Mitglied inaktiv
Mein Sohn wird im September 4 Jahre alt, einerseits zeigt er mir eine gute Intelligenz (er kann seinen Namen schreiben, konnte die Farben mit 2 Jahren, seine Strichmännchen sind detailliert mit Fingern, Haaren, Mimik usw.). Andererseits macht mir seine sprachliche Entwicklung ein wenig Sorgen-vielleicht zu Unrecht ? Wir erziehen zweisprachig, was auch recht gut klappt. Aber Sorgen machen mir vor allem 2 Dinge, - er begreift einfach nicht die Unterschiede zwischen morgen, gestern heute usw. in beiden Sprachen (z.B. "morgen waren wir im Schwimmbad"). Es geht einfach Ewigkeiten schon so, in welchem Alter begreifen Kinder den Unterschied zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ? - dann sind seine Antworten auf meine Fragen teilweise völlig aus der Luft gegriffen, er erzählt einfach irgendwas (auf die Frage, was er mittags gegessen hat, gibt es fast immer Nudeln als Antwort, sage ich ihm, dass es nicht stimmt (weil ich den Speiseplan kenne), kommt die nächste Unwahrheit). Eigentlich kann ich zur Zeit nichts glauben, was er mir erzählt, es stimmt in 50% aller Fälle nicht. Klar, Lügenmärchen sind altersgemäss, aber er erzählt mir nicht unbedingt seine Wunschwelt, er greift einfach irgendwas aus dem Raum. Ich habe ihm schon an Beispielen erklärt, was Wahrheit und Lüge ist, er beteurt mir auch stets, dass er mir die Wahrheit erzählt, frage ich aber mal nach (weil seine Aussage mich wundert), so ist alles nur erlogen. Ist es noch normal in dem Alter ? Vielen Dank für Ihre Antwort Elke
Liebe Elke, 2sprachig großziehen geht immer dann gut, wenn das Kind ausreichend sprachbegabt ist. In Ihrem Fall besteht aber eigentlich kein Sprachproblem. Was Sie feststellen, sind zwei ganz normale Dinge. Erstens, das Zeitempfinden eines Kleinkindes fängt erst in diesem Alter an (4J.). D.h. Vergangenheit und Gegenwart werden erst langsam als solche empfunden. Bisher lebte das Kind allein im "Hier und Jetzt". Das zu verstehen ist sehr wichtig. Denn z.B. ein Kind auf die nächste Woche vertrösten zu wollen, ist völlig unmöglich. Zweitens: Auch mit dem Gedächtnis an das kürzlich Vergangene hapert es noch gewaltig. Länger Vergangenes, wenn oft genug vorgekommen (siehe Nudeln essen), geht schon viel besser. Fragen Sie Ihren Wicht also, was es heute Mittag im Ki-ga zu essen gabt, hat er es de facto vergessen. Da er aber Ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben möchte, füllt er seine Erinnerungslücke mit dem, an das er sich am besten erinnern kann, also Nudeln. Fortan gibt es im Kindergarten ständig Nudeln (was allerdings auch häufig stimmt!):-( richtig so? So geht es beim Berichten in einem fort und das Kind ist mitnichten ein Lügenbaron, auch kein Wunschphantast, sondern nur ehrlich auf die Weise, daß es seine Eltern nicht mit fehlender Antwort enttäuschen möchte. So weit geht die Liebe (kein Rezept für immer). Der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge ist ein kulturell gebundener Standpunkt zu den Dingen an und für sich und muß philosophisch mit Hilfe der Logikgesetze erarbeitet werden. Dazu braucht es noch viele Jahre!
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