Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Impulskontrolle

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Impulskontrolle

HannahsMom

Hallo, Meine Tochter ist 7, geht in die 2. Klasse und 2xwö zum Sport (Reiten und Geräteturnen). Sie war schon immer sehr willensstark/gefühlsstark und die Frustrationstoleranz kam vergleichsweise spät. Durch viele, viele Gespräche und enge Zusammenarbeit mit der Kita, haben wir einen Weg gefunden damit umzugehen und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen, so daß das inzwischen eigentlich kein wirkliches Thema mehr ist.  Nur die fehlende Impulskontrolle...die schlägt zeitweise doch sehr extrem zu. Entweder sie beschimpft und beleidigt mich aufs übelste, sie haut/tritt (das kommt nicht mehr so oft vor) oder aber sie feuert was auch immer sie gerade in der Hand hat quer durchs Zimmer. Gerade vorhin war es ein Alu-Besenstiel. Sie kommt meistens recht zeitnah zu mir, entschuldigt sich und sagt auch ganz klar "ich war so sauer, ich konnte mich nicht kontrollieren". Ich sag ihr immer wieder das es ok ist wütend zu sein, oder sauer, traurig, was auch immer. Aber das es nicht in Ordnung ist so aggressiv oder beleidigend zu sein. Die Idee, dann ins Kissen oder die Matratze zu hauen oder zu Boxen findet sie gut, kann sie aber in dem Moment nicht abrufen. Wie kann ich ihr helfen? Und darf das in dem Alter noch vorkommen, oder muss ich mir Gedanken machen? Dem Papa gegenüber verhält sie sich nie so. Aber ich war eigentlich schon immer ihr emotionaler Sandsack... Vielen Dank für Ihre Ideen


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, bei Siebenjährigen muss die Impulskontrolle noch nicht vollständig entwickelt sein. Aber Schulkinder benötigen dann Unterstützung, um mit ihrer Wut besser fertig zu werden. Ihre Tochter zeigt ja deutlich, dass sie ihre Wut dem Vater gegenüber gut im Griff hat. Sie kann also ihre Impulse kontrollieren. Es würde ihr sicher helfen, wenn Sie ihr deutlichere Grenzen setzen würden. Ich bin auch nicht der Auffassung, dass Mütter die "emotionalen Sandsäcke" ihrer Kinder sein sollten. Es ist notwendig, dass Kinder sich ihrer Mutter gegenüber genauso respektvoll verhalten wie ihrem Vater. Gerade für Mädchen kann das sonst zu Schwierigkeiten bei der Identitätsbildung führen, weil der Selbstrespekt sich nicht genügend entwickelt. Bei Siebenjährigen helfen Ermahnungen oder Erklärungen oft noch nicht im benötigten Ausmaß.  Sie erreichen das Kind in seiner Wut noch nicht. Da sind souveräne und energische Handlungen gefragt, die dem Kind Grenzen aufzeigen. Körperliche Angriffe sollten Sie auf der Stelle unterbinden. Auch Beleidigungen müssen Sie sich nicht zumuten. Für Ihre Tochter sollte dann deutlich werden, dass es nicht weitergeht, wenn sie so etwas macht. Wenn Sie z.B. die "dumme Kuh" wären, ist es ganz klar, dass dumme Kühe einen nicht zum Sport bringen können oder das Mittagessen hinstellen oder bei den Hausaufgaben helfen. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass die Beziehung zu Ihrer Tochter leidet, wenn Sie ihr diese Grenzen setzen. Kinder sind meist dankbar dafür, wenn sie  diese gezeigt bekommen. Das gibt ihnen Sicherheit und sie können sich wieder unbefangener auf ihre kindliche Position begeben. Es wäre sicher auch hilfreich, wenn Ihr Mann Sie in Auseinandersetzungen mit Ihrer Tochter unterstützte. Er kann das nicht besser als Sie. Aber er kann zeigen, dass er nicht will, dass Ihre Tochter mit seiner Frau so umgeht. Für Ihre Tochter wird es wichtig sein zu erkennen, dass ihre Eltern sich einig sind. Ich wünsche Ihnen alles gute. Ingrid Henkes


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