love-compassion
Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Mein Sohn (2J.4M.) hängt schon immer sehr an seinem Opa (sehen sich ca. 1/Woche). Aber es beunruhigt mich zunehmend, dass mein Vater ihm wirklich jeden Wunsch erfüllt. Mein Vater hat starke Rückenschmerzen, dennoch trägt er ihn wann immer mein Sohn will. Er lässt sein Essen kalt werden nur um meinen Sohn zu füttern. Mein Sohn bekommt 90% der gesamten Aufmerksamkeit am Tisch von ihm. Mein Sohn will auch, wenn er bei meinen Eltern ist nur von meinem Vater angezogen werden usw. Biete ich an ihn anzuziehen um meinen Vater zu entlasten (ich sage auch "Schau mal, der Opa hat doch Rückenschmerzen") protestiert mein Sohn und weist mich zurück. Mein Vater kann kein einziges Tränchen bei ihm sehen und sagt dann immer "ach lass, ich mach das". Ich befürchte dann mein Sohn empfindet es als Dazwischendrängen und bin ich enttäuscht von meinem Vater, dass er meinem Sohn gegenüber seine Grenzen nicht deutlich macht und Hilfe annimmt. Ich möchte gern, dass mein Sohn auch lernt, dass andere auch Bedürfnisse/Grenzen haben. Ich dränge mich ansonsten nicht auf, wenn die beiden miteinander spielen und gönne meinem Sohn auch die Freude, die er mit seinem Opa hat. Einzig Trost sucht mein Sohn am liebsten bei mir, aber da kommt dann schon ein traurig klingendes "Oh nur die Mama darf trösten" von meinem Vater, was ich manipulierend finde.
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, das haben Großeltern schon immer als ihre Rolle gesehen, so gewährend sein zu dürfen, wie sie es als Eltern nie konnten. Das zu sehen ist oft ein Teil des Schmerzes, weil man selbst selten so versorgt wurde. Trotzdem wird er Ihre Beziehung nicht negativ beeinflussen können (denken getrennt lebende "Alltagsmütter" auch oft beim gewährenden WE-Vater). Sie sind der Hintergrund, auf dem andere Beziehungen möglich sind, Sie bieten die Sicherheit, die ihn zu anderen Menschen gehen lässt, Sie sind die Voraussetzung dafür, dass er sich Anderen nähern kann. Aber es ist auch sehr schön für Ihren Sohn, so besonders für den Opa zu sein. Das wird sich mit der Zeit, zunehmendem Gewicht, Eigenständigkeit, anderen Bedürfnissen auch ändern, das brauchen Sie nicht zu fördern. Er bleibt ein Ausnahmekontakt und wird sich nicht mehr ändern. Wenn also keine gravierenden Fehler vermittelt werden(oder es Ihnen nicht einfach nur zu viel wird), brauchen Sie m.E. nicht einschreiten. Ob Sie es gelassen betrachten können, steht auf einem anderen Blatt. Es grüßt ein Opa. Dr.Ludger Nohr
love-compassion
Meine große Sorge ist aber eben auch, dass dieses Verhalten die Beziehung von mir und meinem Sohn untergräbt. Er ist der selbstlose Wunscherfüller und erfreut sich seiner großen Beliebtheit und ich als Mutter kann im Alltag aber eben niemals so auf ihn eingehen, weil eben auch Haushalt usw. und ja auch eigene Bedürfnisse existieren. Nach jedem Tag bei meinen Eltern versuche ich zuhause immer noch mehr auf meinen Sohn einzugehen (aus Angst, dass er bald nur noch bei Opa sein möchte). Frage ich ihn nämlich was er gern machen möchte kommt meist zu Oma und Opa fahren. Aber wenn ich mich im Alltag nur nach ihm richten würde, käme ich ja zu nichts anderem. Wir respektieren zuhause wann immer möglich auch seinen Willen dazu wer etwas machen soll (daher respektieren wir das auch beim Opa). Zuhause bin ich meist diejenige, die er wünscht. Aber wenn ich gerade koche, dann sage ich das auch und das Papa aber da ist um ihm bspw. zu helfen. Wie schätzen Sie das ein, kann das Verhalten meine Beziehung zu meinem Sohn belasten (wird Opa so zur Vertrauensperson Nummer 1 obwohl ich doch auch mein Bestes gebe) oder sehe ich es zu verbissen? Sollte ich meinen Vater bitten etwas zu ändern oder sollte ich mich aus deren Beziehung raushalten? Beste Grüße