Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Autismus?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Autismus?

Familie S.

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Sehr geehrte Frau Henkes, seit längerem mache ich mir sorgen um meinen Sohn. Mit 1 Jahr und 8 Monaten spricht er nicht. Er blabbert sehr viel. Winken & Klatschen kann er erwiedert es aber nur selten. Auf seinen Namen reagiert er auch aber nicht immer. Ich habe viel gelesen und anzeichen auf Autismus wären an Räder drehn, noch nicht sprechen, fixiert hin und her rennen ohne jäglichen Grund, er führt meine Hand zu seinem Mund da wir gerne "Indianer ruf" spielen. Er animiert zum Purzelbaum schlagen. Sein Lieblingsspielzeuge sind Leere Flaschen und Räder. Dreht sich im Kreis für eine Minute bevor er nicht aufhört aber auch nicht jeden Tag. Kann man bei diesen Gründen nicht auch sagen das es ein einfaches Kinderverhalten ist und ich mir keine sorgen machen muss ob er an Autismus erleidet? Er ist halt was das Sprechen und Mimik nachmachen angeht langsamer als andere, wir reden sehr viel mit ihm und spielen viel, das direkte "lernen" funktioniert nicht immer da es ihn noch nicht wirklich intressiert. Kuscheln liebt er sowie augenkontakt halten. Danke im Vorraus ! LG Familie S.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, Vieles spricht für ein ganz normales kindliches Verhalten Ihres Sohnes. Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell und jedes Tempo ist in Ordnung. Die Unterschiede gleichen sich mit der Zeit aus. Sie brauchen sich also auch wegen der Sprachentwicklung noch keine Sorgen zu machen. Ihr Sohn ist ja an Kommunikation interessiert. Es ist auch ein gutes Zeichen, dass er ein Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt zeigt. Autismus ist heutzutage ein viel besprochenes Thema und beunruhigt viele Eltern. Da werden dann vorschnell kindliche Verhaltensweisen als Symptome gedeutet, obwohl sie auch ganz normaler Bestandteil der kindlichen Entwicklung sind. Autismus ist aber nach wie vor eine eher seltene Erkrankung. Besprechen Sie Ihre Beobachtungen mit Ihrem Kinderarzt. Der sieht Ihren Sohn bei den Vorsorgeuntersuchungen und kann seine Entwicklung einschätzen. Er würde Anzeichen von Autismus erkennen und mit Ihnen darüber sprechen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Ashey

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Ich bin zwar nicht Frau Henkes, aber in meiner Familie ist Autismus weit verbreitet (von stark ausgeprägten frühkindlichen Autismus bis hin zu Asperger ist alles vertreten).  Von dem, was Sie beschreiben, erkenne ich jetzt aber keine Übereinstimmungen mit den Kindern in meiner Familie.  Ihr Sohn ist noch keine zwei Jahre alt, da würde ich von Ihrer Beschreibung her auf ein ganz normales Kleinkind tippen. Für eine ASS beschreiben Sie viel zu viele Interaktionen und auch Mimik nachmachen wäre da eher untypisch.  Ich kenne auch persönlich nur sehr wenig Kinder, die mit 1 Jahr und 8 Monaten schon groß gesprochen haben. Die meisten haben so um den ersten Gebutstag mit Mama und Papa angefangen.  Aber an davon, kann hier über eine Beschreibung niemand eine Diagnose stellen. Es gibt online so Fragebögen, die können Sie ja mal ausfüllen. Das ersetzt aber noch keine Diagnose. Ansonsten ist die Diagnostik sehr langwierig. Da müssten Sie mit ihrem Kinderarzt sprechen, der kann eine Überweisung zum SPZ geben - oder Sie gehen direkt zu einem Kinder- und Jugendpsychiater, der allerdings auf Autismus spezialisiert sein sollte. Meiner Erfahrung nach sind das viele nämlich nicht und schließen Autismus schon dadurch aus, dass ein Kind Augenkontakt aufbaut - wobei hier auch die Länge und Intensität entscheidend ist. Das Autismus-Spektrum ist sehr weit gefächert und man kann anhand einzelner Ausprägungen hier nicht auf ein Gesamtbild schließen.  Nicht zuletzt gibt es auch Lernstörungen - danach würde es sich (für mich jetzt) wenn überhaupt eher anhören. Mein älterer Sohn hat bis 2 kein einziges Wort gesagt, mit 2,5 wurde eine Lernstörung festgestellt, für die er jetzt gezielte Förderung erhält. Er hat auch Inselbegabungen und vieles würde bei ihm für Autismus sprechen - aber die Diagnostik war ziemlich eindeutig, dass es nicht so ist.  Im übrigen kenne ich viele Kinder, die bis 2 fasziniert sind von allem, was sich dreht ;) Aber wie gesagt, frühzeitige Diagnostik kann nicht schaden - besser als etwas zu übersehen. Sprechen Sie doch einfach mal mit ihrem Kinderarzt darüber. Ich bin sehr froh, dass bei meinem Sohn die Diagnostik früh durchgeführt wurde und er jetzt, dank Förderungen und I-Kraft in der Kita, gut aufgeholt hat - auch wenn er noch sprachauffällig ist. 


Familie S.

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@Ashey danke für die ausfürliche Antwort, sie haben meine Mamaherz etwas "beruihgt". Auf der Warteliste im Diagnostikzentrum sind wird, leider besteht eine wartezeit von einem Jahr. Da war es mir wichtig mehrere Meinungen einzuholen. ich werde die Lernstörung beim nächsten Kinderarzttermin ansprechen, VIELEN DANK!  


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