Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Erinnerungsspanne Einjähriger

Dr. med. Rüdiger Posth

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Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Erinnerungsspanne Einjähriger

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Sehr geehrter Herr Dr. Posth, unser jüngstes Kind ist gerade ein Jahr alt geworden, da musste der Papa mal wieder auf einen Auslandseinsatz. Wird sich unser Kleiner nach dieser Zeit überhaupt noch an den Papa erinnern können? Nützt es, Fotos zu zeigen, vom Papa zu erzählen oder Heimvideos von ihm anzuschauen? Die Beziehung der beiden war bis dahin ganz klassisch, wie es in diesem Alter zu erwarten ist - Papa für lustige und aufregende Dinge zuständig, Mama für`s trösten und Einschlafen. Vielen Dank schon mal und viele Grüße


Dr. med. Rüdiger Posth

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Hallo, am Anfang der Loslösung, also mit etwa 1 Jahr, sollte die klassische Rollenaufteilung der tröstenden Mutter und des "entertainenden" Vaters spätestens aufgelockert werden. Denn für die Loslösung ist wichtig, dass der Vater einen annähernd gleichwertigen Versorgerstatus in der inneren Welt des Kindes erhält, wie ihn die Mutter bereits besitzt. Wie lange ein 1-jähriges Kind einen Menschen im Gedächtnis behält, ist eine schwierige Frage. Dazu gibt es nur empirische Werte aus individuellen Beobachtungen und einige objektive Hinweise aus der kognitiven Hirnforschung. Sicher können ältere Säuglinge Personen, die als wichtige Bezugspersonen zählen, auch länger in der Erinnerung, d.h. im Langzeitgedächtnis behalten. Man schätzt, dass es schon wenige Monate sein können, aber die Erinnerung verblasst sehr schnell, denn die Erinnerungspfade im Gehirn müssen noch ständig gegangen werden, um aufgefrischt zu werden. Auch können Erinnerungszentren bei der Wiederbegegnung mit der getrennten Personen schon sehr schnell wiederbelebt werden, aber am Anfang ist häufig ein Misstrauen in der Reaktion des Kindes auf die rückkehrende Person zu erkennen. Erst mit etwa 3-4 Lebenjahren scheint das Langzeitgedächtnis so stabil zu sein, dass einmal erlebte Fakten auch lebenlang erinnert werden können. Die Idee mit den Bildern, dem Video und möglicherweise auch mit Telefonaten ist also von der Sache her richtig und gut. Viele Grüße


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