Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind 17 Mo. 2 Std. Einschlafbegleitung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind 17 Mo. 2 Std. Einschlafbegleitung

Kathrin05

Guten Morgen Frau Henkes, ich hatte mich vor einer Weile schonmal an Sie gewandt weil mein Sohn Probleme hat abends zur Ruhe zu kommen. Jetzt habe ich ihn abgestillt und das letzte Mittel ihn in den Schlaf zu bringen ist nun auch weg. Ich verzweifle bald, vielleicht sagen andere ist doch süß, aber ich kann nicht mehr. Jeden Abend zwei Stunden eh er einschläft. Er quasselt und erzählt in einer Tour. Ruhig im Bett liegen klappt nicht, er steht immer wieder auf krabbelt im Bett rum, spricht mit seinem Plüschhund oder will auf den Arm getragen werden. Er wiegt mittlerweile 14 Kilo und ich kann ihn keine Stunde am Stück tragen. Mache ich das nicht und will nur im Bett kuscheln, schreit er wie am Spieß und beruhigt sich einfach nicht, bis ich aufstehe und ihn doch trage. Was ist bei uns schief gelaufen ? Was können wir machen, um unser einschlafen zu verändern. Wir haben jeden Abend einen ganz klaren Ablauf (Ritual), zeitlich haben wir auch schon später getestet (das selbe Spiel), den ganzen Tag an der frischen Luft oder auch nicht Zuviel Input. Wir sind ratlos. Das geht nun fast fünf Monate so aber es wird nicht weniger, wie gesagt seit dem abstillen eher schlimmer. Ich bin manchmal schon ganz angespannt und sag dann auch „Schlaf jetzt bitte“ aber die Spannung macht es eher schlechter. Wie weit sieht hier „konsequente Klarheit“ aus ? Ich danke jetzt schon sehr für ihre Antwort, den meine Nerven liegen echt blank. Achso bei Papa ist mittlerweile auch das gleiche Spiel!


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, ich kann gut verstehen, dass diese Situation Sie sehr erschöpft und belastet. Zwei Stunden Einschlafzeit sind wirklich viel und anstrengend. Ich denke auch nicht, dass bei Ihnen etwas schief gelaufen ist oder Sie etwas falsch gemacht haben. Ihr Sohn hat noch Mühe, den Übergang zwischen den Zuständen "Wachsein" und "Schlafen" zu bewältigen. Das kann vorkommen, wenn Kindern der Schlaf noch etwas unheimlich ist. Die Gründe dafür sind nicht erkennbar, weil Kinder sie in diesem Alter noch nicht benennen können. Zudem muss Ihr Sohn sich jetzt noch an das Einschlafen ohne Stillen gewöhnen. Das wird er aber schaffen, denn das Stillen ist in seinem Alter zur Ernährung nicht mehr nötig. Bekommt er denn abends noch eine Flasche zum Einschlafen? Das hilft manchen Kindern, den Verzicht aufs Gestilltwerden besser zu ertragen. Ihr Sohn benötigt Ihre Hilfe, um das Einschlafen zu lernen. Das fällt natürlich nicht leicht, wenn Sie so erschöpft sind und vermutlich nicht gelassen an die Einschlafsituation herangehen können. Was Sie beschreiben hört sich so an, als sei Ihr Sohn noch gar nicht müde, wenn Sie ihn ins Bett bringen. Sie haben es ja mit dem später Zubettbringen bereits versucht, aber vielleicht kann das doch ein wenig helfen. Unter liebevoller Klarheit würde ich in Ihrer Situation verstehen, dass Ihr Sohn erlebt, dass Sie beim Einschlafen bei ihm bleiben und er nicht alleine ist. Er darf aber auch erfahren, dass Sie ihn nicht mehr tragen, weil er zu schwer ist. Wie soll Ihr Sohn "verstehen", dass das Tragen nicht mehr geht, wenn er bei genügend langem Schreien doch wieder getragen wird. Kinder in diesem Alter erproben durchaus schon ihren Willen. Da ist Schreien ein sehr gutes Mittel, weil es so schwer zu auszuhalten ist. Es könnte also für Sie auch darum gehen, diesen Mittelweg zu finden. Ihr Sohn sollte begleitet einschlafen können, ohne dass dies zu einer Willensdemonstration von seiner Seite gerät. Dafür ist die Einschlafsituation nicht geeignet, weil sie ja Ruhe bringen soll. Es ist sicher sinnvoll, dass Sie die Einschlafrituale beibehalten. Das signalisiert den Kindern, was jetzt ansteht und bereitet sie auf den Schlaf vor. Sie können aber z.B. die Unterhaltung mit Ihrem Sohn einstellen, wenn er nach dem Hinlegen noch viel zu erzählen hat. Dann kann er noch reden, was ja ganz in Ordnung ist, aber Sie machen nicht mehr mit, weil der Tagesteil nun abgeschlossen ist. Sie sollten sich unbedingt Entlastung suchen, solange diese Phase andauert, denn nur wenn Sie entspannter sind, können Sie einigermaßen gelassen auf die intensiven Bedürfnisse Ihres Sohnes beim Einschlafen reagieren. Wenn Ihr Sohn bei Ihnen beiden schreit, können Sie sich beim Zubettbringen mit Ihrem Mann abwechseln, um hier etwas Entlastung zu haben. Ich möchte Sie auch ermuntern,nicht zu vergessen, dass es in der Kindererziehung nicht darum geht, etwas perfekt zu machen sondern die jeweilige Situation für alle Beteiligten so gut wie möglich hinzukriegen. Das ist derzeit in Ihrer Situation sicherlich aufwendiger, aber auch diese Phase wird enden. Wenn jetzt allmählich die Sprache bei Ihrem Sohn hinzukommt, lässt sich ja auch mit Sprache schon Vieles besser regeln und erklären. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Kathrin05

Liebe Frau Henkes, danke für ihre tolle Rückmeldung, diese gibt mir wieder Kraft für weitere lange Abende :-)... Und um ihre Frage zu beantworten, er bekommt keine Milchflasche am Abend, da er noch nie Milch aus der Flasche angenommen hat. Aber wir haben auch einen spezielle Nacht Flasche (ich dachte auch symbolisch für dich Nachtruhe, die leuchtet im Dunkeln). Ihre Erklärung zu meiner Frage bezüglich der konsequenten Klarheit hilft mir sehr, mit der Situation umzugehen und macht mich hoffentlich wieder entspannter. Eine Frage hätte ich noch. Wenn ich sage, dass ich ihn nicht mehr trage (und kurz erkläre). Und ihn dann im Bett Kuschel, in Arm oder auf den Schoß nehme. Wie lang darf ich so mit ihm im Bett bleiben, auch wenn er schreit. Oder kann ich da die Bindung kaputt machen ? Danke für ihre Hilfe. Kathrin


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Eine genaue Zeitangabe kann ich Ihnen nicht geben. Die Bindung können Sie so auf keinen Fall kaputtmachen, denn Sie sind ja bei Ihrem Sohn und für ihn da. Das ist entscheidend für die Bindung, weil Ihr Sohn sicher sein kann, dass er nicht alleine gelassen wird. Er muss sich an diese andere Form des Beruhigens auch erst gewöhnen. Zeigen Sie Verständnis für sein Schreien und machen Sie gleichzeitig deutlich, dass Sie bei ihm sind und ihn nicht alleine lassen. Es freut mich, wenn ich Ihnen weiterhelfen konnte. Denken Sie bitte auch daran, dass die Phasen sich in den ersten Jahren häufig verändern. Auch diese schwierige Zeit wird vorübergehen. Lassen sich sich dadurch die schönen Momente mit Ihrem Sohn nicht vergällen. Viele Grüße


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