Frage: Fieber rektal messen

Guten Morgen,  gestern Abend müsste ich meiner Tochter (24 Monate) Fieber messen. Das Ohrthermometer zeigte nur 37,4°C an, aber sie glühte regelrecht und ich wollte mich absichern. Deswegen habe ich ihre Temperatur rektal gemessen. Sie hat sich natürlich gewehrt und geweint. Ergebnis: 39,7°C. Weil ich ihr nicht auch noch das Zäpfchen rektal geben wollte, bekam sie Fiebersaft, welcher glücklicherweise auch gut angeschlagen hat. Aber auch diesen wollte sie nicht nehmen und mein Mann und ich mussten sie festhalten und zwingen. Ich fühle mich so, als ob ich sie vergewaltigt hätte und ihr Vertrauen missbraucht. Als ich später das Thermometer gesäubert habe, ist sie panisch davongelaufen und hat sich versteckt.  Hat das jetzt fatale Folgen auf sie, auf unsere Bindung, auf alles? Ich wollte ihr ja nur helfen! Freundliche Grüße 

von Mamam am 06.10.2022, 06:25



Antwort auf: Fieber rektal messen

Guten Tag, Sie müssen sich deswegen keine Sorgen machen. Das hat keine fatalen Folgen für die Bindung und die Beziehung zu Ihrer Tochter. Jetzt ist der Eindruck des Fiebermessens noch frisch und Ihre Tochter reagiert ängstlich auf den Anblick des Thermometers. Aber diese Erinnerung wird verblassen. Vermutlich werden Sie ihr während des Fiebermessens bereits gesagt haben, dass Sie ihr helfen wollen. Das wird Ihre Tochter auch gespürt haben. Auch beim Arzt gibt es Situationen, die für Kinder unangenehm sind wie das Impfen. Sie dienen aber der Erhaltung der Gesundheit und sind daher unvermeidlich. Wenn Ihre Tochter sich mit dem Thema noch länger beschäftigt, können Sie ihr vermitteln, dass Sie sie verstehen, es aber trotzdem notwendig war (Das war wirklich blöd für dich. Aber es war so wichtig, damit du gesund wirst.). Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren eine Fülle von guten Erfahrungen mit ihren primären Bezugspersonen machen, verkraften sie einzelne ungünstige Erfahrungen in der Regel gut. So wird es bei Ihrer Tochter ja sein. Wenn es Ihrer Tochter wieder besser geht, können Sie mit Ihrem Mann zusammen planen, wie Sie künftig vorgehen wollen, wenn Ihre Tochter Fieber hat. Dann sind Sie in der Aufregung über die Erkrankung schon vorbereitet. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes 

von Ingrid Henkes am 06.10.2022