Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Dr. Posth, Auch wenn ich weiss, dass sie grundsätzlich gegen diese Art Erziehung sind, stelle ich trotzdem meine Frage, da ich nicht weiss, an wen ich mich sonst wenden sollte. Unser Sohn (26 Monate) spricht seit einigem Monaten Englisch und Polnisch auf einem Niveau „volle komplexe Sätze, nicht mehr mischen und alles verbal kommunizieren können“. Wir haben auch bemerkt, dass es ihn stört, dass er von der deutschsprachigen Umgebung nicht verstanden wird, woraufhin wir ihn für 3x die Woche für 6 Stunden ins Kindergarten schickten, den er jetzt seit 6 Wochen besucht. Zu hause wird weiterhin Englisch/Polnisch gesprochen. Der Bericht aus dem KiGa: erste Woche redete er wie Wasserfall, ausschliesslich Englisch, zweite Woche (auch unsere Erfahrung) weigerte er sich, dorthin zu gehen und hat viel geweint, danach ist er „verstummt“, geht aber ohne Protest und manchmal sogar aus „eigenem Willen“ heraus. Anfangs ging er auf die Kinder zu und machte alles mit, mittlerweile zieht er sich oft zurück und spielt alleine. Dennoch geht er zunehmend gerne ins KiGa und ist immer gut gelaunt, wenn wir ihn holen, auch wenn er manchmal sagt, dass er dort „zu lange“ bleiben musste. Nachdem wir ihn holen, hört er nicht auf zu reden, bis er schlafen geht, erzählt auch Sachen aus dem KiGa. Die Erzieherinnen sind der Meinung (und ich auch), dass seine „Isolation“ lediglich aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse und der Tatsache, dass er bereits gewohnt war, „verbal zu kommunizieren“, resultiert. Nun sind seine Fortschritte in Deutsch sehr langsam verglichen mit der Weiterentwicklung in den anderen Sprachen. Nach den 6 Wochen kennt er aktiv etwa 10 Worte, das Verstehen scheint laut Erzieherinnen viel besser zu sein – sie müssen sich nicht mehr mit Englisch behelfen, damit er den Anweisungen wie Essengehen, Zähne putzen oder Basteln folgt. Er hat sich aber in den letzten Wochen zu einem Einzelgängen im KiGa entwickelt, was er unter seinen englischsprechenden „Kollegen“ absolut nicht ist. Was ich fragen wollte, ist ob diese 3 halbe Tage deutsch gegenüber den Rest der Woche, der weitgehend „deutschfrei“ verläuft, ausreichen, damit er die Sprache lernt oder ob wir ihn für 5 halbe Tage in die KiGa schicken sollen? Wir sind mit dieser Entwicklung ziemlich überrascht, da wir nicht damit gerechnet haben, dass er so schnell sprechen lernt und eigentlich der Meinung waren, dass er erst mit drei die KiGa besuchen soll und bis dahin weitgehend mit seinen Eltern bleiben (er besuchte davor viele elternbegleitete Spielgruppen). Den Plan haben wir bereits geändert, wollten aber nicht, dass er gleich sooo viel im KiGa bleibt, jetzt sind wir nicht mehr sicher, ob dies doch nicht besser wäre.... Wir wollen nicht auf die Dreisprachigkeit verzichten, zumal er damit wunderbar zurecht zu kommen scheint, die Frage ist nur was bringt mehr Schaden: langsamer Deutsch zu lernen und die Isolation riskieren (wird er sich davon erholen oder wird es zu einem angewohntem Verhaltensmuster werden?) oder 5 Tage Deutsch und dafür eine ziemliche Reduzierung der Zeit, die er mit uns verbringt? Er ist sonst ein sehr aktives, zutrauliches und offenes Kind. Vielen Dank für Ihre Antwort, Hanna PS: ein toller Beitrag zum Wesen eines Säuglings, schade, dass es den nicht schon vor zwei Jahren gab :)).
Liebe Hanna, aus der Sicht des Kindes zu urteilen, hieße mehr Deutsch zu lernen und viel Kontakt mit anderen Kindern zu haben in einer Einrichtung, in die man gerne geht. Es kommt mir so vor, als sei ihr Sohn mit seiner Situation überfordert. Es ist nicht das Ziel eines Kindes, viele verschiedene Sprachen zu lernen, sondern mit seinen Eltern glücklich zu sein und langsam seinen sozialen Zirkel auszuweiten. Ich kann Ihnen aber keinen idealen Weg zu all dem aufzeigen. Die Entscheidung, die sie zu treffen haben, müssen sie unter diesen Gesichtspunkten treffen. Viele Grüße
Mitglied inaktiv
Hallo, ich geh einfach mal davon aus, das ihr in Deutschland wohnt! Warum habt ihr Deutsch dann nicht zu einer seiner Hauptsprachen gemacht??? Wär doch eigentlich naheliegend, oder? LG Gaby
Mitglied inaktiv
Hallo Hanna, ich frage aus reiner Neugier: wie kommt es, dass euer Sohn Englisch und Polnisch lernt? Kommt Ihr Eltern aus England bzw. und Polen und lebt in Deutschland? Grüße von Henriette
Mitglied inaktiv
Also unsere Tochter ist 31 Monate und wird auch dreisprachig erzogen (ich sprech schweizerdeutsch mit ihr, mein Mann Luxemburgisch und mein Mann und ich sprechen Deutsch miteinander). Ich kann nur sagen, dass Dein Kind weniger Probleme mit den Sprachen zu haben scheint als unseres. Manchmal muss ich dreimal nachfragen, bevor ich verstehe, was sie sagen will........
Mitglied inaktiv
Deutsch wird über kurz oder lang seine Hauptsprache sein, da er in deutchsprachigem Raum gross wird. Er wird zu KiGa, dann zur Schule gehen und zunehmend mit deutschen Kinder umgeben sein. Da wir aber beide Ausländer sind liegt uns viel daran, dass unser Sohn auch unsere Sprachen spricht, nicht zuletzt damit er mit seinen Familienmitglieder kommunizieren kann. Er ist wie gesagt erst 2 Jahre alt und es geht nur darum, wann und wie Deutsch er deutsch lernen soll, dami es am einfachsten für ihn ist. Gruss, Hanna
Mitglied inaktiv
Hallo Henriette, wir leben in der deutschsprachigen Schweiz, ich bin Polin und mein Mann ist Nigerianer (Englisch ist dort die Amtssprache). Bevor wir mit der 3-sprachigen Erziehung anfingen, haben wir uns ausführlich beraten lassen und uns wurde gesagt, dass Kinder generell keine Probleme mit zwei Sprachen haben, ob es mit 3 klappt hängt vom Kind ab. Da unser Sohn es bis jetzt gut zu meistern scheint, gehen wir weiter wie gehabt vor, sollte es sich als problematisch erweisen, werden wir auf eine Sprache und zwar Polnisch verzichten und ich werde dann mit ihm Deutsch reden. Wir haben vor der Geburt und nach 1,5 Jahren einen Psychologen konsultiert und werden es mit etwa 3 Jahren wieder tun. Dazwischen müssen wir selbst mit unserem KA die Entscheidungen treffen, da die K-Kasse den Psychologen nicht zahlt und solche Beratungen recht teuer ist, können also von uns nicht alle Tage in Anspruch genommen werden. Jetzt sind wir wieder verunsichert, ob wir das Deutschlernen durch häufigere Besuche von KiGa "beschleunigen" oder ob wir weiter so vorgehen sollen, wie bis jetzt. Ich glaube aber, wir werden noch abwarten und sehen, wie seine KiGa Entwicklung nach ein paar Monaten aussieht.
Mitglied inaktiv
Hallo Ursula, Die Entwicklung Deiner Tochter scheint aber gemäss der Aussage des Psychologen, den wir aufgesucht haben, vollkommen normal zu sein. Er meinte, mehrsprachig erzogene Kinder fangen in der Regel erst mit drei Jahren an Sätze zu formulieren und die Sprachen zu trennen. Er hat uns gesagt, dass erst wenn das Kind mit vier Jahren die Hauptsprache nicht so beherrscht, wie ein einsprachig erzogenes Kind dieses Alters, die Anzahl der Sprachen reduziert werden soll. Bei uns sind nicht die Sprachen das Problem – Samuel scheint da sehr schnell zu sein und wenig Probleme diesbezüglich zu haben. Wir haben den Psychologen mit 1,5 Jahren gesehen – damals war Samuels Wortschatz etwa 30 Worte in jeder Sprache und das passive Verstehen von beiden recht fortgeschritten, der Psychologe meinte dass er beide Sprachen für sein Alter überdurchschnittlich gut beherrscht. Das Problem ist sein Verhalten in der KiGa, wo er sich ganz anders als sonst verhält indem er sich von der Gruppe isoliert, was laut Erzieherinnen aufgrund seiner mangelnden Deutschkenntnisse geschieht. Sie sind der Meinung, dass wir mit dem „Deutschlernen“ zu lange gewartet haben, da er in den anderen Sprachen bereits soweit ist, dass er es als Handicap empfindet, sich nicht verbal verständlich machen zu können. Viele 2-jährige teilen sich noch oft durch z.B. Zeigen oder Laute mit, er hat aber diese Kommunikationsart schon vor Monaten abgelegt und hat jetzt Schwierigkeiten, seine Bedürfnisse im KiGa zu kommunizieren. Ich bin überzeugt, dass er auch Deutsch problemlos lernen wird, die Frage ist nur, ob wir diesen Prozess durch häufigere Besuche im KiGa „beschleunigen“ sollen. Die Erzieherinnen meinen, dies wäre vom Vorteil – wir sind eher der Meinung, dass wir ihm die Zeit mit uns lassen sollen, da er noch so klein ist und unserer Meinung nach mehr seine Eltern als schnelles Deutschlernen braucht. Was uns dann aber Sorgen macht ist die Frage, ob er, wenn er genug Deutsch gelernt hat, diese einzelgängerische Haltung wird wieder ablegen können? Gruss, Hanna
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