Frage: Ich-Bezogenheit

Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter, 7 Jahre, 1. Klasse, hat eine beste Freundin. Die beiden möchten jegliche Minute auch außerhalb der Schule miteinander verbringen. Nun höre ich sowohl von den Erzieherinnen der Nachmittagsbetreuung, als auch der Lehrerin (dort allerdings ohne Wertung), dass sie ihre Freundin dominiert, Entscheidungen zu Spielen etc. durch meine Tochter gefällt werden. Die Freundin macht dann halt mit. Wenn ihre Freundin Ideen einbringt, die ihr nicht gefallen, argumentiert sie dagegen und meistens lässt sich ihre Freundin überzeugen. Wir haben zusätzlich einen Sohn, der 4 Jahre jünger ist, wir sind in der Familie alle so, dass wir gerne Kompromisse eingehen und wenig Egoismus vorleben und auch wenig bestimmend sind. Früher war meine Tochter sehr unsicher und schüchtern, verlieren mag sie gar nicht (schluckt den Frust aber in anderen Umgebung wie der Schule herunter, zuhause explodiert sie). Unsicher ist sie nach wie vor, wenn sie etwas missverstanden hat, weil ihr es unangenehm ist, dass sie es nicht richtig verstanden hat. Noch schlimmer, wenn man zb lacht (ohne Boshaftigkeit). Deshalb glaube ich, dass sie mit der Ich-Bezogenheit auch noch etwas Unsicherheit kompensiert. Sie stellt sich allerdings auch ungern auf andere im Spiel ein, weil sie ihren "Plan" hat.  Mich verunsichert es, wenn ich somit angesprochen werde, weil ich ratlos bin, was jetzt meine Aufgabe ist. Natürlich spreche ich mit ihr, wenn ich sehe, dass ein anderes Kind traurig ist, weil sie keinen Kompromiss eingegangen ist und rede auch mit ihr über Bedürfnisse anderer. Wobei bei der beschrieben Freundschaft keine leidet, beide Mädchen sind verrückt nacheinander und kichern die ganze Zeit, wenn sie zusammen sind und spielen. Wir leben ihr Freundschaften und Beziehungen auf Augenhöhe vor. Vielmehr weiß ich ehrlich gesagt nicht zu handeln, weil ich denke, dass die einzige Lösung wäre, ihre Freundin zu ermutigen "nein" zu sagen, wenn sie etwas unglücklich macht und meine Tochter müsste dann lernen sich darauf einzulassen, oder auf die Freundschaft zu verzichten.  Wie würden Sie auf solche Kommentare der Erzieherinnen eingehen? Und was kann ich tun, damit sie mehr Kompromisse eingeht? Ich bedanke mich für Ihren Rat!! :)  

von März2016 am 12.02.2024, 19:37



Antwort auf: Ich-Bezogenheit

Guten Tag, ich finde, Sie sehen das ganz richtig. Wenn Ihre Tochter sich selber als schüchtern oder unsicher erlebt oder erlebt hat, genießt sie es, sich auch mal als dominant und einflußreich zu erleben. Damit ist sie noch nicht egoistisch. Für die psychische Entwicklung ist das eher hilfreich. Auf der Ebene der sozialen Entwicklung kann dann allmählich eine angemessene Anpassung erfolgen. Ihre Tochter sollte dann lernen, auch die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu berücksichtigen. Das fällt Siebenjährigen oft noch schwer. Sie können mit ihr ins Gespräch darüber kommen, ob sie es gerne hätte, wenn ihre Freundin immer über sie bestimmen wollte. Solange beide Mädchen miteinander so zufrieden sind, besteht jedoch kein Grund einzugreifen. Lassen Sie sich von den gefallenen Bemerkungen möglichst nicht verunsichern. Es ist Aufgabe der Erzieher/innen vor Ort und der Lehrerin, zu reagieren, wenn sie ein Verhalten unangemessen finden. Dann wäre es sinnvoll, das sehr anpassungsbereite Kind zu ermuntern sich mehr durchzusetzen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 13.02.2024



Antwort auf: Ich-Bezogenheit

Hallo, frag doch bei der Erzieherin nach, was der Grund ist, warum sie Dir das erzählt hat. "Unser" Kindergarten hat uns auch immer "überfallen" mit Aussagen zu unserem Sohn, bei denen wir dann nicht wussten, was wir damit anfangen sollten. Sollten wir nochmal reden? Intervenieren?  Es hat sich schließlich "herausgestellt", dass es sich um "missglückte" Informationen handelte ohne Aufforderung, etwas zu tun. Wenn die beiden Mädels glücklich miteinander sind, würde ich nämlich (vorerst) auch nichts machen. Zu Deinen anderen Fragen kann ich nichts beitragen. Viele Grüße 

von Mamamaike am 12.02.2024, 21:40