nur noch “geholfen”, so dass das Autonomiebestreben erfüllt wurde. Lass dein Kind so viel wie möglich mitentscheiden; achte aber darauf, dass es nicht zu viele Möglichkeiten gibt, denn das überfordert! Statt zu fragen: “Was möchte möchtest du anziehen?” frage :” Möchtest du lieber den grünen oder den blauen Pullover anziehen?”

von 3wildehühner am 28.05.2021, 01:49



Antwort auf: Routine wird anstrengender

Der Papa hilft durchaus engagiert mit, möchte ich noch anmerken. ^^

von Esmeralda am 28.05.2021, 17:30