Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Abendliches Fernsehen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Abendliches Fernsehen

Frieda-Sonne

Sehr geehrte Frau Henkes Mich würde sehr ihre Meinung zu folgendem interessieren.  Wir haben eine 2 jährige Tochter, die kerngesund, lebhaft, fröhlich, offen ist - nichts auffälliges an ihrer bisherigen Entwicklung.  Ich selber bin fast komplett ohne Fernseher aufgewachsen und hatte das auch für meine Kinder so vorgehabt. Mein Mann aber völlig anders, wuchs in einem anderen Land unter vielen Geschwistern bei dauerhaft laufendem Fernseher auf.  Er braucht ständig einen Bildschirm und wenn es nach ihm ginge, würde der Fernseher auch bei uns nonstop laufen.  Unsere Tochter schläft abends leider immer erst sehr spät ein. Oft erst gegen 21:30-22:30. (Ich denke, dass sie ihren Mittagsschlaf nicht mehr braucht, aber da sie bei der TaMu mittags wie alle Kinder mittags schlafen soll, behalten wir ihn bei).  Mein Mann macht aber spätestens um 20:00-20:30 den Fernseher an, er sieht es nicht ein, dass er abends darauf verzichten sollte.  Bisher bin ich meistens mit ihr oben geblieben, damit sie nicht mitguckt. Bin aber damit auch zunehmend unzufrieden, da ich so nie mal in Ruhe auf dem Sofa sitzen kann, und es irgendwo nicht mehr einsehe, dass ich die Kleine jeden Abend alleine beschäftige, während mein Mann vor dem Bildschirm die Füße hochlegt.   Kürzlich war ich so erschöpft, dass ich mich abends mit ihr mit aufs Sofa gesetzt habe. Es lief eine Kochshow, mein Mann hörte Audio über Kopfhörer und unsere Tochter war selig, mit Mama und Papa auf dem Sofa sitzen zu dürfen.   Sie hat mich immer wieder angestrahlt und wir haben ein bisschen geknuddelt. Nach einer halben Stunde bin ich mit ihr ins Bett gegangen.  Es war sehr schön entspannt. Ich würde das jetzt am liebsten immer so machen.   Aber es regt sich direkt ein schlechtes Gewissen. Ist es in Ordnung, sie abends mit uns fernsehen zu lassen, wenn es weder Kinderfilme noch gewalttätige Programme o.ä. sind, und sie danach problemlos einschläft? Ich möchte auf keinen Fall, dass sie zu so einem Bildschirm -Junkie wird, wie mein Mann, der übrigens in seiner Jugend auch ADHS hatte (vielleicht hat er es auch immer noch!?). Sicher wäre es am besten, wenn wir Eltern uns abwechseln würden, immer einer geht mit ihr nach oben und guckt ein Buch an oder was auch immer.  Aber das funktioniert leider nicht, mein Mann stellt sich quer, er möchte abends Fernsehen, wir könnten ja gerne dazukommen.  Er sei vor dem Fernseher großgeworden und es habe ihm auch nicht geschadet... Wir haben durchaus schon heftig drüber gestritten, bis unsere Tochter "Nein, nein, nein!! " rief und mit den Armen wedelte, das brach mir dann auch das Herz - und immer wieder Streit ist wahrscheinlich für ihre Psyche noch  ungesünder! Zumal ich eh weiß, dass es nichts bringt.  Argumente gegen Fernsehen für kleine Kinder haben wir ausreichend in aller Ruhe besprochen, auch er hat sich Expertenmeinungen dazu angelesen, aber es siegt dann in der konkreten Situation doch immer seine Bequemlichkeit.   Soll ich es einfach akzeptieren - immerhin habe ich ihn so geheiratet und kann auch nicht erwarten, dass er sich zu 100% meinen Vorstellungen anpasst- oder schade ich damit unserer Tochter?  Vielen Dank im Voraus! 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, wie hier schon häufig erwähnt, bin ich der Meinung, dass Zweijährige überhaupt kein Fernsehen brauchen. Wenn man erlebt, wie stark es die Aufmerksamkeit der Kinder beansprucht und wie schlecht gelaunt sie nach dem Fernsehen werden, kann man sich die Schädlichkeit gut vorstellen - unabhängig von der Kindgerechtheit der jeweiligen Sendung. Das Thema scheint mir allerdings eher ein Problem zwischen Ihrem Mann und Ihnen zu sein. Sie müssen nicht alleine die Verantwortung und das Schuldgefühl für das Fernsehen übernehmen. Ihr Mann hat dafür genauso die Verantwortung, auch wenn er diese nicht zur Kenntnis nehmen will. Ihr Mann ist offenbar auch bereit, in der Freizeit auf Ihre Gesellschaft zu verzichten, wenn Sie mit Ihrer Tochter im Kinderzimmer bleiben. Im Übrigen können Sie versuchen, Ihre Tochter früher zu Bett zu bringen. Auch Zweijährige mit Mittagsschlaf sind in der Regel früher müde. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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