Frage: Einladung zum Geburtstag

Liebe Frau Dr. Henkes, meine Tochter wird diese Woche 4  und ist für ein Mädchen sehr wild und haut, kratzt und schubst gelegentlich im Kindergarten.  Wenn sie sich langweilt macht sie leider auch häufig die Spiele der anderen Kinder kaputt. Ihr Bezugs-Erzieher ist lediglich leicht besorgt, sagt, dass das Verhalten aber noch im Rahmen des Alters ist und es das immer mal wieder gäbe.  Nun ist es so, dass sie im Kindergarten seit dem Beginn eine beste Freundin hat und die beiden sind laut Erziehern unzertrennlich im KiGa.Sie umarmen sich jedes Mal, wenn wir morgens kommen und laufen wohl die ganze Zeit auch Händchen haltend rum und haben einfach viel Spaß. Das andere Mädchen wird unter der Woche von den Großeltern betreut, die angeblich keine Spielverabredungen machen und am Wochenende haben wir uns ein paar Mal auf dem Spielplatz getroffen, was leider auch oft nicht so gut endete, weil unsere Tochter das andere Mädchen geärgert/ gehauen hat und die Eltern das gar nicht gut fanden. Hauen ist natürlich auch nicht ok.  Nun sagte mir eine Freundin, sie hat gehört, dass das Mädchen unsere Tochter nicht zu ihrem Geburtstag einladen darf, weil sie kein wildes Kind auf der Party haben wollen. Es bricht mir das Herz, das sie nicht eingeladen wird und die ganzen anderen Mädchen aus der Gruppe in ihrem Alter schon.  Wie erkläre ich das meiner Tochter? Sie hat schon geweint, als ihre beste Freundin zur Geburtstagsparty meiner Tochter nächstes Wochenende abgesagt hat und fragt immer wieder, warum sie nicht kommt. Danke für Ihren Rat und viele Grüße   

von Tina126 am 12.02.2024, 22:58



Antwort auf: Einladung zum Geburtstag

Guten Tag, eine solche Situation können Sie nur ehrlich mit Ihrer Tochter besprechen. Sagen Sie Ihrer Tochter, dass die Eltern des Mädchens sie nicht dabeihaben wollen, weil sie nicht wollen, dass ihre Tochter gezankt oder geschlagen wird. Das betreffende Mädchen würde sie sicher einladen wollen. Wenn Ihre Tochter aus dieser Situation lernen soll, können Sie ihr sagen, dass Sie umgekehrt genauso wie die anderen Eltern handeln würden. Sie würden auch keinem anderen Kind erlauben, Ihre Tochter zu ärgern. Unterstützen Sie Ihre Tochter darin, aggressive Verhaltensweisen in sozial angemessenere umzuwandeln. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 13.02.2024



Antwort auf: Einladung zum Geburtstag

Liebe Frau Henkes,   eine anschließende generelle Frage noch. Ich meine mal gelesen zu haben, dass auch die Schilddrüse oder Eisenmangel bzw. vielleicht auch etwas anderes zu sehr unausgeglichenem Verhalten bei Kindern beitragen können. zu Hause oder bei Verabredungen haben wir meistens keine Probleme, nur dann, wenn einfach viele Kinder da sind fühlt sie sich manchmal glaube ich überfordert und reagiert dann manchmal mit "aggressivem" Verhalten. Unsere Kinderärztinist leider aktuell sehr überarbeitet und sagt, es kann Blut abgenommen werden und danach dann besprochen werden aber in den nächsten Monaten ist kein allgemeines Gespräch möglich. Aber noch geht unsere Tochter gerne zur Kinderärztin und ich möchte nicht, dass sie nach einem evtl. unnötigen Blutabnehemn Angst bekommt. Danke für Ihre Hilfe und viele liebe Grüße 

von Tina126 am 13.02.2024, 10:11



Antwort auf: Einladung zum Geburtstag

Guten Tag, zu medizinischen Fragen kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Aggression ist eine menschliche Eigenschaft und nicht per se schlecht. Das Wort bedeutet ursprünglich "voranschreiten". Ohne diese Fähigkeit ist menschliche Entwicklung nicht möglich. Ein Kind muss allerdings mit Hilfe der Eltern und anderer bedeutsamer Bezugspersonen lernen, diese Aggression umzuwandeln in sozial anerkanntes Verhalten. Manche Kinder benötigen dafür mehr Zeit oder mehr Unterstützung. Hier liegen die Ursachen eher als in einem medizinischen Problem. Alles Gute Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 13.02.2024



Antwort auf: Einladung zum Geburtstag

Guten Morgen, Könnte es sein, dass eure Tochter sehr sensibel bis hochsensibel ist? Liebe Grüße

von Cymbeline81 am 20.02.2024, 06:23



Antwort auf: Einladung zum Geburtstag

Liebe Tina,   die Situation ist natürlich aus der Ferne, ohne Details zu kennen, schwer einschätzbar, auch wenn ich vom Fach bin. Dennoch frage ich mich, ob eure Tochter da eventuell auch Symptome eines AD(H)S, einer Autismusspektrumsstörung (sog. Meltdowns) oder einer anderen psychischen Störung zeigen könnte. Diese werden leider oft erst spät erkannt, zumal die Anzeichen bei Kindern sehr unterschiedlich sein können und psychische Störungen auch nicht immer familiär gehäuft auftreten. Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, falls es bei eurer Tochter denn überhaupt welche sind, müssen nur selten medikamentös behandelt werden, sondern sind psychotherapeutisch meistens sehr gut behandelbar.   Vielleicht kann eine Sprechstunde beim Kinder- und Jungendlichenpsychotherapeuten (KJP) oder in einer Spezialambulanz in eurer Nähe euch zumindest Klarheit verschaffen, ob bei eurer Tochter überhaupt ein Behandlungsbedarf bzw. Therapiebedarf besteht oder nicht? Dafür braucht ihr in der Regel auch keine Überweisung vom Arzt, allerdings vermutlich etwas Geduld bis ihr ggf. einen freien, passenden Therapieplatz findet. Falls eure Tochter gesetzlich krankenversichert ist, müsstet ihr für die Sprechstunde und eine eventuelle Therapie auch nicht selbst zahlen und könntet einfach über die Arztsuche auf der Website der Kassenärztlichen Vereinigung eures Bundeslandes nach potentiellen Behandlern in der Nähe suchen.   Ansonsten können KJP's oder z.B. auch Erziehungs- oder Familienberatungsstellen der Gemeinde oder eines gemeinnützigen Vereins/Wohlfahrtsverbandes euch in jedem Fall dabei helfen konkrete Strategien für euren Alltag und auch für solche sozialen Situationen, wie du sie beschrieben hast, zu entwickeln, auch falls sich vielleicht keine der theoretisch denkbaren Diagnosen bei eurer Tochter bestätigt. Beratungsstellen können oft früh/schnell Termine anbieten. Ich finde es manchmal auch nicht leicht Strategien zu entwickeln, um mein Kind bestmöglich zu unterstützen, weil ich natürlich emotional viel zu nah dran bin. Damit bin ich, glaube ich, auch nicht alleine. Wenn wir Erwachsenen uns Hilfe holen, können die Kinder von uns lernen, dass es ok ist um Rat zu fragen und sich Unterstützung zu erbitten, wenn man allein irgendwo nicht weiterkommt.   Aus medizinischer Sicht kann meines Wissens natürlich auch z.B. eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen, wenn Kinder körperlich sehr unruhig und angespannt sind. Manche Kinder reagieren auch sehr stark auf zuckerhaltige Lebensmittel. Ich drücke euch in jedem Fall die Daumen, dass euch der Kinderarzt mit der Abklärung möglicher medizinischer Belastungen bei eurer Tochter weiterhelfen kann.   Auf jeden Fall habe ich Mitgefühl mit eurer Tochter und euch. Ich denke, dass ihr und eure Tochter evtl. traurig bzw. enttäuscht seid, dass die Eltern ihrer Kindergartenfreundin eurer Tochter keine Chance geben aus ihrem bisherigen Verhalten zu lernen und zu versuchen es jetzt anders zu machen. Aus der Perspektive der Eltern des anderen Mädchens heraus, kann ich mir vorstellen, dass sie vielleicht glauben, dass sie ihr Kind beschützen müssten. Aber auf der anderen Seite können Kinder ihre Bedürfnisse und Gefühle nunmal oft noch nicht verstehen und in Worte fassen, sodass sie ihre Grenzen manchmal eben auch aggressiv zeigen, weil sie noch keine Alternative dazu kennen. Es braucht oft Zeit und Geduld so etwas zu lernen und dann bringt auch noch jeder kleine und große Mensch ein anderes Gehirn, ein anderes Temperament und andere Erfahrungen mit.   Vielleicht könnt ihr ja auch mal ein klärendes Gespräch mit den Eltern des anderen Mädchens suchen, ohne dass eure Kinder dabei sind? Vielleicht ist ja z.B. ein Videotelefonat/Telefonat möglich, wenn eure Kinder abends eingeschlafen sind?   Ich wünsche euch alles Gute!   LG, Blümchen

von Blümchenkaffee am 20.02.2024, 21:50