Ella2020
Sehr geehrter Herr Nohr, sehr geehrte Frau Henkes, wir haben vor 6 Wochen Nachwuchs bekommen. Unsere Erstgeborene ist 3 Jahre alt. Für uns alle bedeutet der Familienzuwachs natürlich eine enorme Veränderung und Umstellung, und dass das Zeit bedarf, ist mir klar. Ich als Mama habe nur immer wieder ein sehr ausgeprägtes schlechtes Gewissen meiner großen Tochter gegenüber, weil ich natürlich nicht mehr so intensiv für sie da sein kann und sie sehr oft vertrösten muss (dein Bruder braucht noch dies und das, ich muss noch schnell das und das erledigen, warte mal, gleich komme ich, …). Was darf/kann ich ihr in dieser Situation nun zumuten? Soll ich den Haushalt komplett liegen und stehen lassen, damit ich die Zeit, die mal zwischendurch für sie bleibt, mit ihr verbringen kann? Oder kann sie in ihrem Alter schon verstehen, dass Mama auch wirklich mal andere Sachen erledigen muss und sie sich selber beschäftigen soll? Wie viel „Selbstbeschäftigung“ kann ich ihr zumuten? Ich möchte sie weder verhätscheln (und mich selber dabei komplett aufgeben) noch total ihr selber überlassen… Wie kann ich denn mit dieser Situation richtig und für alle „gesund“ umgehen? Ich freue mich auf Ihre Antwort, dankesehr im Voraus! MIt freundlichen Grüßen, Ella
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Ella, Familienzuwachs ist eine neue Rolle für alle, alle müssen sich an veränderte Bedingungen anpassen. Das ist nicht für alle gleich schwer oder leicht, vor allem ältere Geschwister fühlen sich immer wieder "entthront". Aber eigentlich ist entscheidend, welche Haltung der/die Einzelne und die Familie dieser Situation gegenüber einnimmt. Habe ich was verloren (die Zuwendung/Zeit der Mutter, Zeit für mich selbst, Ruhe usw.) oder etwas gewonnen (als Kind z.B. mehr Raum ohne Erwachsene ), oder zumindest Beides ? Deshalb sollten auch die Eltern nicht nur auf die möglichen Verluste focussieren, sondern eben auch die Neuheiten der Situation einbeziehen. Dazu gehört auch, dass der Vater eine andere Bedeutung bekommt und einbezogen werden kann. Für Ihre ältere Tochter bedeutet das eben nicht nur weniger Zuwendungszeit, sondern auch größere Wichtigkeit für den Tagesablauf, schon hilfreich sein können und verstehen usw.. Wenn man das als wichtige Entwicklungsschritte anerkennt, dann hat die neue Rolle auch was Bestärkendes. Natürlich sollte man auch Zeit geben, die Verluste zu betrauern, sich aber nicht darin verlieren. Was Sie Ihrer Tochter konkret zumuten können, weiß ich nicht. Das muß immer wieder neu herausgefunden werden. Wenn es Ihnen aber gelingt, Ihrer Tochter mit den neuen Aufgaben auch Bestätigungsmöglichkeiten zu schaffen, wenn die Tochter so das Positive der neuen Position erkennen kann und nicht nur Verluste sehen muß, dann sind die gemeinsamen Chancen viel besser. Ich wünsche Ihnen genügend Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr
ml1820
Hallo Ella, ich hoffe, es ist okay, wenn ich dir als Mutter meine eigenen Erfahrungen zu den Thema schreibe. Das schlechte Gewissen kenne ich nämlich nur zu gut. Bei mir wurde es besser, je mobiler der kleine wurde, weil die Kinder dann immer mehr miteinander anfangen konnten. Inzwischen ist der kleine ein Jahr alt und ich habe das Gefühl, sie sind füreinander der beste Freund und das größte Geschenk. Also aus meiner Sicht gewinnen sie im Laufe der Zeit sehr viel durch die Geschwisterbeziehung, viel mehr als sie verlieren.
Sandra88
Hallo, ich möchte dir auch gerne etwas Mut machen. Es ist noch gar nicht lange her, da war ich in der gleichen Situation wie du und hatte das Gefühl mich einerseits zu zerteilen und andererseits beide Kinder zu vernachlässigen. Die ersten drei MMonate waren wirklich schwierig, danach wurde es besser. Er ist jetzt knapp fünf Monate alt und sie lieben einander. Der kleine wird umsorgt und es gibt niemanden, der so lustig ist wie die große Schwester. Mir hat der Hinweis meiner Hebamme sehr geholfen, dass es nur wichtig ist, dass allesaubere Kleidung haben und es was zu essen gibt. Ein wenig Staub schadet nicht. Will heißen nimm dir diewenige Zeit, die du hast lieber für deine Tochter als für den Haushalt. Auch wenn es schwer fällt. ich versuche immer sie mit einzubinden beim Wäsche waschen, saugen, kochen ect. Dauert alles etwas länger, kostet manchmal Nerven. Aber sie ist beschäftigt und fühlt sich sehr gebraucht. .dafür wird sie auch immer fleißig gelobt. Ansonsten durfte sie während des Wochenbetts immer bei mir im Bett essen und musste nicht an den Tisch, das fand sie toll. Und auch wenn es echt Überwindung kostet, für das Kind ist es großartig, wenn du in denMomenten, in denen du mal kurz Babyfrei hast nicht andere Dinge erledigst, sondern zu ihr gehst und fragst, ob sie Lust zum spielen hat, du würdest dich sehr freuen. Dann sieht sie, dass du gerne Zeit mit ihr verbringst. Ach ja sie darf auch so viel Baby sein wie sie möchte wird z.b. gefüttert. Alles Gute für euch.
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