Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Gewicht von Zwillings-Frühchen jetzt 12 Monate alt!

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Frage: Gewicht von Zwillings-Frühchen jetzt 12 Monate alt!

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Ich habe mal eine Frage diesbezüglich zum Gewicht meiner ZWillingsjungs die in der 32./33.SSW per Notkaiserschnitt mit 1x 1.685Gramm und 38cm und 1x 1.000 Gramm und 36 cm zur Welt kamen. Die Beiden Jungs wurden gestern 1 Jahr alt und hatten bei der U 6 : der 1. Junge hatte 8.300 Gramm und 73cm und der 2. Junge hatte 7.500 Gramm und 71,5cm. Ist dieses Gewicht soweit OK?


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Sabine, Frühgeborene bekommen die ausgelassene Schwangerschaftszeit noch 1 Jahr lang "gutgeschrieben". Also Lebensalter immer korrigieren, was auch in Praxen oft vergessen wird! Dann sieht es auf den Perzentilen schon ganz anders aus. Ihre beiden sind allerdings noch etwas klein und leicht, besonders der zweite. Wenn sonst alles stimmt, Zwischenmahlzeiten anbieten, oder Essen kalorienreicher machen.


Dr. med. Rüdiger Posth

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Stichwort: Regelkonzept und Grenzsetzung Liebe Sabine, heutzutage wird wieder viel mehr über das „Grenzen setzen“ in der Pädagogik gesprochen, als noch vor etwa 20 Jahren. Als Vorwand dafür wird gerne angeführt, die -antiautoritäre- Erziehung der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hätte versagt und ein Erziehungsvakuum verursacht. So ganz stimmt das sicher nicht. Denn die antiautoritäre Erziehung im eigentlichen Sinne (z.B. A.S. Neill, Summerhill) beinhaltet noch andere Dinge, als das, worauf mit dieser Aussage Bezug genommen wird. Kurz gesagt: Sie ist mehr als eine Erziehung „ohne Grenzen“. Was ist eine Regel, was die Grenze? Aber bleiben wir bei der Gegenüberstellung von Regel und Grenze. Eine Grenze setzen oder ganz allgemein Grenzen setzen ist immer eine persönliche, letztlich von Gutdünken oder gar Willkür gekennzeichnete Einschränkung des Kindes durch eine erwachsene Autoritätsperson, ob Eltern oder Erzieher(in). Die Grenze, die gesetzt wird, ist demzufolge ein rein subjektives Empfinden von dem, was der Erwachsene noch zulassen möchte und was nicht mehr. Das Kind muß sich in seinem Willen und Expansionsdrang dieser Festlegung unterwerfen. Ein Mitspracherecht erhält es nicht, ein Aushandeln ist nicht zugelassen. Genau das aber findet statt beim Regelkonzept. Mitspracherecht und Verhandeln sind die zugrunde liegenden Methoden für das Erstellen einer Regel. Eine Regel ist ein gemeinschaftlich erarbeitetes Handlungskonzept, bei dem bewusst beide Seiten in der Autoritätsskala berücksichtigt werden. Das Ergebnis, die Regel, ist ein durch Kommunikation erreichter Konsens der jeweiligen „Kontrahenten“, in diesem Fall Kind und Eltern/Erzieher(in). Im Vordergrund steht das Reden über die gemeinsam zu findende „Grenze“ und die Ausformulierung einer von beiden Seiten verstandenen Erklärung für ihr Aufstellen. Der Wunsch und Wille des Kindes bekommt auf diese Weise einen gemeinschaftlich konformen Zuschnitt. Die Erwachsenen setzen mit ihren Vorgaben den Maßstab. Die Erzieher- oder Elternmeinung passt sich dabei dem kindlichen Willen in gewisser Form an. Regeln aushandeln ist demzufolge ein zutiefst demokratisches Prinzip in der menschlichen Gesellschaft, welches für die weitere Lebensentwicklung des Kindes von großem, erzieherischen Wert ist. In der Erkenntnis des Kindes „ich werde gefragt und ich werde respektiert“ erwächst seine Einsicht „ich muß auch andere fragen und den Anderen respektieren“. Beinahe unnötig ist darauf hinzuweisen, dass gegenteilige erzieherische Grundsätze auch gegenteiliges Handeln beim Kind hervorrufen. Dieser höchst wertvolle, pädagogische Aspekt geht beim Setzen von Grenzen weitgehend verloren. Denn bei der Grenzsetzung gibt es ein klares, hierarchisches Gefälle in der Kommunikationsstruktur und keine wahre Partnerschaft. Grenzen setzen kommt im Endeffekt einem Befehl gleich. Der stärkere Erwachsene lässt das schwächere Kind nur soweit vorgehen, wie er es ganz nach eigener Entscheidung und Toleranzfähigkeit zulassen kann oder will. Dann kommt sein „halt“, und er setzt ein klares Stoppzeichen. Dieses Vorgehen wird legitimiert durch ein für das Kind undurchsichtiges Moralkonzept von höherer Wertigkeit erwachsener Entscheidungen. Ich spreche nicht von den Grenzen, die Erwachsene zum Schutz des Kindes vor Gefahr zu setzen haben. Hier besteht die Legitimation in der altersbedingten Unwissenheit des Kindes und der Elternpflicht, die Aufsicht über ihre Kinder zu führen. Verstoß gegen die Regel und Übertretung der Grenze Bei der Regel besteht der mögliche Fehler des Kindes im Verstoß gegen diese. Der Verstoß ist immer Resultat eines vorausgegangenen Konflikts, der darin besteht, den eigenen Willen oder Wunsch der einschränkenden Regel unterordnen zu müssen. Ein solcher Verstoß kann nun erneut „verhandelt“ werden und durch die Einsicht des Kindes in eine momentane Wiedergutmachung und/oder spätere Unterlassung ausgeglichen werden. Über die emotionale Regulierung im gleichzeitig anwachsenden Gewissen erhält das Kind die Chance, aus dem negativ attributierten Fehler eine positive Wendung für sich zu gestalten. D.h. das Kind bekommt auf diese Weise die Möglichkeit, nicht nur aus seinem Fehler zu lernen, sondern zusätzlich auch noch zu einer persönlichen Aufwertung zu gelangen. Ein generell ausreichend positiv attributiertes Kind, d.h. ein solches, das genügend Gefühlselemente von Stolz in sich weiß, wird von dieser Möglichkeit möglichst oft Gebrauch machen. Bis dahin angehäufte, innere Scham, die durch den begangenen Fehler jetzt weiter aufgestockt wird, wird dabei klein gehalten. Stolz und Scham sind so die eigentlichen Regulatoren des Konzepts eines „guten Gewissens“. Die Motivation für soziale Anpassung und kompetentes Sozialverhalten besteht im Zugewinn von Stolz auf sich selbst und Verminderung von Scham. Bei der Grenzsetzung verkehrt sich dieses demokratisch-pädagogische Konzept in ein autoritär strukturiertes Gesellschaftsprogramm mit der Erfahrung von Macht und Ohnmacht, sowie Stärke und Schwäche. Dieses steht in enger Verbindung mit Lob oder Tadel sowie Vorteil und Strafe und wird mit diesen erzieherischen Methoden aufrechterhalten. Das Kind sieht jetzt seinen Willen durch Barrieren um sich herum eingezäunt. Machtvolle Erwachsene zeigen ihm, was es in der Gesellschaft zu tun hat, um anerkannt oder bei Widerspruch missachtet zu werden. Lob gebührt dabei der Unterwerfung und Anpassung, Tadel dem Widersetzen. Zwangsläufig entsteht im Kind ein Lernprozess, welcher die Intelligenz dazu anspornt, fortan möglichst geschickt mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen und den dagegen gesetzten Eingrenzungen durch die Gemeinschaft umzugehen. Das Kind wird geradezu angehalten, für sich vorteilhaft mit dem Gegensatzpaar Wille und Grenze umzugehen, damit ihm doch noch ein ausreichender Freiraum und Lustgewinn gesichert ist. Die positive Attributierung des Selbst ist hierbei das Ergebnis eines geschickten Unterlaufens der ihm gesetzten Grenzen. Das hat erzieherische Auswirkungen auf das gesamte Leben. Erzieherischer Nutzen der Regel und Fragwürdigkeit der Grenze Beim Regelkonzept entsteht der positive Gewinn für das Kind in dem integrativen Umgang mit dem eigenen Fehler durch seine für die Gemeinschaft förderliche Korrektur. Der Stolz auf sich selbst ist der Antrieb zu dieser Korrektur und erwächst aus dem richtigen Verhalten in der Gesellschaft und dem daraus resultierenden guten Gewissen. Beim Grenzsetzungskonzept besteht der positive Gewinn für das Kind hingegen in der geschickten Aushebelung der ihm gesetzten Begrenzungsmaßnahmen. Das Anlaufen gegen diese Grenzen und besonders ihr Überwinden fördert hier den Stolz im Kind und löst beinahe regelmäßig einen enormen Motivationsschub für weitere, dahingehend erfolgreiche Handlungen aus. Tadel und Strafe, welche das Einhalten der Grenzen erzwingen sollen, vergrößern dagegen den inneren Schamanteil und sind dem gerade Gesagten zufolge nur Gründe für weitere Grenzüberschreitungen. Etwas überspitzt lässt sich sagen, dass das Regelkonzept prosoziales Verhalten im Kind erzeugt und weiter fördert, während das Grenzsetzungskonzept antisozialen Verhaltensweisen Vorschub leistet. Gerade Kinder, welche ohnehin schon von Widerstandgefühlen gelenkt sind, weil sie ihre Vorphasen mit Trotz und Selbstbehauptung nicht positiv abschließen konnten, sprechen ungünstig auf das Grenzsetzungskonzept an und werden in ihren bisherigen Verhaltensstrategien weiter gestärkt. Gerade auch für diese Kinder meine ich große Stärken im konsequenten Regelkonzept zu erkennen. Rüdiger Posth 6/2006


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