Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Bedanken und grüßen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Bedanken und grüßen

Anto89

Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter ist 5 Jahre alt und wird im März 6. Sie war schon immer ein sehr aufgewecktes und energiegeladenes Kind. Sie wird dieses Jahr eingeschult und ist laut den Erziehern gleichaltrigen Kindern deutlich voraus. Sie langweilt sich oft und bräuchte anspruchsvollere Förderung (was in einer Regelgruppe nicht zu leisten ist). Obwohl sie schon lange viel und gut redet,  hatte sie schon immer Probleme bzw. Schwierigkeiten sich bei anderen (familienferne) Menschen zu bedanken, wenn sie etwas bekam (egal ob Geburtstagsgeschenk, 5€ vom Nachbar oder Traubenzucker in der Apotheke.). Selbst wenn wir sie unmittelbar in der Situation nochmals daran erinnert, tut sie sich so schwer damit, dass sie es häufig nicht über die Lippen bekommt. Dabei bedankt sie sich bei meinem Mann und mir häufig und viel für diverse Dinge. Lediglich bei Freunden, entfernte Familienangehörige, Bekannte, Fremde fällt ihr das so schwer. Genauso wie das Grüßen von anderen Menschen. Ein einfaches "hallo" oder "Guten Morgen" bekommt sie seltenst über die Lippen und wenn es klappt nur mit großer Überwindung, das merke ich ihr richtig an.  Als sie 2, 3, 4 und dann 5 Jahre alt wurde, immer dachte ich ich geb ihr die Zeit die sie braucht und wir gehen mit gutem Vorbild voraus. Sie wird es irgendwann abschauen und übernehmen. Nun mache ich mir meine Gedanken. Sie wird 6 Jahre alt und ich merke so gut wie  keine Besserung. Ich habe das Gefühl, immer wenn sie weiß, dass in diesen Situationen etwas von ihr erwartet wird und sie weiß, dass unsere und die der schenkenden oder grüßenden Menschen ihre Augen auf sie gerichtet sind kommt sie mit dieser Situation nicht zurecht und sie fühlt sich sehr unwohl. Sie ist dann schüchtern, lächelt verlegen und schaut zu Boden. Sie kann sich nichtmal überwinden ihre Erzieher, unsere Nachbarn oder ein Freund aus dem Kindergarten, zu dem sie eingeladen ist zum spielen zu begrüßen.  Was ist der richtige Weg? Weiter abwarten ohne Druck? (Wenn ja, wie lange? Von 6 jährigen Kindern wird erwartet, dass sie sich bedanken und grüßen können?) In bzw. kurz vor solchen Situationen sie erinnern und halb 'auffordern' zu grüßen oder sich zu bedanken? Auch wenn Sie sich unwohl fühlt und es häufig dennoch nicht klappt? In Ruhe über diese Themen gesprochen habe ich schon mehrfach mit ihr. Sie weiß, dass es zu den normalen höflichen Umgangsformen gehört und kann nicht sagen, warum sie in den Momenten nicht grüßen oder sich bedanken kann.  Um ihr den Druck zu nehmen und sie nicht bloß zu stellen habe ich es ihr meist zugeflüstert, dass sie bitte an das grüßen oder das bedanken denken soll. Ob das der richtige Weg ist weiß ich nicht.  Können Sie mir hierzu Rückmeldung geben?   Das verabschieden hingegen verläuft zumindest bei Erziehern und Kindern/deren Eltern bei denen wir sind problemlos (zwar auch hier oft mit einer Erinnerung meinerseits, aber es bereitet ihr keine Mühe, das verabschieden fällt ihr leicht).   Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.    Vielen Dank schon einmal im Voraus.    Freundliche Grüße  Anto89


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, viele Kinder sind in diesem Alter noch schüchtern, vor allem wenn es sich um den Kontakt zu Fremden handelt wie in der Apotheke oder beim Nachbarn. Sie können es noch nicht gut aushalten, wenn Sie von Erwachsenen in solchen Momenten abwartend beobachtet werden. Das setzt Kinder unter Druck und dann geht es gar nicht mehr. Warten Sie die weitere Entwicklung geduldig ab. Sie sind ihr ein Vorbild und Ihre Tochter wird das lernen. Sie weiß ja schon, dass es erwartet wird. Sie benötigt nur noch mehr Selbstvertrauen und Sicherheit. Das merken Sie auch daran, dass Sie sich bei Ihnen bedanken kann und dass das Verabschieden schon besser gelingt. Da besteht vor dem Abschied bereits ein Kontakt zu der betreffenden Person, so dass Ihre Tochter die Schüchternheit überwinden kann. Meiner Meinung nach sind die Umgangsregeln mit jüngeren Kindern heute nicht mehr so festgelegt. Ein Erwachsener der sieht, wie schwer Ihre Tochter sich mit einem "Danke" noch tut, wird sicher nicht erwarten, dass sie es ausspricht.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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