S.g. Dr. Posth,
uns würde interessieren, warum es oft so ist,dass ca 3-jährige Kinder, von denen wir wissen,dass sie geferbert wurden,hin+wieder einen Klaps bekommen,oft auf ihr Zimmer geschickt werden+mit denen auch oft gar nicht nett gesprochen wird+manche auch eine harte Ablösung hinter sich haben,oftmals viel früher viel selbständiger erscheinen als Kinder die eher bedürfnisorientiert aufgezogen werden.Uns fällt das immer wieder beim Kindertunen o.auf Spielplätzen auf.Die laufen ganz weit weg+schauen gar nicht so sehr nach ihren Eltern.Auch wenn die Eltern mal kurz weggehen,stört sie das meistens nicht.Unser Kind hingegen (beim Fremdeln geschützt,Tragling,Familienbett,Betreuung durch Mama,Papa,Oma,kein Klaps usw.)will uns am liebsten dabeihaben,in unserer Nähe sein.Wir merken schon dass er selbständiger wird,was wir ja auch fördern,aber es ist trotzem ein Riesenunterschied.Oder sind das lauter offensive Kinder?Die anderen Eltern schieben das eher auf unsere"zu weiche" Erziehung.LG
Mitglied inaktiv - 26.04.2010, 09:08
Antwort auf:
Frage zu Einfluss der Erziehung
Stichwort: Bindungsunsicherheit
Hallo, sehr interessant, dass Sie diese Frage stellen, weil sie genau das spiegelt, was Anlass gibt zu der Empfehlung, eben ganz anders zu erziehen. Die von Ihnen als selbstständig angesehenen Kinder sind nur scheinbar so. In Wahrheit sind sie unsicher gebundene Kinder, die ein starkes Vermeidungsverhalten entwickelt haben. Das Vermeidungsverhalten ist tückisch, weil es Eltern und unbedarfte Beobachter dazu verleitet, Reife und Selbstständigkeit bei einem Kind anzunehmen, das in Wahrheit aber nur verunsichert in seinen Bindungen ist und sich viel zu früh und ohne innere Strukturen einer Freiheit hingibt, die ihm gefährlich werden kann.
Hingegen entwickeln sicher gebundene Kinder die entsprechende Reife zu einem entwicklungsadäquaten Zeitpunkt und voller innerer Struktur, die zum Verständnis der Umwelt notwendig ist. Sichere Bindung führt zu guter Anpassung und befriegender Reife, währen unsichere Bindung zu zu frühem Losgelassensein, Unreife und schließlich oft auch Strukturlosigkeit führt. In meinem neuen Buch "Gefühle regieren den Alltag" untersuche und beschreibe ich diese Entwicklungen und ihre möglichen Folgen für das spätere Leben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.04.2010