Normal?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Normal?

Sehr geehrter Herr Dr Nohr, mein Kind (3) erwähnt immer wieder, dass es Angst habe. Meistens davor, dass Tiere kommen. Das passiert fast immer Abends im Bett.  Wir schlafen im Familienbett und ich bleibe immer bis zum einschlafen dabei. Anfangs ging ich so damit um, dass ich nachgefragt habe. Wir haben zusammen Türen geschlossen und Fenster geprüft (und noch einiges mehr). Ich hatte dann aber das Gefühl, dass das thematisieren es eher verschlechtert. Jetzt ist es so, dass ich eigentlich nur sage, dass das ok ist und wir zusammen warten bis die Angst weg geht und dass jeder Mensch manchmal Angst hat. Manchmal verspreche ich noch, dass kein Tier kommt. Mein Kind sagt dann, dass das nicht hilft und die Angst immer noch da ist. Darauf scheint es aber gar nicht unbedingt eine Reaktion zu erwarten. Ich habe das Gefühl,  dass das so "ok" ist. In der Regel schläft es dann schnell ein. Ich habe übrigens zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass  mein Kind wirklich verängstigt ist. Es fühlt sich für mich nicht ängstlich an dabei. Da das aber nun schon seit fast 2 Monaten so ist, frage ich mich, ob ich evtl anders reagieren sollte oder ob ich evtl mein Ziel ändern muss. Vielleicht ist das Ziel gar nicht "Angst weg machen". Wie ist denn ihre Meinung/Erfahrung dazu?

von Blabliblu2020 am 23.08.2021, 16:03



Antwort auf: Normal?

Hallo, Sie haben Recht. Das Ziel ist nicht, die Angst wegzumachen (das geht auch gar nicht), sondern eher, sie überflüssig zu machen. Die konkrete Angst ist ja auch oft ein Symbol für etwas Anderes, was unbewusst hinter dem Tierbild verborgen wird. Dafür spricht, dass Ihr Sohn eigentlich ja gar nicht ängstlich ist. Rationale Erklärungen oder gar "Beweise" helfen da nicht. Sie machen das ganz richtig, indem Sie zuhören und die Angst erstmal akzeptieren. Thema miteinander kann sein, was hilft denn, wenn man Angst hat. Auch da gilt es, dem Kind zu folgen, es zu begleiten und nicht Lösungen anzubieten. Man kann auch ehrlich über sich selbst sprechen, wie Sie selbst mit Ängsten umgegangen sind. Es geht um den einvernehmlichen Kontakt, das gemeinsame Anschauen des Problems. Das kann einen inneren Prozess ermöglichen, der eigene Lösungen erkennbar macht. Zeit spielt da erstmal keine Rolle und muß Sie auch nicht sorgen. Nehmen Sie es als ein Gesprächsangebot mit großem Entwicklungspotential. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 24.08.2021